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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Ziegenmilch vermutlich. Sie erschien ihm als das Köstlichste, was er je getrunken hatte.
    Dann erst wagte er es, sich umzublicken.
    Neben ihm, an seiner Seite, stand eine kleine, schwarz gekleidete Gestalt. Es war eine Frau. Sie war alt, so alt, dass man schwer bestimmen konnte, wie viele Jahre sie zählen mochte. Ihr Haar war schlohweiß, ihr Gesicht voller Runzeln, und ihre schwarzen Knopfaugen blickten nicht unfreundlich.
    Irgendwie kam sie Hagen bekannt vor. Irgendwo hatte er dieses Gesicht schon einmal gesehen, vor langer Zeit, wie ihm erschien, in einer anderen Welt …
    »Tante Meg?«
    Aber nein, es war nicht seine Tante, die Ladywitwe; wie bei Manannán Mac Lir, den er im ersten Moment für seinen Vater gehalten hatte, war auch hier die Ähnlichkeit nur eine auf den ersten Blick. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, dass diese Frau viel älter war, ihre Züge schärfer, ihr ganzes Gehabe das einer uralten Greisin.
    Das Gesicht der Alten löste sich auf in tausend freundliche Falten.
    »Du kennst meinen Namen?« Sie strahlte. »Ja, mein Bübchen, die alte Meg, so nennen mich viele. Aber mich wundert, dass du es weißt.«
    Hagen merkte, dass er noch immer das Brot und den Becher in den Händen hielt. Erschrocken wollte er beides auf dem Fenstersims abstellen.
    »Äh … Entschuldigung …«, stammelte er. »Ich … ich habe seit Tagen … und da …«
    »Iss nur«, sagte sie. »Iss und trink. Sei mein Gast. Gastfreundschaft war immer heilig in Erin. Obwohl«, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu, »Gäste gewöhnlich erst anklopfen, bevor sie sich bedienen.«
    Hagen wurde puterrot. »Es tut mir Leid«, konnte er nur sagen. »Vielleicht kann ich es irgendwie … abarbeiten?«
    »Darüber ließe sich reden«, sagte die Alte. »Aber jetzt solltest du wirklich weiter essen.« Und sie wich nicht von seiner Seite, ehe er – langsamer als zuvor – das Brot vollständig aufgegessen und den Becher Ziegenmilch bis auf den letzten Rest ausgetrunken hatte. Dann nahm sie den Becher, zog ihr löchriges Schultertuch enger um sich und verschwand ins Haus.
    Hagen fühlte sich gesättigt wie lange nicht mehr. Eine wohlige Wärme breitete sich von seinem Magen aus, durchströmte alle Glieder. Brot und Milch hatten die Müdigkeit aus seinen Gliedern vertrieben und auch die Schmerzen. Der Poncho, den er sich aus dem Wollmantel geschnitten hatte, starrte immer noch vor Dreck, aber der Wind war nach wie vor kalt, und so zog Hagen es vor, mit dem dreckigen Umhang herumzulaufen anstatt zu frieren.
    Er sah sich um, ob er nicht irgendetwas Nützliches tun könne. Ein Stapel Holz zog seinen Blick an. Daneben sah er einen Haublock, an dem eine Axt lehnte. Ich könnte etwas Holz für die alte Frau zerkleinern, dachte er.
    Also spuckte er in die Hände und machte sich an die Arbeit. Er hatte schon früher einmal für seine Tante Meg – die richtige Tante – Brennholz zerkleinert. So war ihm die Arbeit vertraut, wenn er auch erst wieder ein Gefühl für die Handhabung der Axt bekommen musste.
    Die körperliche Arbeit tat ihm gut. Bald wurde ihm wärmer. Mit jedem Schlag entwickelte er mehr Geschick. Bald machte es ihm richtig Spaß, die Axt durch die Luft sausen zu lassen. Einmal sah die alte Dame zum Fenster heraus und lächelte ihm freundlich zu.
    Vielleicht, dachte Hagen, kann ich hier eine Zeit lang bleiben und ihr zur Hand gehen. Zumindest solange, bis …
    Bis die Mórrigan sich besann? Bis sie aufhörte, das Land zu zerstören?
    Bis Gunhild ihm verzieh?
    Bis er sich selbst verzeihen konnte?
    Er ließ die Axt sinken. Nein, es war keine Lösung. Diese kleine Farm am Waldesrand war nur ein Zwischenspiel, ein Augenblick des Atemholens in der Geschichte. Aber die Geschichte selbst war noch nicht zu Ende, und er wusste, dass er noch eine Rolle darin zu spielen hatte. Wenn er nur wüsste, wie.
    Er wollte sich gerade anschicken, ins Haus zu gehen, als er Hufgetrappel hörte. Im nächsten Augenblick bogen Reiter um die Ecke der Lichtung.
    Es war zu spät, um noch irgendwo Deckung zu suchen. Der Wald, der Haus und Hof von drei Seiten umgab, war zwar gelichtet, doch immer noch dicht genug und hatte so das Herankommen des Trupps verborgen. Den Reitern ging es genauso wie ihm selbst, als er praktisch in das Gehöft hinein gestolpert war. Sie waren schon viel zu nahe heran; sie mussten ihn einfach sehen.
    Der vorderste Reiter zügelte sein Pferd. Hagen erkannte ihn, auch wenn er einen Moment lang überlegen musste, ehe ihm der Name wieder

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