Die Kinder Von Eden : Roman
wurden. Der Motor des Hubschraubers begann zu stottern. Einer der Masten bog sich unter der Zugkraft zur Seite und stürzte um. Die Rotorblätter kamen frei und drehten wieder ungehindert, doch der Helikopter hatte an Aufstiegsschwung und Höhe verloren und schlug mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf dem Boden auf.
Priest blieb nur noch eine Hoffnung.
Wenn es ihm gelang, eine Viertelmeile weit zu fahren, die Bodenplatte abzusenken und den Vibrationsmechanismus in Betrieb zu setzen, konnte er es vielleicht doch noch schaffen, ein Erdbeben zu erzeugen, ehe das FBI ihn erwischte. Und im Chaos des Bebens gelang ihm möglicherweise die Flucht, wie schon zuvor.
Er schlug das Lenkrad ein und fuhr die Straße hinunter.Judy feuerte noch einmal, als der Vibrator den zerstörten Helikopter umfuhr. Sie hoffte, Granger zu treffen oder irgendeinen wichtigen Teil des Vibrationsaggregats, doch sie hatte kein Glück. Der Laster rumpelte die mit Schlaglöchern übersäte Straße hinunter.
Judy schaute zum Wrack des Hubschraubers. Der Pilot rührte sich nicht. Fluchend blickte Judy dem seismischen Vibrator hinterher, der träge beschleunigte.
Wenn ich doch nur ein Gewehr hätte!
Michael kam zu Judy gerannt. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja«, erwiderte sie und traf eine Entscheidung. »Schau nach, ob du dem Piloten helfen kannst – ich werde Granger verfolgen.«
Er zögerte; dann sagte er: »Okay.«
Judy schob ihre Waffe ins Holster und rannte dem Laster hinterher. Das schwerfällige Fahrzeug gewann nur langsam an Geschwindigkeit. Zuerst verringerte Judy rasch den Abstand. Dann aber legte Granger den nächsten Gang ein, und der Achtzehntonner beschleunigte rascher. Judy rannte, so schnell sie konnte. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft, ihre Lungen brannten. Am Heck des Lasters war ein großer Reservereifen befestigt. Noch immer verringerte Judy den Abstand, jedoch nicht mehr so rapide wie zu Anfang. In dem Moment, als sie die Hoffnung aufgab, den Vibrator noch einholen zu können, schaltete Granger einen weiteren Gang hoch, so daß das Fahrzeug für einen Augenblick an Geschwindigkeit verlor. Entschlossen und mit letzter Kraft stürmte Judy los, sprang mit vorgestreckten Armen auf die Stoßstange zu und bekam sie zu fassen.
Sie schwang einen Fuß hinauf, griff nach oben und packte den Reservereifen. Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte sie, sie würde abrutschen und stürzen: Sie schaute hinunter und sah, wie die Straße unter ihr wegraste. Doch sie konnte sich festklammern. Sie kletterte auf die kleine ebene Fläche neben den Druckbehältern, Röhren und Ventilen der Vibrationsmaschinerie. Sie taumelte, hielt mühsam das Gleichgewicht, stürzte um ein Haar, fand dann aber sicheren Stand.
Judy wußte nicht, ob Granger sie gesehen hatte.
Solange der Laster fuhr, konnte er den Vibrator natürlich nicht in Betrieb setzen; deshalb blieb Judy, wo sie war, keuchend und mit wild klopfendem Herzen, und wartete darauf, daß Granger anhielt.
Doch er hatte sie gesehen.
Judy hörte das Klirren von Glas und sah, wie der Lauf einer Waffe durch das Loch in der Heckscheibe der Fahrerkabine geschoben wurde. Instinktiv duckte sie sich und hörte im nächsten Moment, wie eine Kugel dröhnend einen Druckbehälter neben ihr traf und als Querschläger davonsirrte. Judy beugte sich nach links, so daß sie sich direkt hinter Granger befand, und kauerte sich tief nieder. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hörte einen weiteren Schuß und zuckte zusammen, doch auch die zweite Kugel verfehlte sie. Dann schien Granger es aufzugeben.
Doch er dachte gar nicht daran.
Er trat voll auf die Bremse, so daß Judy nach vorn geschleudert wurde und mit dem Kopf schmerzhaft gegen eine Rohrleitung prallte. Dann schlug Granger das Lenkrad scharf nach rechts ein. Judy rutschte zur Seite und glaubte für einen schrecklichen Augenblick, vom Laster auf die Straße und in den Tod geschleudert zu werden. Doch es gelang ihr, sich festzuhalten. Dann aber sah sie, daß Granger in einem selbstmörderischen Manöver geradewegs auf die gemauerte Außenwand eines verlassenen Fabrikgebäudes zuhielt. Judy klammerte sich an einen Druckbehälter.
Im letzten Moment machte Granger eine Vollbremsung und kurbelte wild am Lenkrad, um den Truck herumzureißen, hatte jedoch einen Sekundenbruchteil zu spät reagiert. Zwar konnte er einen Frontalaufprall vermeiden, doch der Kotflügel auf der Fahrerseite fraß sich in die Gebäudefassade. Das Knirschen von Mauerwerk, das
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