Die Kinder Von Eden : Roman
höher, und ihre Fingerspitzen berührten das rote Haarbüschel zwischen Melanie Schenkeln.
»Nein!« Melanie schlug Stars Hand beiseite.
Der Schlag war nicht von schlechten Eltern.
»Au!« rief Star. »Warum tust du das?«
Melanie stieß sie beiseite und sprang vom Bett. »Weil du alt und fett bist und ich mit dir keinen Sex haben will!«
Star hielt die Luft an, und Priest zuckte zusammen.
Melanie marschierte zur Tür und öffnete sie. »Bitte!« sagte sie zu Star. »Laß mich in Ruhe und geh!«
Zu Priests Verwunderung fing Star an zu weinen.
»Melanie!« sagte er vorwurfsvoll.
Bevor Melanie noch etwas sagen konnte, war Star bereits verschwunden.
Melanie schlug die Tür zu.
»Au weia, Baby«, sagte Priest. »Das war gemein.«
Melanie riß die Tür wieder auf. »Du kannst gleich mitgehen, wenn dir danach ist. Laß mich in Ruhe!« Priest erschrak. In fünfundzwanzig Jahren des Kommunelebens war er nicht ein einziges Mal aus einer der Blockhütten hinausgeworfen worden. Und jetzt stand da eine nackte Schönheit mit vor Wut, Erregung oder beidem gerötetem Gesicht und wies ihm die Tür. Daß er einen Ständer hatte wie ein Flaggenmast, war sozusagen der Gipfel der Demütigung.
Entgleitet mir langsam die Kontrolle?
Der Gedanke beunruhigte ihn. Bisher war es ihm noch immer gelungen, die Leute nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, vor allem hier in der Kommune. In seiner Verblüffung war er schon drauf und dran, Melanie zu gehorchen. Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür.
Doch dann wurde ihm auf einmal klar, daß er nicht nachgeben durfte. Ließ er zu, daß Melanie ihn jetzt so abfertigte, würde er sie wahrscheinlich nie wieder beherrschen können. Aber genau darauf war er angewiesen: Er brauchte Melanie, und sie mußte ihm gefügig sein.Sie spielte die entscheidende Rolle in seinem Plan. Ohne ihre Hilfe gab es kein zweites Erdbeben. Er durfte nicht zulassen, daß sie auf diese Art und Weise ihre Unabhängigkeit unter Beweis stellte. Sie war zu wichtig.
Auf der Schwelle drehte er sich um und sah sie an. Die Hände auf die Hüften gelegt, stand sie vor ihm, nackt. Was wollte sie? Gestern, im Owens Valley, hatte sie ihres Fachwissens wegen dominiert, und das verlieh ihr jetzt den Mut für diesen zickigen Auftritt. Doch im Grunde ihres Herzens lag ihr gar nichts an ihrer Unabhängigkeit – sonst wäre sie nicht bei der Kommune gelandet. Sie suchte einen Machtmenschen, der ihr sagte, was sie zu tun hatte. Deshalb hatte sie ihren Professor geheiratet. Und deshalb hatte sie sich gleich nach der Trennung von ihm wieder mit einer Autoritätsperson eingelassen, dem Anführer einer Kommune. Heute abend hatte sie aufbegehrt, weil sie Priest nicht mit einer anderen Frau teilen wollte.
Wahrscheinlich fürchtete sie, Star könne ihn ihr wegnehmen. Daß Priest jetzt ging und sie verließ, wäre das letzte gewesen, was sie wollte.
Er machte die Tür wieder zu.
Mit drei Schritten durchmaß er den kleinen Raum und blieb vor Melanie stehen. Noch immer war ihr Gesicht rot vor Wut, und ihr Atem ging schwer. »Leg dich hin!« befahl Priest.
Obwohl ihr eine gewisse Beunruhigung anzumerken war, legte sie sich aufs Bett.
»Mach die Beine breit«, sagte er.
Nach kurzem Zögern gehorchte sie.
Priest legte sich auf sie. Als er in sie eindrang, umarmte sie ihn unvermittelt und preßte ihn an sich. Er bewegte sich schnell in ihr und nahm sie mit voller Absicht hart ran. Sie hob die Beine und schlang sie um seine Hüften, und Priest spürte ihre Zähne in seiner Schulter. Es tat weh, aber das mochte er. Melanie öffnete den Mund und keuchte. »Ach, Priest«, sagte sie mit tiefer, kehlige Stimme. »Ich liebe dich, du alter Hurensohn.«
Als Priest erwachte, stand er auf und ging zu Star in die Hütte.
Sie lag mit offenen Augen auf der Seite und starrte an die Wand. Als er sich zu ihr aufs Bett setzte, fing sie an zu weinen.
Er küßte ihr die Tränen vom Gesicht und spürte, wie er wieder einen Steifen bekam. »Sprich mit mir«, flüsterte er.
»Hast du gewußt, daß Flower Dusty ins Bett bringt?«
Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Was sollte denn! das jetzt? »Nein, das wußte ich nicht«, antwortete er.
»Ich mag das nicht.«
»Und warum nicht?« Er gab sich Mühe, seine Gereiztheit nicht durchklingen zu lassen.
Gestern haben wir ein Erdbeben ausgelöst und heute heulst du wegen der Kinder?
»Ist auf jeden Fall viel besser, als Filmplakate in Silver City zu klauen.«
»Aber du hast eine neue Familie«,
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