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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wir eine Beschreibung des Wagens? Welches Fabrikat?«
    »Nein. Der Mautkassierer hat nicht darauf geachtet.«
    Judy konnte nicht verhindern, daß sich ein verzweifelter Beiklang in ihre Stimme schlich. »Dann ist Granger entkommen?«
    »Ja.«
    »Und die Highway-Polizisten?«
    »Beide tot.«
    Der Sergeant wurde blaß. »Möge Gott sich ihrer Seelen erbarmen«, flüsterte er.
    Judy wandte sich ab. Ihr war beinahe übel vor Trauer und hilfloser Wut. »Und möge Gott uns helfen, Ricky Granger zu schnappen«, sagte sie, »bevor er noch mehr Menschen umbringt.«
Kapitel 17
    Bei der Tarnung des seismischen Vibrators als Kirmeswagen hatte Oaktree ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die in leuchtenden Farben gestrichenen roten und gelben Bretter des Drachenmauls verbargen den riesigen Vibrationsmechanismus komplett, einschließlich der gewaltigen Stahlplatte und des Gewirrs aus Druckbehältern und Rohrleitungen, mit denen die Maschinerie gesteuert wurde. Als Priest am Freitagnachmittag durch Kalifornien fuhr – von den Ausläufern der Sierra Nevada durch das Tal des Sacramento bis in die Küstengegend -, hupten und lächelten andere Fahrer freundlich, und hinter den Rückfenstern von Kombis winkten ihm Kinder zu.
    Die Highway-Polizei beachtete ihn nicht.
    Melanie saß neben ihm im Fahrerhaus, Star und Oaktree folgten im alten Barracuda. Am frühen Abend erreichten sie Felicitas. Kurz nach sieben Uhr morgens würde sich das seismische Fenster öffnen. Es war eine günstige Zeit: Das Zwielicht würde Priest bei der Flucht behilflich sein. Hinzu kam, daß FBI und Polizei sich dann seit nunmehr achtzehn Stunden im Alarmzustand befanden – man konnte davon ausgehen, daß sie zunehmend müder wurden und ihre Reaktionsschnelligkeit nachließ. Vielleicht glaubten sie allmählich sogar, daß sich gar kein Erdbeben ereignen würde.
    Priest bog von der Schnellstraße ab und hielt an. Am Ende der Ausfahrt standen eine Tankstelle und ein Big-Rips-Restaurant, in dem mehrere Familien zu Mittag aßen. Die Kinder starrten durch die Fenster auf das Drachenmaul. Neben dem Restaurant befand sich eine Weide, auf der fünf oder sechs Pferde grasten; dann kam ein niedriges Bürogebäude mit großen Glasfenstern. An der Straße, die von hier aus in die Stadt führte, standen Wohnhäuser;außerdem sah Priest eine Schule und ein kleines Holzgebäude, das wie eine Baptistenkirche aussah.
    »Die Verwerfung verläuft quer über die Hauptstraße«, sagte Melanie.
    »Woher weißt du das?«
    »Sieh dir die Bäume am Bürgersteig an.« Die gegenüberliegende Straßenseite war von Kiefern gesäumt. »Die Bäume am westlichen Ende der Straße stehen ungefähr anderthalb Meter weiter vom Fahrbahnrand entfernt als die am östlichen Ende.«
    Priest sah deutlich, daß die Baumreihe ungefähr zur Mitte der Straße tatsächlich einen Knick nach hinten aufwies, so daß die Bäume dort mitten auf dem Gehsteig standen, nicht am Straßenrand.
    Priest schaltete das Radio in der Fahrerkabine ein. Soeben begann die John-Truth-Show. »Perfekt«, sagte er.
    Der Nachrichtensprecher meldete: »Gestern wurde in Sacramento ein leitender Mitarbeiter von Gouverneur Mike Robson unter seltsamen Begleitumständen entführt. Der Kidnapper lauerte Al Honeymoon, dem Kabinettssekretär des Gouverneurs, in der Tiefgarage des Kapitols auf, zwang ihn, aus der Stadt zu fahren, und ließ ihn an der I-8o zurück.«
    Priest sagte: »Fällt dir was auf? Die erwähnen die Kinder von Eden gar nicht. Dabei wissen die, daß ich der Bursche in Sacramento war. Aber die Schweinehunde wollen den Eindruck erwecken, als hätte das nichts mit uns zu tun. Die glauben, so könnten sie ‚ne Panik verhindern. Aber die verschwenden bloß ihre Zeit. In zwanzig Minuten gibt‘s die größte Massenpanik, die Kalifornien je erlebt hat.«
    »Sehr gut!« sagte Melanie. Sie wirkte ängstlich und aufgeregt zugleich, ihr Gesicht war gerötet, und ihre Augen glänzten vor Hoffnung und Furcht.
    Priest jedoch wurde insgeheim von Zweifeln geplagt.
    Ob es diesmal klappt?
    Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Er legte den Gang ein und fuhr den Hügel hinunter.
    Nach einer langgezogenen Kurve mündete die Ausfahrt der Schnellstraße in die alte Landstraße, die aus östlicher Richtung in die Stadt führte. Hier bog Priest auf die Hauptstraße ab. Genau auf der Verwerfung stand ein Cafe. Priest lenkte den Vibrator auf den großen Parkplatz vor dem Gebäude. Der Barracuda glitt
    neben den Laster und hielt.

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