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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ein ausreichend hoher Druck aufgebaut hatte. Ungeduldig beobachtete Priest die Anzeigeinstrumente. Mach schon, mach schon! Dann, endlich, sprangen die Anzeigen auf Grün um.
    Die Beifahrertür des Lasters ging auf, und Melanie stieg in die Fahrerkabine. »Tu‘s nicht!« rief sie. »Ich weiß nicht, wo Dusty ist!«
    Priest streckte die Hand nach dem Hebel aus, mit dem die Stahlplatte des Vibrators zu Boden gefahren wurde.
    Melanie stieß seine Hand zur Seite. »Bitte, tu‘s nicht!«
    Priest schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie schrie, und Blut lief aus ihrer aufgeplatzten Lippe. »Bleib mir aus dem Weg, verflucht!« brüllte Priest. Er legte den Hebel um, und die Bodenplatte senkte sich.
    Melanie streckte die Hand aus und drückte den Hebel wieder nach vorn in die Ausgangsstellung.
    Priest sah rot. Wieder schlug er sie.
    Melanie schrie auf und bedeckte das Gesicht mit den Händen, machte aber keine Anstalten wegzulaufen. Erneut legte Priest den Hebel um.
    »Bitte«, sagte Melanie, »tu‘s nicht.«
    Was soll ich bloß machen mit diesem dämlichen Weibsstück?
    Priest fiel die Waffe ein, die unter dem Fahrersitz lag. Er streckte die Hand aus, ergriff den Revolver und hob ihn auf. In der beengten Fahrerkabine war es eine zu große, viel zu klobige Waffe. Priest richtete den Lauf auf Melanie. »Steig aus!« befahl er.
    Zu seiner Verblüffung streckte sie wieder den Arm über ihn hinweg, wobei sie ihren Körper gegen den Waffenlauf preßte, und schob den Hebel ein zweites Mal in die Ausgangsstellung zurück.
    Priest drückte ab.
    In der kleinen Fahrerkabine des Lasters war der Knall ohrenbetäubend.
    Für einen Sekundenbruchteil durchzuckten der Schock und der Schmerz darüber, daß er Melanies wunderschönen Körper zerstört hatte, einen kleinen Teil seines Hirns, doch er kämpfte diese Empfindungen nieder.
    Melanie wurde rücklings durch die Fahrerkabine geschleudert. Da die Tür immer noch offenstand, stürzte sie hinaus und prallte mit einem widerlichen Geräusch auf den Betonboden des Lagerhauses.
    Priest schaute gar nicht erst nach, ob sie tot war.
    Zum drittenmal zog er den Hebel.
    Langsam senkte sich die Stahlplatte.
    Als sie auf den Boden traf, betätigte Priest den Vibrationsmechanismus.
    Der Helikopter war viersitzig. Judy saß neben dem Piloten; hinter ihr hatte Michael Platz genommen. Während sie die Küste entlang nach Süden flogen, vernahm Judy im Kopfhörer die Stimme einer der studentischen Assistentinnen Michaels, die aus der Leitstelle anrief. »Michael! Hier Paula! Es hat angefangen … ein seismischer Vibrator!«
    Vor Angst durchfuhr es Judy eiskalt. Ich dachte, es wäre noch Zeit! Sie schaute auf die Uhr: Es war viertel vor sieben. Grangers Frist lief erst in fünfzehn Minuten ab. Bestimmt hatte Melanies Anruf ihn dazu getrieben, früher zu handeln.
    »Sind Erdstöße auf dem Seismogramm?« fragte Michael.»Nein … bis jetzt nur die Schwingungen des seismischen Vibrators.«
    Noch kein Erdbeben. Gott sei Dank.
    Judy rief ins Mikrofon: »Sagen Sie uns, wo der Vibrator steht, schnell!«
    »Kleinen Moment, die Koordinaten müssen jeden Augenblick erscheinen.«
    Judy schnappte sich eine Landkarte.
    Beeilung, Beeilung!
    Ein paar Sekunden später las Paula die Zahlen von ihrem Monitor ab. Judy entdeckte die Stelle auf der Karte. »Zwei Meilen genau südlich«, rief sie dem Piloten zu. »Dann etwa fünfhundert Meter ins Binnenland.«
    Der Magen drehte sich ihr um, als der Helikopter in steilen Sinkflug ging und beschleunigte.
    Sie flogen über die alte Hafengegend: verfallende Fabrikgebäude, Schrott und Autowracks. An einem normalen Sonntag wären hier zumindest einige Fahrzeuge und Passanten unterwegs gewesen; doch jetzt war das Viertel still und verlassen. Judy ließ den Blick über den Horizont schweifen und suchte nach einem Laster, bei dem es sich um den seismischen Vibrator handeln könnte.
    Im Süden sah sie zwei Streifenwagen der Polizei, die sich mit hoher Geschwindigkeit ebenfalls zu der Stelle bewegten, die Paula genannt hatte. Aus westlicher Richtung näherte sich der Mannschaftswagen mit dem FBI-Sondereinsatzkommando. Im Presidio stiegen in diesem Augenblick die anderen Helikopter auf, bemannt mit bewaffneten FBI-Agenten. Und bald würde die Hälfte aller Polizeifahrzeuge Nordkaliforniens in Richtung der Stelle unterwegs sein, deren Koordinaten Paula angegeben hatte. »Paula!« sagte Michael ins Mikrofon. »Was tut sich auf Ihren Monitoren?«
    »Nichts … der Vibrator ist in

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