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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Betrieb, erzielt aber keine Wirkung.«
    »Gott sei Dank!« rief Judy aus.
    »Wenn der Kerl sich verhält wie gehabt«, sagte Michael, »wird er den Vibrator eine Viertelmeile weiter fahren und es noch mal versuchen.«
    Der Pilot meldete: »Hier ist es. Wir sind jetzt über dem angegebenen Koordinatenpunkt.« Der Hubschrauber ging in den Kreisflug.
    Judy und Michael starrten in die Tiefe, suchten verzweifelt nach dem seismischen Vibrator.
    Doch unter ihnen rührte sich nichts.
    Priest fluchte.
    Das Vibrationsaggregat arbeitete zwar, doch von einem Erdbeben war nichts zu spüren.
    Aber das gleiche war beide Male zuvor schon geschehen. Und Melanie hatte gesagt, sie würde nicht richtig verstehen, weshalb es an manchen Stellen funktionierte und an anderen nicht. Vielleicht hatte es mit den verschiedenen Arten der oberen Erdschichten zu tun. Beide Male zuvor hatte der seismische Vibrator beim dritten Versuch ein Beben ausgelöst. Heute jedoch mußte Priest gleich beim erstenmal Glück haben.
    Er hatte es nicht.
    Innerlich kochend vor Wut und Enttäuschung, stellte er den Mechanismus ab und fuhr die Bodenplatte hoch.
    Er mußte den Vibrator an eine andere Stelle bringen.
    Priest sprang aus der Fahrerkabine. Er stieg über Melanie hinweg, die in verkrümmter Haltung mit dem Rücken an der Wand lehnte und deren Blut den Betonboden rot färbte. Dann rannte er zum Ausgang, einem altmodischen Tor, dessen beide Flügel nach innen geklappt werden mußten, wenn große Fahrzeugen hindurchfahren sollten. In einem der Torflügel befand sich eine normale, mannshohe Tür. Priest stieß sie auf.
    Über dem Eingangstor eines kleinen Lagerhauses entdeckte Judy ein Schild mit der Aufschrift Perpetua Diaries. Sie erinnerte sich, daß sie bei ihrem Telefongespräch mit Melanie das Wort ›Perpetual‹ verstanden hatte.
    »Da ist es!« rief sie. »Gehen Sie runter!«
    Der Pilot ging rasch in den Sinkflug und wich dabei einer Starkstromleitung aus, die an der einen Straßenseite von Mast zu Mast verlief; dann landete er in der Mitte der verlassenen Straße.
    Kaum spürte Judy die leichte Erschütterung beim Aufsetzen, riß sie auch schon die Tür des Helikopters auf.
    Priest schaute aus dem Lagerhaus.
    Ein Hubschrauber war auf der Straße gelandet. Priest sah, wie jemand aus der Maschine sprang: eine junge Frau mit einem Wundverband über Nase und Wange. Judy Maddox.
    Priest brüllte einen Fluch, der vom Dröhnen des Hubschraubers übertönt wurde.
    Es war zu spät, um die Flügeltüren zu öffnen.
    Priest stürmte zurück zum seismischen Vibrator, schwang sich in die Fahrerkabine und legte so brutal den Rückwärtsgang ein, daß das Getriebe krachte. Er setzte den Laster so weit zurück, wie er konnte, und bremste erst, als die Heckstoßstange gegen die Wand des Lagerhauses prallte. Dann legte er den ersten Gang ein, gab Gas, daß der Motor aufheulte, und ließ mit einem Ruck die Kupplung kommen. Der Laster schoß nach vorn.
    Priest trat das Gaspedal voll durch. Mit dröhnendem Motor gewann der Achtzehntonner an Geschwindigkeit, beschleunigte über die gesamte Länge des Lagerhauses und krachte gegen die alten Holzflügel des Eingangstores.
    Judy Maddox stand genau vor dem Tor, die Waffe in der Hand. Erschrecken und Angst huschten über ihr Gesicht, als der Laster das Tor durchbrach. Priest grinste irre, als er weiter beschleunigte und genau auf Judy zuhielt. Sie warf sich zur Seite, und der Laster donnerte nur eine Handbreit an ihr vorüber.
    Der Helikopter stand noch immer mitten auf der Straße. Ein Mann stieg aus. Priest erkannte Michael Quercus.
    Er lenkte den Laster auf den Helikopter zu, legte den zweiten Gang ein und beschleunigte weiter.
    Judy rollte sich über die Schulter ab, zielte auf die Fahrertür und feuerte zweimal. Sie hörte den metallenen Einschlag der Kugeln, konnte den Laster aber nicht zum Stehen bringen.
    Der Motor des Helikopters brüllte auf, und die Maschine hob ab.
    Michael rannte zur Straßenseite.
    Judy vermutete, daß Granger versuchen wollte, die Landekufen des Hubschraubers mit dem Aufbau des Vibrators zu rammen, wie er es in Felicitas getan hatte; diesmal aber war der Pilot zu schnell für ihn. Die Maschine schoß gerade noch rechtzeitig in die Höhe, als der Laster unter ihr entlangdonnerte.
    Doch in seiner Panik hatte der Pilot nicht mehr an die Starkstromleitung gedacht.
    Zwischen den hohen Masten spannten sich fünf oder sechs Kabel. Die Rotorblätter verfingen sich darin, wobei einige Kabel durchtrennt

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