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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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meistens noch irgendwo sichtbar.«
    »Okay.«
    »Der günstigste Zeitpunkt wäre nach Michaels Erkenntnissen über die seismischen Fenster zwischen dreizehn Uhr dreißig und vierzehn Uhr zwanzig.«
    »Woher seid ihr euch so sicher, daß niemand dabei verletzt wird?«
    »Schau dir die Karte an. Das Owens Valley ist dünn besiedelt. Es gibt nur ein paar kleine Ortschaften am Rande eines ausgetrockneten Flußbetts. Die Stelle, die ich ausgesucht habe, liegt meilenweit von jeder menschlichen Siedlung entfernt.«
    »Wir können uns auch darauf verlassen, daß wir kein großes Erdbeben auslösen werden«, ergänzte Priest. »Schon in der nächsten Ortschaft wird man kaum etwas davon mitbekommen.« Er wußte, daß es keine absolute Gewißheit gab. Auch Melanie wußte das, doch genügte ein strenger Blick von Priest, um ihren Widerspruch im Keim zu ersticken.
    »Wenn man kaum was spürt, kratzt das doch keine Sau«, rneinte Star. »Da können wir gleich darauf verzichten.«
    Ihr Widerspruch war nur ein Zeichen von Nervosität. »Wir haben damit gedroht, daß wir morgen ein Erdbeben verursachen« erwiderte Priest. »Sobald wir es getan haben, rufen wir über Melanies Handy John Truth an und sagen ihm, daß wir unser Versprechen gehalten haben.«
    Das wird ein Spaß, ein tolles Gefühl!
    »Wird er uns glauben?«
    »Wenn er seinen Seismographen anschaut, wird ihm nichts anderes übrigbleiben«, meinte Melanie.
    »Stellt euch bloß mal die dummen Gesichter von Robson und seinen Leuten vor«, sagte Priest und hörte selbst, wieviel Begeisterung in seiner Stimme mitschwang. »Vor allem die Visage von diesem Arschloch Honeymoon. ›Scheiße, diese Kerle kriegen das wirklich hin, Mann!‹, werden sie denken. ›Was, verdammt noch mal, sollen wir jetzt tun?‹«
    »Und wie geht‘s dann weiter?« wollte Star wissen. ‹
    »Wir drohen mit einer Wiederholung, geben ihnen diesmal aber nicht einen Monat, sondern nur eine Woche Zeit.«
    »Wie schicken wir die Drohung raus? So wie beim erstenmal?« ;
    »Nein, besser nicht«, erwiderte Melanie. »Inzwischen haben sie garantiert eine Methode gefunden, das Bulletin Board zu überwachen und unsere Meldung zurückzuverfolgen. Und bei einem anderen Bulletin Board besteht immer die Gefahr, daß unsere Botschaft keinem auffällt. Vergeßt nicht, daß es immerhin drei Wochen gedauert hat, bis John Truth auf die erste aufmerksam wurde.«
    »Dann rufen wir also an und drohen mit einem zweiten Erdbeben.«
    »Aber beim nächstenmal gehen wir nicht wieder in die Wildnis, sondern irgendwohin, wo‘s richtig kracht.« Priest fing einen ängstlichen Blick von Star auf. »Das muß natürlich nicht unser Ernst sein«, fügte er hinzu. »Haben wir erst mal gezeigt, wozu wir fähig sind, sollte die Drohung allein schon genügen.«
    »Inschallah«, sagte Star. Den Ausdruck hatte sie von Poem, die aus Algerien stammte. »So Gott will.«
    Es war noch pechschwarze Nacht, als sie am nächsten Morgen losfuhren.
    In einem Umkreis von hundert Meilen ums Tal hatte noch niemand den seismischen Vibrator bei Tageslicht gesehen, und so sollte es nach Priests Willen auch bleiben. Er hatte vor, nur bei Dunkelheit abzufahren und zurückzukehren. Die Gesamtstrecke betrug diesmal ungefähr fünfhundert Meilen, das bedeutete eine Fahrtzeit von elf Stunden bei einer Höchstgeschwindigkeit von fünfundvierzig Meilen. Den Barracuda bestimmte Priest zum Begleitfahrzeug. Oaktree würde mitfahren und sie bei Gelegenheit am Steuer ablösen.
    Mit Hilfe einer Taschenlampe fand Priest den Pfad, der sie zu dem versteckten Lastwagen führte. Keiner der vier sprach ein Wort, alle waren angespannt und konzentriert. Sie brauchten eine halbe Stunde, um den Laster von seiner Tarnung aus Laub und Zweigen zu befreien.
    Endlich klemmte sich Priest nervös hinters Steuerrad und steckte den Schlüssel ins Zündschloß. Der Motor sprang gleich beim ersten Versuch an und heulte beruhigend auf. Priest fiel ein Stein vom Herzen. Die Siedlung lag über eine Meile entfernt. Er rechnete fest damit, daß dort niemand den Motorenlärm hören würde; der dichte Wald schluckte Geräusche aller Art. Später am Tag würde das Fehlen der vier Kommunarden natürlich auffallen. Sie hatten Aneth instruiert, den anderen zu erzählen, sie wollten auf Empfehlung von Paul Beale ein Weingut in Napa besichtigen, wo man eine neue Rebsorte gepflanzt hatte. Daß Kommunemitglieder auf Reisen gingen, war ungewöhnlich, doch weil niemand sich gerne mit Priest anlegte, würden

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