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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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aus wie drei Beine, die einander im Lauf verfolgten. Zwischen den Streben war genug Platz, dass er sich hindurch quetschen konnte.
    Im Innern des Turmes war ein Gesims unterhalb der Fenster. Von dort führte eine schmale Treppe wendelförmig in die Tiefe.
    Als Nächster kam Follaman durch die Fensteröffnung geklettert, und gemeinsam zogen sie das Bündel mit den Waffen hoch. Dann folgten die anderen; Laeg, der Steuermann, bildete den Schluss.
    »Ich habe das Boot so gut vertäut, wie ich konnte«, sagte er. »Wenn die See so still bleibt, haben wir vielleicht Glück, dass es noch da ist, wenn wir zurückkommen.«
    Wenn, dachte Hagen. Jetzt, wo sie ihr Ziel erreicht hatten, wurde ihm die Tollkühnheit ihres Unternehmens überhaupt erst bewusst. Nach dem, was der Alte ihm erzählt hatte, musste er damit rechnen, in dieser Stadt auf dieselben grünen Wesen zu stoßen, mit denen das ganze Abenteuer angefangen hatte. Er erinnerte sich noch sehr gut an die Furcht erregende Gestalt des Monsters, das vor seiner Schlafzimmertür gestanden hatte. Mit einer Hand voll halbwüchsiger Jungs in das Nest dieser Ungeheuer einzudringen, die seinen schlimmsten Albträumen entstanden zu sein schienen, grenzte an Wahnsinn.
    Er packte seinen Speer. »Gehen wir«, sagte er leise. »Und passt auf, dass ihr nicht fallt!«
    Den Turm hinabzusteigen war wie in das Innere eines Flaschenhalses zu klettern. Die Stufen waren transparent und glatt wie Glas. Auch die Wände boten keinen Halt. Die einzige Möglichkeit, überhaupt die Treppe zu meistern, bestand darin, sich an der Wand entlangzuschieben und dabei mit den Füßen den Boden nach der nächsten Stufe abzutasten.
    Der Luftzug, der aus der Tiefe kam, zerrte an den Kleidern, aber war keine wirkliche Gefahr, wenn man sich davon nicht ablenken ließ. Schlimmer war das Gefühl des Ertrinkens. In dem Maße, wie es tiefer ging, schien draußen das Wasser zu steigen; durch die transparenten Wände konnte Hagen es schwappen sehen. Als das Wasser ihm über den Kopf ging, blieb ihm plötzlich die Luft weg. Er glaubte, seine Trommelfelle müssten platzen und schluckte mehrmals. Er wusste, dass dies ein rein psychologischer Effekt war, aber das machte es auch nicht angenehmer.
    Die Gesichter seiner Gefährten waren leichengrün, was sicherlich auf das ungewisse Licht hier zurückzuführen war. Aber ihren Mienen nach zu urteilen ging es ihnen nicht besser als ihm selbst.
    Zum Glück wurde die Treppe breiter, als der Flaschenhals sich weitete. Dafür hörten sie jetzt das erste Mal in der herrschenden Stille Geräusche, die aus der Tiefe drangen.
    Hagen legte die Hand auf die Lippen. Noch vorsichtiger schlichen sie weiter. Die Treppe wurde zu einem spiralförmig gedrehten Gang. Der Boden und die Wände waren hier nicht mehr transparent, sondern von einem perlmuttfarbenen Glanz. Es war, als gingen sie durch das Innere einer gedrehten Muschel oder eines riesigen Schneckenhauses. Dann öffnete sich der Weg, und sie spähten hinab in die Tiefe.
    »Vorsicht!«, zischte Hagen und duckte sich.
    Unter ihnen, auf einem Gang, der quer zu dem ihren verlief, patrouillierten zwei Wachen.
    Hagen hatte sie schon einmal gesehen – sie oder ihresgleichen. Groß, schuppig, grünbraun, mit seltsamen blauen Mustern bemalt, bewaffnet mit Speeren und großen hölzernen Keulen. Er brauchte ihnen nicht in die Gesichter zu schauen um sich das riesige, dunkle Auge darin vorstellen zu können.
    »Weiter!«, sagte er, als die beiden Grünhäutigen vorbeigegangen waren.
    Sie kamen in eine Flucht von Kammern, die offensichtlich als Wachstuben dienten – karg, schmucklos, nur mit den nötigsten Sitzgelegenheiten versehen. Eine weitere Treppe führte nach unten. Die Räumlichkeiten hier machten einen ganz anderen Eindruck.
    Zuerst dachte Hagen, es sei ein Trick, eine Täuschung des Auges. Doch dann, als der überall hier herrschende Luftzug die Schleier aufwallen ließ, erkannte er, dass die Wände hier von hauchdünnen Vorhängen bedeckt waren, durchwirkt mit Meersternen, Fischen und anderem Seegetier, welche die Wände dahinter verschwimmen ließen. Zur Rechten und Linken waren Kammern mit niedrigen, weich gepolsterten Betten. Er konnte sich kaum vorstellen, dass hier die grünhäutigen Monster nächtigten.
    Ihre Opfer vielleicht? Doch nach Gefängniszellen sah dies ebenfalls nicht aus. Es sei denn, sie bauten diese luxuriösen Wohnungen, um ihre Gefangenen in Sicherheit zu wiegen, ehe man sie …
    Doch dies alles passte nicht

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