Die Kinder Von Eden : Roman
in seinen Fluten um.
Priest hob die Rohrzange über seinen Kopf und stürzte sich auf Mario.
Der Lkw-Fahrer war gerade dabei, die Wagentür zu öffnen. Irgend etwas mußte er aus dem Augenwinkel bemerkt haben, denn er stieß, als Priest fast über ihm war, unvermittelt einen Angstschrei aus, riß die Tür weit auf und wehrte dadurch die Attacke ab.
Priest krachte gegen die Wagentür, die sofort zurückschnellte und Mario zur Seite warf. Beide Männer stolperten. Mario verlor das Gleichgewicht und fiel neben dem Pickup auf die Knie, das Gesicht zum Wagen. Seine Baseballkappe mit dem Logo der Houston Astros landete auf dem Boden. Priest prallte mit dem Hinterteil auf die harte Erde. Die Rohrzange entglitt ihm, knallte auf eine große Coke-Flasche aus Plastik und blieb einen Meter weiter auf dem Boden liegen.
Mario rang nach Luft: »Du wahnsinniger …« Er rappelte sich halbwegs auf, suchte Halt, um seinen schweren Körper hochzuhieven, fand mit der linken Hand den Türrahmen und wollte sich daran hochziehen. Priest, noch immer auf dem Boden sitzend, holte aus und trat, so fest er konnte, mit der Hacke gegen die Tür. Sie quetschte Mario die Finger ein, bevor sie zurückschnellte. Mario schrie auf vor Schmerzen, sackte wieder zusammen, fing sich mit dem Knie ab und krachte gegen die Flanke des Wagens.
Priest sprang auf.
Die Rohrzange schimmerte silbrig in der Morgensonne. Er riß sie an sich. Dann sah er Mario an, und Wut und Haß wallten in ihm auf: Dieser Kerl hatte seine sorgfältig ausgetüftelten Pläne durchkreuzt und bedrohte nun das Leben, für das er, Priest, sich entschieden hatte. Er trat auf ihn zu und hob die Waffe.
Mario wandte sich ihm halb zu. Grenzenlose Verwirrung prägtesein junges Gesicht, als verstünde er absolut nicht, was vor sich ging. Er öffnete den Mund und stammelte: »Ricky …?« Im gleichen Augenblick sauste die Rohrzange auf ihn herab.
Es gab ein gräßliches Geräusch, als das schwere Ende die Schädeldecke traf. Marios volles, dunkles Haar bot keinen Schutz. Seine Kopfhaut platzte auf, seine Schädeldecke zerbarst, und die Mordwaffe drang in die weiche Hirnmasse ein.
Aber er war noch nicht tot.
Priest bekam es mit der Angst zu tun.
Mario starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Seine Miene spiegelte unverändert wider, wie grenzenlos verwirrt und verraten er sich fühlte. Offenbar versuchte er den Satz, den er begonnen hatte, zu Ende zu bringen. Er hob die Hand, als wolle er sich zu Wort melden.
Entsetzt trat Priest einen Schritt zurück. »Nein!« sagte er.
»Mann!« brachte Mario heraus.
Priest spürte, wie ihn Panik ergriff. Wieder hob er die Rohrzange. »Verreck endlich, du Arschloch!« brüllte er und schlug zu.
Diesmal sank der Stahl noch tiefer in Marios Hirn. Als Priest ihn wieder herauszog, kam es ihm vor, als zerre er ihn aus weichem Schlamm. Beim Anblick der lebendigen, grauen Masse, die an den verstellbaren Zangen klebte, wurde ihm speiübel. Sein Magen revoltierte. Er schluckte hart, und ihn schwindelte.
Mario kippte langsam hintüber und blieb reglos neben dem Hinterrad liegen. Seine Arme wurden schlaff, sein Unterkiefer sackte herab, aber noch immer war Leben in ihm. Unverwandt starrten sich die beiden Männer in die Augen. Blut quoll aus Marios Schädel und rann über sein Gesicht in den offenen Kragen seines karierten Hemds. Sein stierer Blick war Priest unerträglich. »Stirb!« flehte er. »Um Gottes willen, so stirb doch endlich, Mario, bitte!«
Nichts geschah.
Priest wich zurück. Marios Augen schienen eine Bitte auszusprechen: Komm, gib mir den Rest … Doch Priest vermochte
nicht noch einmal zuzuschlagen. Es widersprach aller Logik – aber er konnte die Rohrzange einfach nicht mehr heben.
Da rührte Mario sich. Sein Mund klappte auf, sein Körper wurde starr, und seiner Kehle entrang sich erstickt ein Schrei der Agonie.
Priests Blockade löste sich. Auch er schrie. Dann stürzte er sich auf Mario und schlug wie wild auf ihn ein, immer auf dieselbe Stelle. Angst und Entsetzen vernebelten ihm den Blick, so daß er sein Opfer kaum noch wahrnahm.
Das Schreien hörte auf, der Anfall war vorüber.
Priest richtete sich auf, trat einen Schritt zurück und ließ die Rohrzange fallen.
Marios Leiche sackte langsam zur Seite, bis der blutige Trümmerhaufen, der einst sein Kopf gewesen war, auf dem Boden aufschlug. Graue Hirnmasse sickerte in die trockene Erde.
Priest fiel auf die Knie und schloß die Augen. »Lieber Gott, Allmächtiger, vergib
Weitere Kostenlose Bücher