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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einen Tag dazu brauchen. Wir könnten den Gouverneur erpressen: Wenn die Regierung nicht tut, was wir verlangen, jagen wir Sacramento in die Luft.« »Nein!« widersprach Aneth, die ein Kind stillte. Der Junge war schon drei Jahre alt, und Priest fand, er müsse jetzt langsam entwöhnt werden. Aneth dagegen war der Meinung, der Kleine solle so lange nuckeln dürfen, wie er wolle. »Mit Bomben kannst du die Welt nicht retten«, sagte sie.
    Star hörte auf zu singen. »Wir versuchen nicht, die Welt zu retten. Das hab‘ ich mir schon 1969 abgeschminkt, als die internationale Presse die Hippie-Bewegung zur Lachnummer gemacht hat. Alles, was ich retten will, ist dies: unsere kleine Welt hier und unser Leben, damit unsere Kinder in Liebe und Frieden aufwachsen können.«
    Priest, der den Vorschlag, eine Atombombe herzustellen, bereits erwogen und verworfen hatte, sagte: »Das Plutonium ist der Haken an der Sache. Wie sollen wir da rankommen?«
    Aneth nahm das Kind von der Brust und klopfte ihm sachte den Rücken. »Schlagt euch das aus dem Kopf!« sagte sie. »Mit diesem Zeug will ich nichts zu tun haben. Es ist absolut tödlich.«
    Star fing wieder an zu singen. Train, train, no-good train …
    Oaktree ließ nicht locker. »Ich könnte mich in einem Atomkraftwerk anheuern lassen und herausfinden, wie die Sicherheitsvorkehrungen zu knacken sind.«
    »Die verlangen einen Lebenslauf von dir«, sagte Priest. »Was willst du denen denn erzählen, wenn sie wissen wollen, was du in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren getrieben hast? Kernforschung in Berkeley?«
    »Mann, ich würde ihnen natürlich erzählen, daß ich bei einer Bande Freaks lebe, die sofort und unbedingt Sacramento in die Luft jagen muß, und daß ich gekommen bin, um so‘n bißchen Radioaktivität mitgehen zu lassen, Mann.«
    Die anderen lachten. Oaktree lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und begann, mit Star mitzusingen: No, no, ain‘tgonna ride that no-good train …
    Priest runzelte die Stirn; der flapsige Ton mißfiel ihm. Er konnte nicht darüber lachen. Wut brodelte in ihm. Da er jedoch wußte, daß die besten Ideen nicht selten in lockerer Atmosphäre geboren werden, ließ er dem Gespräch freien Lauf.
    Aneth küßte ihr Kind auf den Scheitel und sagte: »Wir könnten jemanden entführen.«
    »Wen?« fragte Priest. »Der Gouverneur hat wahrscheinlich ein halbes Dutzend Leibwächter.«
    »Wie war‘s mit diesem Typen, der als seine rechte Hand gilt, diesem Albert Honeymoon?« Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Sie alle haßten Honeymoon. »Oder den Chef von Coastal Electric, dem Stromkonzern?«
    Priest nickte. Ja, das war eine Möglichkeit.
    Er kannte sich aus. Er war zwar schon lange raus aus der Branche, aber die Spielregeln waren ihm immer noch vertraut: Plane sorgfältig; bleib kühl bis ans Herz; mach deinem Opfer die Hölle heiß, so daß es keinen klaren Gedanken mehr fassen kann; schlag unversehens zu; und verschwinde wie der Blitz. Dennoch störte ihn etwas an diesem Vorschlag: »Es ist zu … na ja, zu banal«, sagte er. »Angenommen, wir entführen ein großes Tier. Gut. Und dann? Wenn du willst, daß die Leute echt die Hose voll haben, können wir ihnen nicht mit Kinkerlitzchen kommen. Denen muß schon der Arsch auf Grundeis gehen.« Er verkniff sich weitere Details. Erst wenn du ‚nen Kerl soweit hast, daß er nur noch ein Häufchen Elend ist, sich vor Angst in die Hosen macht und dich auf Knien anfleht, ihm nicht mehr weh zu tun -erst dann sagst du ihm, was du von ihm willst. Und was glaubst du,wie dankbar er dir sein wird! Lieben wird er dich, nur weil du ihm gesagt hast, was er tun muß, damit die Schmerzen aufhören … Aber bei Menschen wie Aneth waren solche Erläuterungen fehl am Platz.
    Plötzlich meldete sich Melanie wieder zu Wort.
    Sie saß auf dem Boden, den Rücken an Priests Stuhl gelehnt. Aneth reichte ihr den dicken Joint, der die Runde machte. Melanie wischte sich die Tränen ab, nahm einen langen Zug und gab den Joint weiter an Priest. Dann stieß sie eine Rauchwolke aus und sagte: »Ihr wißt doch, daß es in Kalifornien so ungefähr zehn bis fünfzehn Stellen gibt, wo die geologischen Formationen unterhalb der Erdkruste unter so enormem Druck stehen, daß schon ein winziger Anstoß reicht, und die tektonischen Platten geraten ins Rutschen. Und dann macht‘s WUMM! Als ob ein Riese auf einem Kieselstein ausrutscht. Das Steinchen ist winzig, aber der Riese so schwer, daß die Erde bebt, wenn er stürzt.«
    Oaktree

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