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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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freundlicher Drache. Er lebte in China, wo alle Drachen herkommen. Eines Tages begab sich der freundliche Drache auf Wanderschaft. Er wanderte so weit, bis er China hinter sich ließ und sich in der Wildnis verirrte.
    Nach vielen Tagen kam er in ein anderes Land, das tief im Süden lag. Es war das schönste Land, das er je gesehen hatte, voller Wälder, Berge und fruchtbarer Täler. Und voller Flüsse, in denen er herumplanschen konnte. Es gab Bananen und Palmen und Maulbeerbäume, und alle trugen sie reichlich Früchte. Das Wetter war immer warm, und es wehte eine angenehme Brise.
    Nur eines stimmte nicht mit dem Land: Es war leer. Niemand lebte dort – keine Menschen und keine Drachen. Und so war der Drache furchtbar einsam, obwohl es ihm in dem neuen Land eigentlich sehr gut gefiel.
    Da er den Weg zurück nach China nicht kannte, zog er kreuz
    und quer durchs Land und suchte Gefährten. Nach langer Zeit hatte er Glück und fand das einzige Wesen, das es in diesem Land gab-eine Märchenprinzessin. Sie war so schön, daß er sich sofort in sie verliebte. Nun war ja auch die Prinzessin sehr einsam, und obwohl der Drache furchterregend aussah, hatte sie ein gutes Herz und heiratete ihn.
    Der freundliche Drache und die Märchenprinzessin liebten einander sehr und hatten gemeinsam hundert Kinder. Diese Kinder waren alle tapfer und freundlich wie ihr Vater und wunderschön wie ihre Mutter.
    Der freundliche Drache und die Märchenprinzessin sorgten für ihre Kinder, bis sie erwachsen waren. Dann verschwanden die Eltern plötzlich. Sie waren in die Welt der Geister eingegangen und lebten dort in Frieden und Eintracht weiter bis in alle Ewigkeit. Aus ihren Kindern aber wurden die tapferen, freundlichen und schönen Vietnamesen – und aus Vietnam stammte auch meine Mama.«
    Mit großen Augen fragte Dusty: »Ist die Geschichte wahr?«
    Judy lächelte. »Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
    »Auf jeden Fall ist es eine sehr schöne Geschichte«, sagte Michael und gab Dusty einen Gutenachtkuß. Als Judy aus dem Zimmer ging, hörte sie Dusty flüstern: »Die ist prima, oder?«
    »Ja«, antwortete Michael.
    Wieder im Wohnzimmer, sagte er zu Judy: »Vielen Dank, Sie waren sehr nett zu ihm.«
    »Das war nicht schwer. Er ist ein charmanter kleiner Bursche.«
    Michael nickte. »Das hat er von seiner Mutter.«
    Judy lächelte.
    Michael grinste und sagte: »Ich stelle fest, daß Sie mir nicht widersprechen.«
    »Ich habe Ihre Frau nie kennengelernt. Dem Bild nach ist sie sehr schön.«
    »Das ist sie auch. Und … untreu.«Mit diesem Geständnis hatte Judy nicht gerechnet, zumal aus dem Munde eines Mannes, den sie für sehr stolz hielt. Er wurde ihr immer sympathischer – dennoch wußte sie nicht, wie sie auf seine Bemerkung reagieren sollte.
    Sekundenlang sprach keiner von beiden ein Wort. Dann sagte Michael: »Von der Familie Quercus haben Sie jetzt genug gehört.Erzählen Sie mir von dem Erdbeben.«
    Na endlich!
    »Es ereignete sich heute nachmittag um zwanzig nach zwei im Owens Valley.«
    »Schauen wir mal auf dem Seismographen nach.«
    Michael setzte sich an seinen Schreibtisch und gab die entsprechenden Befehle in seinen Computer ein. Judy starrte geistesabwesend auf seine nackten Füße. Manche Männer hatten häßliche Füße, die Michaels jedoch waren gut geformt und kräftig, die Zehennägel sauber geschnitten. Die Haut war weiß, und auf den großen Zehen sprossen winzige Büschel dunkler Haare.
    Michael bemerkte nichts von ihrer Musterung. »Wie war das damals bei der ersten Warnung vor vier Wochen? Haben Ihre Terroristen da eine Ortsangabe gemacht?«
    »Nein.«
    »Hmmm. In Fachkreisen heißt es, daß eine erfolgreiche Erdbebenvorhersage das Datum, den Ort und die Stärke umfassen muß. Ihre Leute haben nur das Datum genannt. Das klingt nicht besonders überzeugend. Erdbeben gibt es in Kalifornien praktisch jeden Tag – irgendwo eben. Vielleicht haben sie sich nur an ein natürliches Ereignis drangehängt und behaupten jetzt, sie wären‘s gewesen.«
    »Können Sie mir sagen, wo genau das heutige Beben stattgefunden hat?«
    »Ja, ich kann das Epizentrum durch Triangulation errechnen. Genauer gesagt, unser Computer errechnet es automatisch. Ich drucke kurz mal die Koordinaten aus.«
    Gleich darauf begann der Drucker zu summen.
    »Läßt sich auf irgendeine Weise feststellen, wodurch das Beben ausgelöst wurde?«
    »Sie meinen, ob ich aus der Kurve herauslesen kann, ob es durch menschliche Manipulation ausgelöst wurde?

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