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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zu sprechen. Ein verdammter Recorder …«
    Sie ist nicht das Gehirn, nicht die Planerin. Dazu ist sie zu chaotisch. Sie bekommt ihre Instruktionen von jemand anders.
    Die Frau fand wieder zu ihrem formellen Ton zurück. »Wie versprochen, haben wir heute ein Erdbeben ausgelöst, vier Wochen nach unserer letzten Botschaft. Es fand kurz nach zwei Uhr nachmittags im Owens Valley statt. Sie können das nachprüfen.«
    Ein leises Hintergrundgeräusch ließ sie zögern. Was war das?
    Simon wird es herausfinden.
    Eine Sekunde später fuhr die Frau fort: »Wir erkennen die Staatsgewalt der US-Regierung nicht an. Jetzt, wo Sie wissen, daß wir unsere Ankündigungen wahrmachen können, denken Sie besser noch einmal über unsere Forderung nach. Verkünden Sie einen allgemeinen Baustopp für neue Kraftwerke in Kalifornien. Wir geben Ihnen sieben Tage Bedenkzeit.«
    Sieben Tage! Beim letztenmal waren es noch vier Wochen.
    »Danach werden wir ein zweites Erdbeben auslösen, allerdings nicht mehr irgendwo in der Einöde. Wenn Sie uns dazu zwingen, tut es beim nächstenmal weh.«
    Eine genau kalkulierte Eskalation der Bedrohung. Herr im Himmel, diese Leute machen mir angst.
    »Wir tun das nicht zum Vergnügen, aber es gibt keine andereMöglichkeit. Erfüllen Sie unsere Forderung, damit dieser Alptraum ein Ende hat.«
    Jetzt meldete sich wieder John Truth.
    »Das war sie – die Stimme der Kinder von Eden, jener Gruppe, die von sich behauptet, heute nachmittag im Owens Valley ein Erdbeben hervorgerufen zu haben.«
    Judy brauchte unbedingt das Band mit der Aufzeichnung. Sie stellte das Radio wieder leiser und wählte Rajas Privatnummer. Er war Junggeselle – da konnte er am Freitag schon einmal auf seinen Feierabend verzichten.
    Als er sich meldete, sagte sie: »Hallo, hier ist Judy.« ‚|
    »Es geht nicht«, erwiderte er sofort. »Ich habe Karten für die Oper.«
    Sie zögerte, ehe sie sich entschloß, auf sein Spielchen einzugehen. »Was läuft denn?«
    »Äh … Macbeth‘ Hochzeit.«
    Judy verkniff sich das Lachen. »Von Ludwig Sebastian Wagner ? «
    »Genau.«
    »Die Oper gibt‘s nicht, genauso wenig wie den Komponisten.Sie arbeiten heute abend.«
    »Oh, verflixt.«
    »Warum haben Sie sich nicht eine Rockband ausgesucht? Die hätte ich Ihnen abgenommen.«
    »Ich vergesse immer wieder, wie alt Sie sind.«
    Judy lachte. Raja war sechsundzwanzig, sie fünfunddreißig.
    »Ich nehme das als Kompliment.«
    »Was soll ich tun?« Das klang nicht allzu ablehnend. Judy wurde wieder ernst.
    »Folgendes: Heute nachmittag hat sich im Osten des Staates ein Erdbeben ereignet, und die Kinder von Eden behaupten, sie hätten es ausgelöst.«
    »Uff! Dann sind diese Leute vielleicht doch ernst zu nehmen!« Raja klang eher zufrieden als besorgt. Er war jung und ehrgeizig. Die möglichen Konsequenzen hatte er noch gar nicht bedacht.
    »Die Täter haben sich bei John Truth gemeldet. Er hat die Nachricht aufgenommen und eben in seiner Sendung abgespielt. Sie müssen zum Sender fahren und uns das Band organisieren.«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Achten Sie darauf, daß Sie das Original bekommen und keine Kopie. Wenn man Ihnen Schwierigkeiten macht, sagen Sie den Leuten, daß wir in einer Stunde mit einer gerichtlichen Verfügung wiederkommen.« »Mir macht keiner Schwierigkeiten. Ich bin Raja, schon vergessen?«
    Sie gab ihm recht – er war ein Charmeur. »Bringen Sie das Band zu Simon Sparrow, und sagen Sie ihm, daß ich morgen früh was in der Hand haben muß.«
    »Alles klar.«
    Sie beendete das Gespräch und stellte John Truth wieder lauter. »… ein kleineres Erdbeben übrigens«, sagte er gerade. »Die Stärke lag zwischen fünf und sechs.«
    Wie haben die Kerle das bloß geschafft, verdammt?
    »Zwar gab es weder Personen- noch Sachschäden, doch wurde die Erschütterung von den Einwohnern der Orte Bishop, Bigpine, Independence und Lone Pine deutlich wahrgenommen.«
    Irgendwem dort müssen die Täter in den vergangenen Stunden aufgefallen sein. Ich muß schleunigst hin und mögliche Zeugen befragen. Und wo genau war das Epizentrum?
    Ich muß mit einem Experten reden …
    Erster Ansprechpartner wäre die staatliche Erdbebenwarte gewesen, doch dort hatte man offenbar eine vorgefaßte Meinung. Daß es sich um ein von Menschenhand ausgelöstes Beben handeln könnte, hatte der Leiter bereits kategorisch verneint. Damit war Judy nicht geholfen. Sie wollte mit jemandem reden, der bereit war, auch das scheinbar Unmögliche in Erwägung zu ziehen.

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