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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sprengungen, das, was sie hier Fallgewichtsseismik nennen, oder seismische Vibratoren.«
    »Seismische Vibratoren?« wiederholte er mit der Andeutung eines Augenzwinkerns. »Was soll das denn sein?«
    Die Frau deutete auf ein Foto, das Priest fasziniert betrachtete. »Sieht eigentlich nicht viel anders aus als ein Lastwagen«, bemerkte die Bibliothekarin.
    Priest kam es eher wie eine Wundermaschine vor.
    »Kann ich mir ein paar Seiten aus dem Buch fotokopieren?« hatte er gefragt.
    » Selbstverständlich.«
    War man clever genug, so fand sich immer jemand, der einem das Lesen und Schreiben abnahm.
    Diana hatte das Formular ausgefüllt, markierte eine punktierte Linie mit einem großen X und sagte: »Hier mußt du unterschreiben.«
    Er nahm ihren Kugelschreiber und machte sich an die Arbeit:
    Das »R« für »Richard« erinnerte an ein vollbusiges Tingeltangelmädchen, das ein Bein vorstreckte. Das »G« für »Granger« sah aus wie eine gekrümmte Gartenhippe mit großer runder Klinge und kurzem Griff. Nach dem »RG« ließ er eine geschlängelte Linie folgen. Schön war seine Unterschrift nicht, aber sie wurde akzeptiert. Er wußte längst, daß viele Menschen ihren Namenszug nur kritzelten – Gott sei Dank wurde von Unterschriften meist keine Lesbarkeit verlangt.
    Aus diesem Grund war auch der gefälschte Führerschein auf seinen richtigen Namen ausgestellt: Er konnte keinen anderen schreiben.
    Priest blickte auf. Diana beobachtete ihn neugierig, sichtlich überrascht von seiner Langsamkeit. Als sich ihre Blicke begegneten, wurde sie rot und sah weg.
    Er gab ihr das Formular zurück. »Danke für deine Hilfe, Diana. Das war echt nett.«
    »Keine Ursache. Sobald Lenny nicht mehr am Telefon hängt, hol‘ ich dir die Schlüssel für den Laster.« Alle Schlüssel wurden im Chefbüro aufbewahrt.
    Priest fiel wieder ein, daß er Diana versprochen hatte, die Kartons in den Chevy zu bringen. Er schnappte sich den ersten besten und trug ihn hinaus. Der grüne Lieferwagen stand im Hof, die Hecktür war bereits geöffnet. Er stellte den Karton auf die Ladefläche und ging zurück, um den nächsten zu holen.
    Jedesmal wenn er das Büro betrat, warf er einen Blick auf den Schreibtisch. Das Formular lag noch dort, die Schlüssel waren nirgends zu sehen.
    Nachdem er alle Kartons eingeladen hatte, nahm er wieder auf dem Stuhl gegenüber Diana Platz. Sie telefonierte; es ging um Motelreservierungen in Clovis.
    Priest biß die Zähne zusammen. Da war er nun fast am Ziel, brauchte nur noch die Schlüssel – und mußte sich statt dessen dieses dumme Gewäsch über Motelzimmer anhören! Es kostete ihn Überwindung, still auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben.Endlich legte Diana den Hörer auf. »Ich frag‘ Lenny jetzt nach den Schlüsseln«, sagte sie und nahm das Formular mit ins Chefbüro.
    Ein dicker Bulldozerfahrer namens Chew stapfte herein. Bei jedem Schritt, den er in seinen Arbeitsstiefeln tat, bebte der ganze Trailer. »Hi, Ricky«, sagte Chew. »Ich wußte ja gar nicht, daß du verheiratet bist!« Er lachte. Alle anderen Männer im Büro blickten neugierig auf.
    Was ist denn jetzt schon wieder los?
    »Wo hast du das denn her?« fragte Priest.
    »Hab‘ dich vorhin gesehen. Du bist vor Susan‘s aus einem Wagen ausgestiegen. Und beim Frühstück hatte ich einen Schwatz mit dem Vertreter, der dich mitgenommen hat.«
    Verdammt! Was hat der Kerl dir erzählt?
    Diana kam aus Lennys Büro, in der Hand ein Schlüsselbund. Priest hätte es ihr am liebsten aus den Fingern gerissen, tat aber, als interessiere er sich mehr für das, was Chew zu sagen hatte.
    »Also, eins muß man Susan lassen«, fuhr Chew fort. »Ihr Western-Omelette ist einsame Spitze.« Er hob ein Bein und furzte. Als er aufsah, bemerkte er, daß die Sekretärin in der Tür stand, »‘tschuldigung,
    Diana. Na, jedenfalls hat mir dieser junge Mann erzählt, daß er dich oben bei der Müllkippe aufgegabelt hat.«
    Verfluchter Mist!
    »Da bist du also frühmorgens um halb sieben mutterseelenallein durch die Wüste gelatscht, weil du Zoff mit deiner Alten hattest!« Chew blickte in die Runde und vergewisserte sich, daß ihm alle aufmerksam zuhörten. »Du hältst an, steigst aus – und sie rutscht rüber ans Steuer, gibt Gas und läßt dich mitten in der Pampa stehen!« Er grinste übers ganze Gesicht; die anderen lachten.
    Priest stand auf. Niemand sollte im Gedächtnis behalten, daß er ausgerechnet am Tag von Marios Verschwinden in der Nähe der Müllkippe gesehen

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