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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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normalerweise von Gebäudeteilen getroffen -von einfallenden Zimmerdecken, einstürzenden Brücken, durch die Luft fliegenden Glasscherben und dergleichen. Hier im Freien sind wir sicher.«
    Star warf einen Blick über ihre Schulter. »Der Berg da hinten wird uns nicht auf den Kopf fallen, oder?« »Möglich ist alles. Möglich ist auch, daß wir auf der Rückfahrt ins Silver River Valley bei einem Verkehrsunfall sterben. Aber das ist höchst unwahrscheinlich, und wir sollten uns davon nicht irre ‚machen lassen. Reine Zeitverschwendung.«
    »Du hast leicht reden. Der Vater deines Kindes ist in San Francisco, dreihundert Meilen von hier.«
    »Mir ist es egal, ob ich hier draufgehe«, sagte Priest. »Ich kann meine Kinder jedenfalls nicht in irgendeiner amerikanischen Vorstadt großziehen.«
    »Es muß klappen«, murmelte Oaktree. »Es muß einfach klappen!«
    »Herrgott, Priest, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!« sagte Melanie. »Nun drück endlich auf den verdammten Knopf!«
    Priest ließ den Blick noch einmal über die Straße schweifen und wartete, bis ein dunkelgrüner Jeep Grand Cherokee Limited vorübergefahren war. »Okay«, sagte er, als die Straße wieder frei dalag.
    »Jetzt geht‘s los.«
    Er drückte auf den Knopf der Fernsteuerung.
    Unmittelbar darauf hörte er, wenn auch gedämpft durch die Entfernung, das Hämmern des Vibrators. Dann nahm er die Schwingungen in seinen Fußsohlen wahr: ein schwaches, aber durchaus spürbares Zittern.
    »O Gott!« sagte Star.
    Um den Laster herum wirbelte eine Staubwolke auf.
    Alle vier waren gespannt wie Gitarrensaiten, und ihre Körper strafften sich in Erwartung der ersten Bewegungen im Boden.
    Sekunden verstrichen.
    Priest suchte die Landschaft mit den Augen ab, spähte aus nach Hinweisen auf ein Beben, obwohl er eigentlich damit rechnete, daß er es spüren würde, bevor es zu sehen war.
    Na los schon! Los!
    Die Wissenschaftler und ihre Geophon-Teams arbeiteten gewöhnlich mit »Sweeps« von sieben Sekunden
    Dauer. Priest hatte eine halbe Minute einprogrammiert. Sie kam ihm vor wie eine
    Stunde.
    Endlich hörte der Lärm auf. »Verdammt!« sagte Melanie. Priest hätte heulen können. Es gab kein Erdbeben. Es hatte nicht geklappt.
    War vielleicht bloß wieder so eine Schnapsidee von ein paar verrückten Hippies, so wie der Versuch, das Pentagon zum Schweben zu bringen.
    »Versuch‘s noch mal«, sagte Melanie.
    Priest blickte auf die Fernsteuerung in seiner Hand.
    Warum nicht?
    Ein achtachsiger Schwertransporter näherte sich auf der US 395. Diesmal wartete Priest jedoch nicht, bis er vorbeigefahren war.
    Wenn Melanie recht hat, macht ihm das Erdbeben nichts aus. Wenn Melanie nicht recht hat, sind wir gleich alle tot.
    Er drückte auf den Knopf.
    Das entfernte Dröhnen begann von neuem, auch spürten sie wieder ein feines Zittern unter ihren Füßen. Eine Staubwolke hüllte den Vibrator ein.
    Priest fragte sich, ob die Straße unter dem Achtachser aufreißen würde.
    Nichts geschah.
    Diesmal vergingen die dreißig Sekunden schneller; Priest war direkt überrascht, als die Maschine verstummte.
    War das schon alles?
    Verzweiflung packte ihn. War denn die Kommune im Silver River Valley nur ein Traum, der nun unwiederbringlich zu Ende; ging?
    Was soll ich tun? Wo soll ich leben? Was soll ich machen, damit ich nicht so ende wie Bones?
    Aber Melanie war noch nicht bereit aufzugeben. »Fahren wir den Laster ein Stück weiter und probieren es noch einmal.« »Du hast doch gesagt, daß es auf den genauen Standort nicht ankommt«, wandte Oaktree ein. »›Ein paar Meter mehr oder weniger in dieser oder jener Richtung hier an der Oberfläche dürften in fünf Meilen Tiefe keinen großen Unterschied machen. ‹ Das waren deine Worte!«
    »Dann fahren wir halt ein bißchen weiter als nur ein paar Meter«, erwiderte Melanie wütend. »Aber los jetzt, die Zeit läuft uns davon!«
    Priest ließ sich auf keinen Streit mit ihr ein. Sie war wie ausgewechselt. Normalerweise war er es, der in ihrer Beziehung den Ton angab. Sie war ein edles Fräulein in Not und er der Ritter, der sie gerettet hatte. Also war sie ihm dankbar – und mußte sich für immer und ewig seinem Willen beugen. Jetzt aber hatte sie die Initiative an sich gerissen, war ungeduldig, dominant. Priest konnte sich damit abfinden, solange Melanie tat, was sie versprochen hatte. Später würde er sie wieder in ihre Schranken weisen.
    Sie stiegen in den Barracuda und fuhren schnell über die ausgedörrte Erde zu

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