Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
die Fortschritte bei den Nachforschungen mit ihnen plauderte. »Aber was wir bislang von Granger wissen, läßt eher darauf schließen, daß der Kerl übervorsichtig ist.« »Wahrscheinlich tobt in seinem Inneren ein Krieg zwischen der Vorsicht und der Neugier. Aber sieh dir sein Verhalten an – er ist verdammt dreist, scheut kaum ein Risiko. Ich vermute, letztlich behält seine Neugier die Oberhand.«
    Judy nickte, den Hörer am Ohr. Es war die Sache wert, sich Bos Vermutungen anzuhören; sie basierten auf dreißig Jahren Berufserfahrung als Polizist. »Ich werde jede Vernehmung in diesem Fall noch einmal überprüfen.«
    »Achte auf ungewöhnliche Bemerkungen. Auf Verrücktheiten. Dieser Bursche tut immer das, was man gerade nicht erwartet. Er ist verdammt einfallsreich.«
    »Okay. Sonst noch was?«
    »Was möchtest du zu Abend?«
    »Ich komme wahrscheinlich nicht nach Hause.«
    »Übertreib‘s nicht.«
    »Bo, mir bleiben noch drei Tage, um diese Hirnverbrannten zu fassen. Wenn ich es nicht schaffe, könnten Hunderte von Menschen sterben! Ich hab‘, weiß Gott, andere Sorgen als mein Abendessen.«
    »Wenn du zu müde wirst, könntest du den entscheidenden Hinweis übersehen. Leg Pausen ein, iß zu Mittag und sorg dafür, daß du ausreichend Schlaf findest.«
    »Wie du selbst es immer getan hast, hm?«
    Bo lachte. »Viel Glück.«
    »Bis dann.« Judy legte auf und runzelte die Stirn. Sie mußte noch einmal alles durchgehen: jedes Gespräch, jede Vernehmung der Mitglieder der Bewegung Grünes Kalifornien durch Marvins Team und sämtliche Protokolle über die Razzia bei den Los Alamos. Dies alles mußte inzwischen im Zentralcomputer des Office gespeichert sein. Judy suchte das entsprechende Verzeichnis, lud es in ihren Computer und überflog die Dateien. Sie erkannte sofort, daß es zuviel Material war, als daß sie es allein hätte durchsehen können. Das FBI hatte mit jedem Wohnungseigentümer im Silver River Valley gesprochen – mehr als hundert Personen. Judy beschloß, eine kleine Mannschaft mit dieser Aufgabe zu betrauen, sobald sie die zusätzlichen Leute bekommen hatte. Sie machte sich eine Notiz.
    Was noch? Sie mußte Observierungsteams an mögliche Erdbebenorte schicken. Michael hatte gesagt, er könnte eine entsprechende Liste erstellen. Judy war froh, einen Grund für einen Anruf bei ihm zu haben. Sie wählte seine Nummer.
    Michaels Stimme klang erfreut, als Judy sich meldete. »Ich kann es kaum erwarten, bis wir uns heute abend sehen.«
    Verdammt – das habe ich ganz vergessen. »Ich bin wieder mit dem Kinder-von-Eden-Fall betraut worden«, sagte sie.
    »Heißt das, du hast heute abend keine Zeit?« fragte Michael enttäuscht.
    Im Moment konnte Judy sich beim besten Willen kein gemütliches Abendessen mit anschließendem Kinobesuch vorstellen. »Ich möchte dich gern sehen, aber ich hab‘ leider nicht viel Zeit. Könnten wir uns vielleicht auf einen Drink treffen?«
    »Ja, sicher.«
    »Tut mir wirklich leid, aber die Sache weitet sich immer schneller aus. Ich rufe dich wegen der Liste über mögliche Erdbebenorte an, die du mir versprochen hast. Hast du sie fertig?«
    »Nein. Du hattest doch die Befürchtung, die Informationen könnten an die Öffentlichkeit gelangen und eine Panik auslösen. Deshalb hielt ich die Sache für zu gefährlich.«
    »Jetzt muß ich es aber wissen.«
    »Okay, ich schaue mir die Daten an.«
    »Könntest du die Liste heute abend mitbringen?«
    »Klar. Sechs Uhr, bei Morton?«
    »In Ordnung. Bis dahin.«
    »Hör mal …«
    »Ja?«
    »Ich bin froh, daß du wieder mit dem Fall betraut bist. Tut mir leid, daß wir heute abend nicht essen gehen können, aber ich fühle mich sicherer – jetzt, wo ich weiß, daß du wieder hinter diesen Verrückten her bist. Das ist mein Ernst.«
    »Danke.« Judy legte schnell auf. Sie konnte nur hoffen, daß sie Michaels Vertrauen verdiente.
    Noch drei Tage.
    Am frühen Nachmittag war die Kommandozentrale des Krisenstabes eingerichtet und arbeitete auf Hochtouren.
    Der Offiziersclub sah aus wie ein spanisches Herrenhaus. Im Inneren jedoch war es die triste Nachbildung eines Country Clubs: zweitklassige Holzvertäfelung, stümperhafte Wandgemälde, häßliche Lampen. Und es roch immer noch nach Stinktier.
    Der geräumige Ballsaal war als Einsatzzentrale eingerichtet worden. In einer Ecke befand sich die Leitstelle: ein Versammlungstisch mit Stühlen für die Chefs der wichtigsten Dienststellen, aus denen der Krisenstab sich zusammensetzte,

Weitere Kostenlose Bücher