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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Pressekonferenz?«
    »Um irgendeine Gruppe, die behauptet, sie hätte ein Erdbeben verursacht. Allerdings möchte ich nicht, daß du das überall ausposaunst. Es bleibt unter uns, ja?«
    »Okay.«
    Er wollte die Reisesser erst nach der Rückkehr einweihen. »Mit Mama, Melanie, Oaktree, mit Song, Aneth und Paul Beale kannst du darüber reden, aber sonst mit niemandem. Das ist sehr wichtig.« »Kapiert.«
    Priest war klar, daß er sich auf ein irrsinniges Risiko einließ. Ging etwas schief, war alles verloren. Wenn er nun gar vor den Augen seiner Tochter verhaftet wurde, stand ihr am Ende der schlimmste Tag ihres Lebens bevor. Andererseits waren solch wahnsinnige Risiken schon immer sein Markenzeichen gewesen. Damals, als er den Vorschlag gemacht hatte, Reben zu pflanzen, hatte Star darauf hingewiesen, daß der Pachtvertrag nur für ein einziges Jahr abgeschlossen war. Das Graben und Pflanzen, die ganze Schufterei konnten umsonst sein; gut möglich, daß sie die Früchte ihre Arbeit niemals ernten würden. Wollen wir nicht lieber erst einen Zehnjahresvertrag aushandeln, bevor wir so viel investieren, hatte Star gefragt. Das Argument klang durchaus vernünftig, doch Priest wußte, daß es tödlich war. Wenn sie nicht sofort anfingen, würden sie es nie tun. Er überredete sie, das Risiko in Kauf zu nehmen. Am Ende des Jahres
    war die Kommune zu einer Gemeinschaft geworden, und die Regierung hatte Stars Pachtvertrag seither Jahr für Jahr verlängert. Bis jetzt.
    Priest überlegte, ob er seinen marineblauen Anzug anziehen sollte – aber der war inzwischen so altmodisch, daß er in San Francisco auffallen mußte, und so entschied er sich für seine üblichen Blue Jeans. Obwohl es ziemlich warm war, zog er sich über das T-Shirt noch ein langes, kariertes Flanellhemd, das er über der Hose trug. Aus dem Werkzeugschuppen holte er sich ein großes Messer mit einer etwa zwölf Zentimeter langen Klinge und steckte es samt der hübschen Lederscheide hinten ins Hosenbund, wo es von den Hemdschößen verdeckt wurde.
    Auf der gesamten vierstündigen Fahrt nach San Francisco blieb sein Adrenalinpegel auf konstant hohem Niveau. AlptraumhafteVisionen suchten ihn heim: Sie wurden beide verhaftet; ihn warf man sofort in eine Gefängniszelle, während Flower in einem Verhörzimmer vom FBI in die Mangel genommen und über ihre Eltern ausgequetscht wurde … Doch die Angst gab ihm einen zusätzlichen Kick.
    Gegen elf Uhr erreichten sie die Stadt und ließen den Wagen auf einem Parkplatz an der Golden Gate Bridge stehen.
    In einem Laden kaufte Priest ein Notizbuch mit Spiralbindung und zwei Bleistifte für Flower, dann ging er mit ihr in ein Cafe und bestellte ihr eine Limonade.
    Während sie trank, sagte er: »Ich komm‘ gleich wieder«, und ging hinaus.
    Er schlug den Weg zum Union Square ein und musterte die Gesichter der Passanten. Er brauchte einen Mann, der ihm ähnlich sah. Die Straßen waren voller Menschen, die ihre Einkäufe erledigten, so daß er Hunderte von Gesichtern zur Auswahl hatte. Ein dunkelhaariger Mann mit schmalen Wangen, der die vor eine Restaurant aushängende Speisekarte studierte, fiel ihm auf, und glaubte schon, sein Opfer gefunden zu haben. Gespannt wie eine Bogensehne beobachtete er den Mann, doch als der sich nach einigen Sekunden umdrehte, sah Priest, daß sein rechtes Auge aufgrund einer Verletzung geschlossen war. Enttäuscht ging er weiter. Es war nicht leicht. Es gab viele dunkelhaarige Männer in den Vierzigern, doch die meisten von ihnen brachten um die zehn bis fünfzehn Kilo mehr auf die Waage als er. Ein anderer potentieller Kandidat kam nicht in Frage, weil er eine Kamera um den Hals trug: Mit einem Touristen konnte Priest nichts anfangen; er brauchte jemanden, den seine Papiere als Einheimischen auswiesen.
    Ich gehe an einem Samstagvormittag durch eine der größten Einkaufsstraßen der Welt. Da muß es doch jemanden geben, der mir ähnlich sieht.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb zwölf. Die Zeit wurde knapp.
    Endlich hatte er Glück: Ein schmalgesichtiger, etwa fünfzigjähriger Mann mit großer Brille kam ihm mit schnellen Schritten entgegen. Obwohl er eine marineblaue Freizeithose und ein grünes Polohemd trug, hatte er ein altes, abgeschabtes Aktenköfferchen dabei und blickte ziemlich trübsinnig drein. Wahrscheinlich ist er auf dem Weg ins Büro, um ein paar liegengebliebene Arbeiten zu erledigen, dachte Priest. Jetzt muß ich mir seine Brieftasche greifen. Er folgte dem Mann

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