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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Fahrzeug hatte er einen Menschen umgebracht. Unwillkürlich mußte er an Marios hübsche Frau und die Kinder denken und fragte sich, ob sie inzwischen schon wußten, daß Mario nie wieder zu ihnen zurückkehren würde. Doch dann schlug er sich diese Gedanken rasch wieder aus dem Kopf.
    Er wollte Gewißheit haben, daß der Truck am folgenden Morgen abfahrbereit war. Schon der bloße Anblick machte Priest kribbelig. Der Drang, sich umgehend auf den Weg zu machen, war beinahe unwiderstehlich. Ihm nachzugeben hätte die innere Anspannung mit einem Schlag vertrieben. Aber Priest hatte ein Ultimatum gestellt, dessen Zeitplan genau eingehalten werden mußte.
    Die Warterei war unerträglich. Priest erwog, einzusteigen und den Motor anzulassen, bloß um sicherzugehen, daß noch alles funktionierte. Aber das wäre idiotisch gewesen. Er litt an Nervenflattern, das war‘s. Selbstverständlich war alles okay mit dem Gefährt. Am besten hielt er sich davon fern und ließ es bis zum Morgen in Ruhe.
    Priest schob die Tarnung an einer anderen Stelle auseinander und betrachtete die Stahlplatte, mit der die Schockwellen in den Boden gehämmert wurden. Wenn Melanie mit ihren Vorstellungen recht hatte, würden die Schwingungen ein Erdbeben auslösen. Ihrem Plan wohnte eine Art archaischer Gerechtigkeit inne.
    Wir drohen mit den aufgestauten Energien der Erde und zwingen damit den Gouverneur, sich der Umwelt anzunehmen. Die Erde rettet die Erde. Das ist nicht nur eine gerechte, das ist schon fast eine heilige Tat.
    Spirit bellte verhalten, als hätte er etwas gehört. Wahrscheinlich nur ein Kaninchen, dachte Priest, doch er war so nervös, daß er die freigelegte Lücke eilig wieder mit Zweigen bedeckte. Dann machte er sich auf, fand durch den Wald zum Pfad zurück und schlug den Weg zur Siedlung ein.
    Unvermittelt blieb er stehen und runzelte die Stirn. Irgend etwas stimmte nicht. Auf dem Hinweg war er über einen abgefallenen Ast gestolpert. Der Ast war noch da, lag aber jetzt am Wegrand.
    Das war kein Kaninchen, was Spirit verbellt hat. Irgendwer anders treibt sich hier herum.
    Priest hatte nichts gehört, doch er wußte, daß die dichte Vegetation jeden Laut dämpfte. Wer konnte das sein? War ihm jemand gefolgt? War er heimlich beobachtet worden, als er nach dem seismischen Vibrator gesehen hatte?
    Er setzte seinen Weg fort. Es dauerte nicht lange, und Spirit wurde unruhig. Der Grund dafür wurde Priest klar, kaum daß die sumpfige Lichtung in sein Blickfeld kam.
    Direkt neben seinem eigenen Barracuda stand ein Streifenwagen der Polizei.
    Priest blieb vor Schreck schier das Herz stehen.
    So schnell! Wie haben die mich bloß so schnell finden können?
    Reglos starrte er das Fahrzeug an.
    Es war ein weißer Ford Crown Victoria mit einem grünen Streifen an der Seite, einem silbernen sechszackigen Sheriffstern auf der Tür, vier Antennen und einem Dachträger mit blauen, roten und orangefarbenen Signallichtern.
    Nur ruhig Blut! Alles geht vorüber.
    Vielleicht waren die Bullen gar nicht wegen des Vibrators gekommen. Langeweile oder reine Neugier mochte sie veranlaßt haben, ausgerechnet hier herumzuspazieren. Bisher hatte sich zwar noch nie ein Polizist auf dem Pfad blicken lassen, aber möglich war es allemal. Es mochte noch zahlreiche andere Gründe dafür geben: Vielleicht waren sie auf der Suche nach einem abgängigen Touristen. Vielleicht hatte sich auch bloß irgendein Hilfssheriff ein verschwiegenes Plätzchen für ein Stelldichein mit der Frau seines Nachbarn gesucht.
    Und vielleicht merken sie gar nicht, daß es gleich um die Ecke eine Kommune gibt. Heute nicht, morgen nicht, vielleicht nie … Wenn ich mich sofort wieder im Wald verdrücke …
    Zu spät. Kaum war Priest der Gedanke an einen schnellen Rückzug gekommen, als auch schon ein Polizist hinter einem Baum hervortrat.
    Spirit stimmte ein wütendes Gebell an.
    »Still!« sagte Priest, und der Hund verstummte.
    Der Polizist trug die graugrüne Uniform eines Hilfssheriffs mit einem Stern auf der linken Brusttasche seiner kurzen Jacke, ferner einen Cowboyhut und eine Pistole am Gürtel seiner Hose.
    Jetzt sah er Priest und winkte ihm zu.
    Priest zögerte, hob langsam die Hand und winkte zurück.
    Dann ging er widerwillig auf den Wagen zu.
    Er haßte Bullen. Die meisten waren Diebe, ungehobelte Flegel und Psychopathen, die mit ihrer Uniform und ihrer Funktion lediglich über die Tatsache hinwegtäuschten, daß sie schlimmere Ganoven waren als die Kerle, die sie

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