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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Michael Quercus. Der kam natürlich in Frage. Er konnte eine Nervensäge sein, scheute sich aber nicht vor Spekulationen, und außerdem lebte er gleich auf der anderen Seite der Bucht in Berkeley, während sich die staatliche Erdbebenwarte in Sacramento befand.
    Wenn ich ohne Voranmeldung komme, läßt er mich wieder nicht rein …
    Judy seufzte und wählte seine Nummer.
    Eine Zeitlang nahm niemand ab, so daß sie schon glaubte, er wäre nicht zu Hause. Erst nach dem sechsten Läuten meldete er sich. »Quercus.« Es klang, als ärgere er sich über die Störung.
    »Hier spricht Judy Maddox vom FBI. Ich muß mit Ihnen reden. Es ist dringend, und ich würde gerne sofort bei Ihnen vorbeikommen.«
    »Das ist unmöglich. Ich bin nicht allein.«
    Hätte ich mir denken können, daß du Schwierigkeiten machst.
    »Vielleicht geht es, wenn Ihre Besprechung vorbei ist?«
    »Es handelt sich nicht um eine Besprechung, und außerdem bin ich bis Sonntag unabkömmlich.«
    Schon recht…
    Damenbesuch, schloß Judy. Aber hatte er nicht bei ihrer ersten Begegnung gesagt, er sei zur Zeit unbeweibt? Aus irgendeinem Grund hatte sie sich sogar den Wortlaut seines Satzes gemerkt:
    »Ich lebe von meiner Frau getrennt, und eine Freundin habe ich nicht.«
    Vielleicht war das eine Lüge. Oder hatte er die Dame gerade erst kennengelernt? Aber ob sie dann gleich das ganzes Wochenende bei ihm blieb? Arrogant genug, sich einzubilden, daß eine Frau gleich beim ersten Rendezvous mit ihm ins Bett stieg, war er ja – und attraktiv genug, um es bei vielen auch zu schaffen ebenfalls.
    Wieso interessiere ich mich eigentlich so sehr für sein Liebesleben?
    »Haben Sie zufällig gerade Radio gehört?« fragte sie. »Es hat tatsächlich ein Erdbeben stattgefunden, und die Terrorgruppe, über die wir sprachen, behauptet, sie hätte es inszeniert.«
    »Tatsächlich?« Ein beinahe widerwilliges Interesse klang durch.
    »Stimmt das denn auch?«
    »Genau darüber wollte ich mich mit Ihnen unterhalten.«
    »Aha.«
    Na los, du Sturkopf, gib schon nach – wenigstens einmal in deinem Leben!
    »Es handelt sich wirklich um eine sehr dringende Angelegenheit, Professor.«
    »Ich würde Ihnen ja gerne helfen … aber heute abend geht es wirklich nicht… Nein, warten Sie …«
    Seine Stimme klang plötzlich wie erstickt; er hatte die Hand über die Sprechmuschel gelegt. Judy konnte trotzdem noch verstehen, was er sagte. »He, hast du schon mal eine echte FBI-Agentin gesehen?«
    Die Antwort konnte sie nicht hören, aber einen Moment später sagte Quercus zu ihr: »Okay, mein Gast würde Sie gerne kennenlernen. Kommen Sie rüber.«
    Der Gedanke, vorgeführt zu werden wie eine Zirkusattraktion, mißfiel ihr, aber so, wie die Dinge standen, konnte sie nicht nein sagen. »Danke, ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.« Sie beendete das Gespräch. Auf der langen Fahrt über die Brücke ging Judy durch den Sinn, daß weder Raja noch Michael Angst zu haben schienen. Raja war aufgeregt bei der Sache, Michael offenbar neugierig. Auch sie selbst hatte die plötzliche Wiederbelebung des Falles mitgerissen. Aber dann mußte sie wieder an das Erdbeben von 1989 denken, an die Fernsehbilder von Rettungsmannschaften, die Leichen aus den Trümmern des eingestürzten zweistöckigen Nimitz Freeways hier in Oakland bargen …
    Angenommen, da gibt es eine Handvoll Terroristen, die tatsächlich über Mittel und Wege verfügt, solche Katastrophen auszulösen…
    Bei dieser Vorstellung wurde ihr kalt ums Herz, und eine düstere Vorahnung stieg in ihr auf.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, versuchte sie sich ein Bild von Michael Quercus‘ Freundin zu machen. Sie hatte ein Foto von seiner Frau gesehen, einer rothaarigen Schönheit mit Schmollmund und der Figur eines Topmodels.
    Er hat offenbar eine Schwäche fürs Exotische …
    Aber die beiden hatten sich getrennt, also war die Rothaarige vielleicht doch nicht ganz sein Typ. Judy konnte sich Michael durchaus mit einer Universitätsprofessorin vorstellen, einer Frau mit Kurzhaarschnitt und schmalrandiger, modischer Brille, aber ohne Make-up. Andererseits würde sich eine solche Frau nicht die Bohne dafür interessieren, eine FBI-Agentin kennenzulernen. Höchstwahrscheinlich hatte er sich ein hübsches Betthäschen angelacht, hohlköpfig, aber sexy und leicht zu beeindrucken. Vor Judys geistigem Auge erschien eine Blondine mit knapp sitzenden Kleidern, die gleichzeitig rauchte und Kaugummi kaute, sich in Michaels Wohnung umsah und sagte: »Hast

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