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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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der Müllgrube aufgegabelt hatte. Aber Lazy Susan‘s in der Main Street war unübersehbar; es war sinnlos zu lügen. »Es gibt da ein kleines Restaurant.«
    »Wie ist das Essen?«
    »Der Maisbrei ist okay. Der Laden ist gleich hinter der Ampel. Sie können mich da rauslassen.«
    Eine Minute später hielt der Wagen schräg zur Fahrtrichtung auf einer markierten Stellfläche vor Susan‘s. Priest dankte dem Keramikvertreter und stieg aus. »Lassen Sie sich das Frühstück schmecken!« rief er im Weggehen. Und quatsch um Gottes willen nicht mit irgendwelchen Einheimischen …
    Einen Straßenzug weiter befand sich das Regionalbüro von Ritkin Seismex, der kleinen Firma für geologische Untersuchungen, bei der er bis gestern gearbeitet hatte. Das Büro war in einem großen Wohnanhänger untergebracht, den man auf einem unbebauten Grundstück abgestellt hatte. Marios seismischer Vibrator war neben Lennys preiselbeerrotem Pontiac Grand Am geparkt.
    Priest blieb kurz stehen und nahm den Laster genauer unter die Lupe. Er hatte zehn Räder mit großen Geländereifen, die wie die Panzerung eines Dinosauriers aussahen. Unter der Kruste texanischen Drecks war er hellblau. Priest juckte es, einfach hineinzuspringen und loszufahren. Er musterte die riesige Anlage auf der Ladefläche, den starken Motor und die schwere Platte aus massivem Stahl, die Tanks, Schläuche, Ventile und Meßgeräte. In einer Minute hätte ich das Ding am Laufen, auch ohne Schlüssel… Aber wenn er das Gerät jetzt schon stahl, würde binnen weniger Minuten jeder Streifenpolizist in Texas nach ihm Ausschau halten. Er mußte Geduld haben. Ich werde die Erde zum Beben bringen, und niemand wird mich daran hindern.
    Er betrat den Trailer.
    Im Büro herrschte hektisches Getriebe. Zwei Mitglieder der Geophon-Crew beugten sich über einen Computer; aus dem Drucker lief langsam eine farbige Landkarte der Umgebung. Heute war der Tag, an dem draußen im Gelände die Geräte eingesammelt werden sollten und der Umzug nach Clovis begann.
    Ein Geologe führte am Telefon ein Streitgespräch auf spanisch, und Diana, Lennys Sekretärin, überprüfte eine Liste.
    Durch eine offenstehende Tür betrat Priest das Chefbüro. Lenny, den Telefonhörer am Ohr, trank Kaffee. Nach dem Saufgelage vom Abend zuvor waren seine Augen blutunterlaufen, sein Gesicht fleckig. Mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken gab er Priest zu verstehen, daß er ihn gesehen hatte.
    Priest blieb an der Tür stehen und wartete auf das Ende des Telefongesprächs. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er wußte ungefähr, was er sagen wollte. Die Frage war nur, ob Lenny anbeißen würde. Alles Weitere hing davon ab.
    Nach einer Minute legte Lenny den Hörer auf und sagte: »He, Ricky, hast du Mario heut morgen schon gesehen?« Seine Stimme klang verärgert. »Er hätte schon vor einer halben Stunde hier abfahren sollen.« »Ja, ich hab‘ ihn gesehen«, sagte Priest. »Tut mir leid, daß ich dir so früh am Morgen schlechte Nachrichten bringe. Aber er hat dich sitzenlassen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Priest erzählte ihm die Geschichte, die ihm eingefallen war, kurz bevor er die Rohrzange ergriffen und sich auf Mario gestürzt hatte. »Er hat so schreckliche Sehnsucht nach seiner Frau und seinen Kindern gehabt, daß er einfach in seinen alten Picküp gestiegen und abgedampft ist.«
    »Verdammt! Das hat mir gerade noch gefehlt! Und woher weißt du das?«
    »Er hat mich heute früh auf der Straße angehalten. War schon unterwegs nach El Paso.«
    »Und wieso hat er mich nicht angerufen?«
    »Er geniert sich, weil er dich hängenläßt.«
    »Von mir aus kann er über die Grenze rauschen und gleich weiter in den gottverdammten Ozean rein …« Lenny rieb sich mit den Fingerknöcheln die Augen.
    Priest begann zu improvisieren: »Hör mal, Lenny, der Mann hat ‚ne junge Familie. Sei nicht zu hart zu ihm.«
    »Hart? Ist das dein Ernst? Der Kerl ist längst Geschichte!«
    »Er braucht den Job, glaub mir.«
    »Alles, was ich brauche, ist ein Kerl, der unser Gerät nach New Mexico rüberkutschiert.«
    »Er spart auf ein Haus, mit Swimmingpool.«
    »Mach mal halblang, Ricky …« Lenny wurde sarkastisch. »Mir kommen ja gleich die Tränen.«
    »Ich mach‘ dir ‚n Vorschlag.« Priest schluckte und bemühte sich um einen möglichst zwanglosen Tonfall. »Wenn du mir versprichst, daß Mario seinen Job behält, fahr‘ ich dir eben den Laster nach Clovis.« Er hielt den Atem an.
    Lenny starrte Priest wortlos an.
    »Mario

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