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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Jeden Nackenschlag, den Sie einstecken mußten, haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Und jetzt sitzen Sie da und spielen den Beleidigten. Schon gut, ich weiß, daß Ihr Stolz gekränkt ist, daß Ihre Gefühle verletzt sind, aber ich möchte Ihnen nur eins dazu sagen: Es ist mir scheißegal.«
    Kincaid starrte sie mit offenstehendem Mund an. Judy ging zur Tür.
    »Um halb zehn werde ich mit Honeymoon telefonieren«, sagte sie. »Bis dahin wird meinem Team ein erfahrener Logistiker zugewiesen, der die Befugnis hat, die zusätzlichen Leute einzuteilen, die ich bekommen werde. Außerdem wird dieser Logistiker im Offiziersclub die Kommandozentrale für den Krisenstab einrichten. Werden meine Wünsche nicht erfüllt, so werde ich Honeymoon mitteilen, daß er sich mit Washington in Verbindung setzen soll. Jetzt sind Sie am Zug.« Sie verließ das Büro und knallte die Tür hinter sich zu.
    Auf dem Flur durchströmte Judy ein Hochgefühl: Sie hatte sichmit deutlichen Worten ihr Recht verschafft. Welche Schritte sie auch unternahm – Kincaid würde ihr Steine in den Weg legen. Da war es am besten, gleich mit harten Bandagen zu kämpfen. Mit Kincaid würde sie ohnehin nie mehr arbeiten können. In einer Situation wie dieser würden die hohen Tiere des FBI sich auf die Seite des vorgesetzten Agenten stellen. Es war so gut wie sicher, daß Judy beim FBI ihre Koffer packen konnte. Doch dieser Fall i war viel wichtiger als ihre Karriere. Es konnten Hunderte von Menschenleben auf dem Spiel stehen. Falls sie eine Katastrophe verhindern und die Terroristen dingfest machen konnte, würde sie ihren Abschied hocherhobenen Hauptes nehmen – und dann zum Teufel mit dem ganzen Verein!
    Die Sekretärin des Dezernats für Inlandsterrorismus, kurz DT, stand in Kincaids Vorzimmer und hantierte an der Kaffeemaschine.
    »Danke, Rosa«, sagte Judy im Vorübergehen und kehrte ins Büro des DT zurück. Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte. Sie nahm den Hörer ab. »Judy Maddox.«
    »Hier John Truth.«
    »Oh … hallo.« Es war beinahe gespenstisch, die vertraute Radiostimme am anderen Ende der Leitung zu hören. »Sie sind früh bei der Arbeit.«
    »Ich bin zu Hause, aber mein Produzent hat mich eben angerufen. Meine Mailbox beim Sender war bis zum Bersten voller Anrufe, die in der vergangenen Nacht eingegangen sind, wegen dieser Terroristin von den Kindern von Eden, die sich bei mir gemeldet hat.«
    Eigentlich stand es Judy gar nicht zu, selbst mit den Medienvertretern zu reden. Sämtliche Gespräche dieser Art liefen normalerweise über die Spezialistin in der Presseabteilung, Madge Kelly, eine junge Agentin mit Hochschulabschluß in Journalistik. Doch Truth bat Judy ja nicht um eine Stellungnahme, er gab ihr Informationen. Und Judy hatte es zu eilig, als daß sie Truth bitten wollte, Madge anzurufen. »War etwas Brauchbares dabei?«
    »Kann man wohl sagen. Ich hatte zwei Anrufer, die sich an den Titel der Schallplatte erinnern konnten.« »Was?« Judy war wie elektrisiert. »Das ist ja phantastisch!«
    »Die Frau hat Gedichte auf Platte gesprochen, während im Hintergrund psychedelische Hippie-Musik gespielt wurde.«
    »Verrückt.«
    »Ja.« Er lachte. »Das Album hieß Raining Fresh Daisies. Offenbar hieß auch die Band so … oder ›Gruppe‹, wie man damals sagte.«
    Truth wirkte höflich und freundlich; er machte einen ganz anderen Eindruck als den des boshaften Widerlings, der er im Fernsehen war. Vielleicht war es nur Schauspielerei. Doch Medienvertretern durfte man niemals trauen. »Von der Gruppe habe ich noch nie gehört«, sagte Judy.
    »Ich auch nicht. War vor meiner Zeit, nehme ich an. Und die Schallplatte ist bei uns im Sender bestimmt nicht aufzutreiben.«
    »Hat einer Ihrer Anrufer Ihnen eine Katalognummer genannt oder vielleicht sogar den Namen der Plattenfirma?«
    »Nein. Mein Produzent hat die beiden Anrufer zurückgerufen, aber keiner von ihnen besitzt die Platte. Sie konnten sich bloß daran erinnern.«
    »So ein Mist. Dann müssen wir wohl jede Plattenfirma anrufen. Ich frage mich allerdings, ob deren Unterlagen so weit zurückreichen …«
    »Vielleicht wurde die Platte von einer kleinen Firma auf den Markt gebracht, die nicht mehr existiert – der Titel hört sich ziemlich exotisch an und war bestimmt nicht in den Charts. Soll ich Ihnen sagen, was ich an Ihrer Stelle tun würde?«
    »Ja, sicher.«
    »In Haight-Ashbury gibt es eine Menge Secondhand-Plattenläden. Die Verkäufer dort leben gewissermaßen in der

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