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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Priest mit anklagenden Blicken. »Ich kann‘s nicht glauben, was wir getan haben«, sagte sie. »Was meinst du, wie viele Menschen wir getötet haben?«
    »Wir hatten keine Wahl«, erwiderte Priest wütend. »Du hast mir gesagt, du würdest alles tun, um die Kommune zu retten -weißt du das nicht mehr?«
    »Aber dich läßt das alles so kalt! So viele Menschen sind umgekommen, und noch mehr wurden verletzt … ganze Familien haben ihr Heim verloren … tut dir das denn kein bißchen leid?«
    »Doch. Sicher.«
    »Und sie.« Star wies mit einem Kopfnicken auf Melanie. »Schau dir ihr Gesicht an. Sie ist ganz aufgedreht. Mein Gott, ich glaube, sie freut sich über diese ganze Scheiße.«
    »Wir unterhalten uns später, Star, okay?«
    Sie schüttelte den Kopf, als wäre sie verwundert. »Da habe ich fünfundzwanzig Jahre mit dir verbracht und kenne dich immer noch nicht richtig.«
    Oaktree kam zurück. Er saß hinter dem Steuer des Toyota. »Bis auf ein paar Beulen ist der Wagen in Ordnung«, erklärte er.
    Priest sagte zu Star: »Fahr mit ihm.«
    Sie zögerte einen langen Augenblick; dann stieg sie ein.
    Oaktree fuhr los und war Sekunden später verschwunden.
    »Steig in den Laster«, sagte Priest zu Melanie. Er setzte sich hinters Steuer und fuhr den seismischen Vibrator zur Kreuzung zurück. Dort stiegen beide aus und schauten sich die verbliebenen beiden Autos an. Priest gefiel der Cadillac. Zwar war der Kofferraum eingedrückt, doch die Frontpartie war unversehrt, und die Schlüssel steckten im Zündschloß. »Los, wir nehmen den Caddy«, sagte er zu Melanie.
    Sie stieg ein und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang sofort an. »Wohin soll‘s gehen?« fragte sie. »Zum Lagerhaus.«
    »Okay.«
    »Gib mir dein Handy.«
    »Wen willst du anrufen? Doch nicht das FBI?«
    »Nein, bloß den Radiosender.«
    Melanie reichte ihm den Apparat.
    Sie wollten gerade losfahren, als es in der Ferne eine gewaltige Explosion gab. Priest drehte sich in Richtung Felicitas um und sah, wie eine grelle Flammensäule hoch in den Himmel schoß.
    »Oh, Mann«, sagte Melanie. »Was ist das denn?«
    Die Flamme fächerte auseinander und wurde zu einem hellen Leuchten am Abendhimmel.
    »Ich schätze, die Erdgaspipeline ist in die Luft geflogen«, sagte Priest. »Mann, das nenn‘ ich ein Feuerwerk.«
    Michael Quercus saß neben der Straße auf einem Grasfleck. Er machte einen schockierten und hilflosen Eindruck.
    Judy ging zu ihm. »Steh auf«, sagte sie. »Reiß dich zusammen. Jeden Tag sterben Menschen.«
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Es sind auch nicht die Todesopfer … wenngleich es mehr als genug sind. Es ist etwas anderes.«
    »Und was?«
    »Hast du gesehen, wer in dem Wagen saß?«
    »Im Barracuda? Ja, ein Schwarzer saß am Steuer.«
    »Und auf der Rückbank?«
    »Mir ist sonst niemand aufgefallen.«
    »Aber mir. Eine Frau.«
    »Hast du sie erkannt?«
    »O ja«, sagte er. »Es war Melanie.«
    Zwanzig Minuten lang mußte Priest immer wieder die Nummer des Senders wählen, bis er zur John- Truth-Show durchkam. Als er das Freizeichen hörte, befanden sie sich bereits in den Außenbezirken von San Francisco.
    Die Show lief noch immer. Priest erklärte, er sei von den Kindern von Eden, und wurde sofort verbunden. »Sie haben etwas Schreckliches getan«, sagte Truth mit seiner düstersten, unheilverkündendsten Stimme, doch Priest erkannte, daß Truth unter der ernsten Oberfläche von beinahe freudiger Erregung gepackt war. Das Erdbeben hatte sich praktisch während seiner Sendung ereignet. Das würde ihn zum berühmtesten Radiomoderator Amerikas machen.
    »Sie irren sich«, erklärte Priest. »Die Leute, die Kalifornien in ein vergiftetes Ödland verwandeln, haben etwas Schreckliches getan. Ich versuche bloß, diese Verrückten aufzuhalten.«
    »Indem Sie unschuldige Menschen töten?«
    »Die Umweltverschmutzung tötet unschuldige Menschen. Autos töten unschuldige Menschen. Rufen Sie diesen Lexus-Händler an, der in Ihrer Sendung Werbespots macht, und sagen Sie ihm, daß er etwas Schreckliches tut, indem er täglich fünf Autos verkauft.«
    Für einen Moment trat Stille ein. Priest grinste. Truth wußte nicht recht, was er darauf antworten sollte. Auf eine Diskussion über die Moral seiner Sponsoren durfte er sich nicht einlassen.
    Rasch wechselte Truth das Thema: »Ich appelliere an Sie, stellen Sie sich der Polizei. Sofort.«
    »Ich habe Ihnen und den Bewohnern Kaliforniens noch etwas zu sagen«, erwiderte Priest. »Ich fordere

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