Die Kinder Von Eden : Roman
brach es aus ihr hervor.
»Was, zum Teufel, soll denn das schon wieder heißen?«
»Du, Melanie, Flower und Dusty. Ihr seid wie eine Familie. Für mich ist da kein Platz mehr, ich passe nicht dazu.«
»Natürlich paßt du dazu. Du bist die Mutter meines Kindes und die Frau, die ich liebe. Wie solltest du da nicht zu uns passen?«
»Ich habe mich heut nacht so furchtbar gedemütigt gefühlt.«
Er streichelte ihre Brüste durch den Baumwollstoff des Nachthemds. Star bedeckte seine Hand mit der ihren und drückte sie fester gegen ihren Körper.
»Die Gruppe ist unsere Familie«, sagte Priest. »So war es doch immer. Wir pfeifen eben auf die Konventionen der üblichen Vorstadtfamilie – Mami, Papi, zwei Kinder und so weiter …«
Er wiederholte nur die Weisheiten, die er vor Jahren von ihr gelernt hatte. »Wir sind eine große Familie. Wir lieben die ganze Gruppe, und jeder kümmert sich um jeden. Auf diese Weise brauchen wir in puncto Sex niemanden zu belügen, weder uns selbst noch sonst jemanden. Du kannst es mit Oaktree tun oder mit Song – und doch weiß ich, daß du immer auch mich und unser Kind lieben wirst.«
»Aber weißt du was, Priest? Noch nie hat uns jemand so eine Abfuhr erteilt – weder dir noch mir.«
Es gab keine Regeln dafür, wer mit wem Sex hatte, doch war natürlich niemand zur Liebe verpflichtet, wenn er nicht wollte. Doch als Priest jetzt über Stars Worte nachdachte, mußte er ihr recht geben: Er konnte sich nicht daran erinnern, daß ihn jemals eine Frau zurückgewiesen hatte. Und Star erging es offensichtlich ebenso – bis Melanie gekommen war.
Ein Anflug von Panik überkam ihn. Das war ihm nun in den letzten Wochen schon mehrfach passiert. Es lag an seiner Angst vor dem Zusammenbruch der Kommune, der Angst davor, die Dinge nicht mehr im Griff zu haben und alles zu verlieren, was ihm lieb und teuer war. Es war wie der Verlust des Gleichgewichtssinns; als sei der feste Boden unter seinen Füßen plötzlich unsicher geworden und bewege
sich in einer Weise, die nicht vorhersehbar war, genau wie gestern im Owens Valley. Er bemühte sich, seiner Beklemmung Herr zu werden. Er mußte einen kühlen Kopf bewahren. Nur er konnte die anderen bei der Stange halten, nur er alles zusammenhalten. Er mußte einen kühlen Kopf bewahren …
Priest legte sich neben Star aufs Bett und streichelte ihr Haar. »Es wird alles wieder gut«, sagte er. »Wir haben gestern dafür gesorgt, daß Gouverneur Roberts gewaltig die Muffe geht. Er wird unsere Forderung erfüllen, du wirst schon sehen.«
»Bist du dir sicher?«
Mit beiden Händen umfaßte er ihre Brüste und spürte, wie seine Erregung wuchs. »Vertrau mir«, murmelte er und drückte sich an sie, so daß sie seine Erektion spüren konnte.
»Komm, Priest, ich will geliebt werden«, sagte Star.
Er setzte sein Schwerenötergrinsen auf. »Wie denn?«
Sie lächelte durch ihre Tränen zurück. »Verdammt, besorg‘s mir, wie du willst.«
Danach schlief Star ein. Priest lag wach neben ihr und machte sich Gedanken über den Presseausweis, bis ihm schließlich eine Lösung einfiel. Dann stand er auf.
Er ging zur Schlafhütte der Kinder und weckte Flower auf. »Ich möchte, daß du mit mir nach San Fancisco fährst«, sagte er. »Zieh dich an.«
Im menschenleeren Küchenhaus röstete er ihr eine Scheibe Brot und bereitete einen Orangensaft. Während Flower aß, sagte er zu ihr: »Du hast mir doch erzählt, daß du Schriftstellerin oder Journalistin werden willst, weißt du noch? Für eine Jugendzeitschrift wolltest du arbeiten, oder?«
»Ja, für Teen«, sagte sie.
»Genau.«
»Aber du wolltest, daß ich Gedichte schreibe, damit ich hier wohnen bleiben kann.«
»Das will ich nach wie vor. Aber heute werde ich dir erst einmal zeigen, was eine Reporterin so alles tun muß.«
»Au, super!« rief Flower sichtlich erfreut aus.
»Ich nehme dich mit zu einer Pressekonferenz des FBI.«
»Des FBI?«
»Ja, über so was mußt du als Reporterin berichten.«
Flower rümpfte angeekelt die Nase. Von ihrer Mutter hatte siel den Widerwillen gegen Gesetzeshüter aller Art übernommen. »In Teen stand noch nie was über das FBI.«
»Tja, aber Leonardo DiCaprio gibt heute nirgends eine Pressekonferenz, ich hab‘ mich erkundigt.«
Sie grinste verlegen. »Schade.«
»Aber stell einfach die Fragen, die du stellen würdest, wenn du Reporterin von Teen wärst, das haut dann schon hin.«
Flower nickte nachdenklich. »Und worum geht es bei der
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