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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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du diese‘ Bücher hier wirklich alle gelesen?.«
    Wieso bin ich eigentlich so auf seine Freundin fixiert? Ich hob‘ doch, weiß Gott, ganz andere Sorgen.
    In der Euclid Street parkte sie unter derselben Magnolie wie beim letztenmal. Sie klingelte, und Michael ließ sie per Summer ins Haus. An der Wohnungstür trat er ihr barfuß entgegen und wirkte angenehm entspannt, in Wochenendstimmung. Er trug Blue Jeans und ein weißes T-Shirt.
    So ein ganzes Wochenende mit ihm in der Wohnung herumalbern – kann schon sein, daß das ganz lustig ist für eine Frau …
    Sie folgte ihm in sein kombiniertes Wohn- und Arbeitszimmer und erblickte dort zu ihrer großen Verblüffung einen kleinen Jungen von vielleicht fünf Jahren, blond und sommersprossig. Er trug einen Pyjama, auf dem sich die verschiedensten Dinosaurier tummelten. Judy erkannte rasch, daß dies das Kind auf der Fotografie war, die auf dem Schreibtisch stand: Michaels Sohn, sein Wochenendgast. Plötzlich war ihr die dumme Blondine, die sie sich vorgestellt hatte, peinlich.
    Ich war nicht ganz fair zu Ihnen, Professor.
    »Dusty, ich möchte dir Spezialagentin Judy Maddox vorstellen«, sagte Michael.
    Der Junge gab ihr höflich die Hand und fragte: »Sind Sie wirklich beim FBI?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Wow!«
    »Willst du meine Dienstmarke sehen?« Sie holte die Marke aus ihrer Schultertasche und reichte sie Dusty. Ehrfürchtig hielt er sie in der Hand.
    »Zu Dustys Lieblingssendungen im Fernsehen gehört Akte X«, erklärte Michael.
    Judy lächelte. »Ich arbeite nicht im UFO-Dezernat. Ich fange ganz normale irdische Verbrecher.«
    »Zeigen Sie mir Ihre Pistole?« fragte Dusty.
    Judy zögerte. Sie wußte, daß Jungen von Waffen fasziniert waren, wollte aber diese Neugier nicht noch schüren. Sie sah Michael an, der zuckte nur die Achseln. Judy knöpfte ihre Jacke auf, nahm die Pistole aus dem Schulterhalfter – und registrierte im selben Augenblick, daß Michaels Blick auf ihren Brüsten
    ruhte. Ein Schauer sexueller Erregung überlief sie. Nun, da Michael – barfuß und im locker über die Hose fallenden T-Shirt – seine Griesgrämigkeit abgelegt hatte, wirkte er durchaus anziehend.
    »Pistolen sind ziemlich gefährlich, Dusty«, sagte sie. »Deshalb behalte ich sie lieber in der Hand. Aber du kannst sie dir gerne ansehen.«
    Dusty starrte die Waffe mit dem gleichen Gesichtsausdruck an, den Judy bei seinem Vater bemerkt hatte, als sie ihre Jacke öffnete. Bei dem Gedanken mußte sie grinsen.
    Eine Minute später steckte sie die Pistole wieder in das Holster.
    Mit ausgesuchter Höflichkeit sagte Dusty: »Wir wollten gerade Cap‘n Crunch essen. Wollen Sie auch welche?«
    Judy brannte darauf, Michael ihre Fragen zu stellen, spürte jedoch, daß er mitteilsamer sein würde, wenn sie erst einmal geduldig mitspielte.
    »Einverstanden«, sagte sie zu Dusty. »Ich bin wirklich hungrig und hab‘ nichts gegen Cap‘n Crunch.« »Dann kommen Sie mit in die Küche.«
    In der kleinen Küche setzten sie sich an einen Tisch mit Resopalplatte und aßen Frühstücksflocken mit Milch aus tiefblauen Keramikschalen. Judy hatte tatsächlich Hunger; die Abendbrotzeit war schon vorüber. »Meine Güte«, sagte sie. »Ich hatte schon ganz vergessen, wie gut das schmeckt.«
    Michael lachte. Der Unterschied zu ihrem letzten Besuch war wirklich erstaunlich. Er gab sich entspannt und freundlich; er wirkte beinahe wie ein anderer Mensch, kein Vergleich mit dem mürrischen Zeitgenossen, der sie gezwungen hatte, ins Büro zurückzufahren und von dort aus telefonisch um einen Termin bei ihm nachzusuchen. Judy begann ihn zu mögen.
    Nach dem Abendbrot machte Michael den Jungen fertig fürs Bett. »Kann Agentin Judy mir eine Geschichte erzählen?« fragte Dusty.
    Judy schluckte ihre Ungeduld hinunter.
    Mir bleiben noch sieben Tage. Da kommt es jetzt auffünf Minuten mehr oder weniger auch nicht an.
    »Ich glaube«, sagte sie, »dein Papa möchte dir lieber selber eine Geschichte erzählen, weil er dazu nicht so oft Gelegenheit hat.«
    »Nein, nein, das geht schon in Ordnung«, sagte Michael lächelnd. »Ich hör‘ sie mir auch an.«
    Sie gingen ins Schlafzimmer. »Viele Geschichten kenne ich nicht«, erklärte Judy, »aber an eine kann ich mich gut erinnern.Meine Mama hat sie mir immer erzählt. Es handelt sich um das Märchen vom guten Drachen. Möchtest du es hören?«
    »Ja, bitte«, sagte Dusty.
    »Ich auch«, bemerkte Michael.
    »Es war einmal vor vielen, vielen Jahren ein

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