Die Kinder Von Eden : Roman
eine Erklärung von Gouverneur Robson, daß im ganzen Staat der Bau von Kraftwerken eingestellt wird. Anderenfalls gibt‘s noch ‚n Erdbeben.«
»Sie würden das tatsächlich noch einmal tun?« Truth‘ Stimme klang ehrlich schockiert.
»Verlassen Sie sich darauf. Und …«
Truth versuchte ihn zu unterbrechen: »Wie können Sie behaupten …«
Priest fuhr unbeirrt fort: »… das nächste Erdbeben wird noch schlimmer als dieses.«
»Wo wird es sich ereignen?«
»Das wüßten Sie wohl gern.«
»Können Sie denn sagen, wann es stattfindet?«
»O ja. Falls der Gouverneur nicht auf unsere Forderungen eingeht, wird sich das nächste Beben in zwei Tagen ereignen.«
Er hielt inne, um seiner Drohung einen dramatischen Anstrich zu geben. »In genau achtundvierzig Stunden.«
Er unterbrach die Verbindung.
»So, Mr. Gouverneur«, sagte er laut. »Jetzt sag den Leuten mal, sie sollen nicht in Panik ausbrechen.«
Dritter Teil
ACHTUNDVIERZIG STUNDEN
Kapitel 18
Wenige Minuten vor Mitternacht fuhren Judy und Michael zur Kommandozentrale des Krisenstabs zurück.
Judy hatte seit vierzig Stunden nicht geschlafen, fühlte sich aber nicht müde. Noch immer war sie vom Grauen des Erdbebens erfüllt. Alle paar Sekunden sah sie eines der alptraumhaften Bilder vor dem geistigen Auge: das Wrack des Güterzuges, die schreienden Menschen, den in Flammen aufgehenden Helikopter, den alten Chevy, der sich immer wieder in der Luft überschlug. Als sie den ehemaligen Offiziersclub betrat, fühlte sie sich zittrig und innerlich aufgewühlt.
Michaels Enthüllung jedoch hatte ihr neue Hoffnung gegeben. Daß seine Frau zu den Terroristen gehörte, war ein Schock, zugleich aber eine der bisher vielversprechendsten Spuren. Judy mußte nur Melanie finden, dann fand sie auch die Kinder von Eden.
Und wenn sie das binnen zwei Tagen schaffte, dann konnte sie ein weiteres Erdbeben verhindern.
Sie betrat den alten Ballsaal, der zur Einsatzzentrale umfunktioniert worden war. Stuart Cleever, der FBI- Agent aus Washington, der das Kommando übernommen hatte, stand an der Leitstelle. Er war ein gepflegter, adretter Mann in einem makellosen grauen Anzug mit weißem Hemd und gestreifter Krawatte. Neben ihm stand Brian Kincaid.
Der Mistkerl hat sich wieder in den Fall eingeschlichen. Er will bei diesem Burschen aus Washington Eindruck schinden.
Kincaid schien nur auf Judy gewartet zu haben. »Was ist schiefgegangen?« fragte er, kaum daß er sie erblickt hatte.
»Wir sind ein paar Sekunden zu spät gekommen«, antwortete sie müde.»Sie haben uns doch gesagt, Sie ließen alle Erdbebenorte unter Beobachtung halten«, sagte Kincaid mit scharfer Stimme.
»Das ist bei den wahrscheinlichsten Erdbebenorten auch geschehen. Aber diese Terroristen wußten davon; deshalb haben sie sich für einen Erdbebenort zweiter Wahl entschieden. Es war riskant für sie – die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags war größer -, aber ihr Vabanquespiel ist ihnen geglückt.«
Mit einem Schulterzucken wandte Kincaid sich Cleever zu, als wollte er sagen:
Glauben Sie ihr, und Sie werden einfach alles glauben.
Cleever sagte zu Judy: »Sobald Sie einen vollständigen Bericht geschrieben haben, möchte ich, daß Sie nach Hause gehen und sich ein wenig ausruhen. Brian wird die Verantwortung für Ihr Team übernehmen.«
Ich hab‘s gewußt. Kincaid hat Cleever gegen mich aufgehetzt.
Es wird Zeit, daß ich alles auf eine Karte setze.
»Ich würde ja gern eine Pause machen«, sagte Judy, »aber jetzt noch nicht. Ich werde dafür sorgen, daß die Terroristen im Laufe der nächsten zwölf Stunden verhaftet werden.«
Brian ließ einen erstaunten Ausruf hören.
Cleever fragte: »Und wie?«
»Ich habe gerade eine neue Spur entdeckt. Ich weiß jetzt, wer der Seismologe dieser Terroristenbande ist.«
»Wer?«
»Eine Frau. Melanie Quercus. Sie ist die Ehefrau von Michael Quercus, lebt aber getrennt von ihm. Wie Sie sicher wissen, hilft Michael dem FBI. Die Informationen, an welchen Stellen die St.-Andreas-Spalte unter seismischer Spannung steht, hat Melanie von ihm. Sie hat die entsprechenden Daten aus Michaels
Computer gestohlen. Ich habe den starken Verdacht, daß sie Michael außerdem die Liste mit den möglichen Erdbebenorten gestohlen hat – die Stellen, die wir ständig beobachten lassen.«
»Quercus ist ebenfalls verdächtig!« sagte Kincaid. »Er könnte mit seiner Frau unter einer Decke stecken!«
Judy hatte diesen Vorwurf erwartet. »Ganz bestimmt nicht«, sagte
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