Die Kinder Von Eden : Roman
Vergangenheit, was ihre Platten betrifft. An Ihrer Stelle würde ich mich in diesen Läden umhören.«
»Gute Idee. Danke.«
»Keine Ursache. Wie geht es sonst mit den Nachforschungen voran?«
»Wir machen einige Fortschritte. Ich sage unserem Pressesprecher Bescheid, daß er Sie nachher anruft und Ihnen Einzelheite mitteilt, ja?«
»Na, kommen Sie schon. Ich habe Ihnen gerade einen Gefallen getan, oder?«
»Das haben Sie ganz sicher, und ich würde Ihnen sehr gern ein Interview geben, aber Agenten ist es nicht gestattet, direkt mit Medienvertretern zu sprechen. Tut mir wirklich leid.«
Truth‘ Stimme wurde aggressiv. »Ist das Ihr Dank an unsere Zuhörer, die angerufen haben, um Ihnen Informationen zu geben?«
Judy durchfuhr ein schrecklicher Gedanke. »Schneiden Sie unser Gespräch etwa mit?«
»Das stört Sie doch nicht, oder?«
Judy legte auf. Verflucht. Sie war in die Falle getappt. Ohne offizielle Erlaubnis mit den Medien zu sprechen wurde beim FBI als Kompetenzüberschreitung betrachtet und war ein Kündigungsgrund. Falls John Truth das Gespräch senden ließ, würde Judy in Schwierigkeiten geraten. Sie konnte zwar
einwenden, daß sie auf die Informationen, die Truth ihr bot, dringend angewiesen war, und ein rücksichtsvoller Chef würde sie wahrscheinlich mit einer Ermahnung davonkommen lassen, doch Kincaid würde Judys Fehltritt begierig ausschlachten.
Ach, was soll‘s, Judy. Du steckst schon so tief im Dreck, da kommt es darauf nun auch nicht mehr an. Raja Khan kam an ihren Schreibtisch, ein Blatt Papier in der Hand. »Möchten Sie es sich ansehen, bevor es rausgeht? Das ist die Mitteilung an die Polizeidienststellen, wie man einen Vibrator erkennt.«
Das ging aber schnell.
»Weshalb haben Sie so lange gebraucht?« hänselte Judy.
»Ich mußte nachschlagen, wie man ›seismisch‹ buchstabiert.«
Judy lächelte und überflog, was Raja geschrieben hatte. Es war ausgezeichnet.
»Super. Schicken Sie‘s raus.« Sie reichte ihm das Blatt zurück. »Jetzt habe ich eine andere Aufgabe für Sie. Wir suchen nach einer Langspielplatte mit dem Titel Raining Fresh Daisies. Wurde in den sechziger Jahren aufgenommen.«
»Echt?«
Judy grinste. »Echt. In der guten alten Hippie-Zeit. Die Stimme auf dieser Platte ist von der Frau, die im Namen der Kinder von Eden bei John Truth angerufen hat. Ich hoffe, daß wir den Namen der Frau erfahren, wenn wir eine der Platten aufstöbern können. Falls die Plattenfirma noch existiert, bekommen wir vielleicht sogar die letzte bekannte Anschrift der Frau. Ich möchte, daß Sie sich mit allen großen Plattenfirmen in Verbindung setzen und dann die Läden anrufen, in denen seltene Schallplatten verkauft werden.«
Raja schaute auf die Uhr. »Es ist noch keine neun, aber ich kann ja mit der Ostküste anfangen.«
»Tun Sie das.«
Raja ging zu seinem Schreibtisch. Judy nahm den Hörer ab und wählte die Nummer der Polizeizentrale San Francisco. »Inspektor Maddox, bitte.«
Einen Augenblick später war er am Apparat. »Ich bin‘s, Bo«, sagte Judy.
»Hi, Judy.«
»Versuch mal, dich an die späten sechziger Jahre zu erinnern, als du noch gewußt hast, welche Musik ›in‹ war.«
»Da muß ich noch weiter zurück. Mein Gebiet sind die frühen Sechziger und die späten Fünfziger.« »Schade. Könnte sein, daß die Frau, die im Auftrag der Kinder von Eden anrief, mit einer Gruppe namens Raining Fresh Daisies eine Platte aufgenommen hat.«
»Meine Lieblingsgruppen hießen Frankie Rock and the Rockabillies und so ähnlich. Und Titel, in denen Blumen vorkamen, waren nie mein Fall. Tut mir leid, Jude, aber von deiner Band hab‘ ich noch nie gehört.«
»Na ja, es war einen Versuch wert.«
»Ich bin froh, daß du anrufst. Ich habe über diesen Burschen nachgedacht, diesen Ricky Granger – er ist der Mann, der hinter der Frau steht, nicht wahr?«
»Wir nehmen es jedenfalls an.«
»Weißt du, der Bursche ist dermaßen vorsichtig und plant alles so akribisch, daß er bestimmt für sein Leben gern wissen würde was du vorhast.«
»Anzunehmen.«
»Das FBI hat vielleicht schon mit ihm gesprochen, ohne es zu wissen.«
»Meinst du wirklich?«
Falls Bo recht hatte, war das ein Hoffnungsschimmer. Es gab tatsächlich einen Tätertyp, der sich unbemerkt in die Nachforschungen einschlich, indem er sich der Polizei gegenüber als Zeuge ausgab oder als freundlicher Nachbar, der Kaffee anbot, um dann zu versuchen, sich den Beamten als Verbündeter zu präsentieren, und über
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