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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Sein Name war Fintan. Er war ein Schamane, und er beherrschte die Kunst, seine Gestalt zu wandeln. So überlebte er, in der Gestalt eines roten Stiers, sieben Lebensalter lang und fünf in der Gestalt eines Seeadlers und zwei in der eines weißen Hirschen.
    Ich weiß es, denn ich war da …
    Und es heißt, dass er so ein Teil von Erin wurde, sodass in jedem Stier, jedem Adler, jedem Hirsch, ja, in jeder Blume und jedem Tautropfen von Erin etwas von Fintan lebendig ist.«
    Er verstummte. Siggi wartete eine Zeit lang, ob noch etwas kam; Fetzen des Erzählten wirbelten durch seinen Kopf, und er erinnerte sich an das Lied, das er in seinem Traum gehört hatte. Stier, Adler und Hirsch? Hatte dieser seltsame Mann von sich selbst berichtet, dass er dies alles gewesen war, oder war das nur eine Formel, gab er nur eine alte Legende wieder, die aus Urzeiten überliefert worden war?
    »Das war alles?«, konnte er sich schließlich nicht enthalten zu fragen.
    »Wenn du mehr wissen willst«, sagte der Fremde, »musst du ein weiteres Mal mit mir kämpfen.«
    Siggi war noch so in seinen Gedanken gefangen, dass er einen Augenblick brauchte, um zu verstehen, was der Mann zu ihm gesagt hatte. Dann langte der Junge neben sich, um den Hammer aufzuheben. Aber statt des Hammers bekam er den Stiel einer Streitaxt zu fassen. Und zu seiner Linken lag ein hölzerner Rundschild, der in Blau und Weiß mit Ornamenten bemalt war und in dessen Mitte ein roter Drache prangte.
    Siggi wunderte sich nicht mehr über das, was er hier erlebte. Er schwang die Streitaxt probehalber, und auch sie war leichter, als man vermuten konnte. Das Blatt der Axt war aus Bronze, in die Verzierungen geätzt worden waren. Verschlungene Ornamente verwirrten das Auge, wenn man zu lange hinsah.
    Wieder traten die beiden gegeneinander an. Siggi nahm sich vor, diesmal absolut ruhig zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen.
    Seine Niederlage im Kampf mit den Kriegshämmern hatte ihn noch eine Lektion gelehrt. Er durfte seinen Gegner nicht unterschätzen. In dem Körper dieses dunklen Mannes, dessen Größe sich auf Grund der seltsamen Gewandung so schwer schätzen ließ, wohnte mehr an Kraft und Geschmeidigkeit, als er angenommen hatte. Vielleicht war der Mann wirklich ein Schamane; zumindest sah er so aus.
    Sie umkreisten sich. Siggi hatte jeden Muskel angespannt, war voll konzentriert, während das Gesicht seines Gegners wieder jenes überhebliche Lächeln zeigte. Siggi musste sich zur Selbstbeherrschung zwingen. Doch trotz aller Bemühungen war da wieder dieser Zorn. Das hatte er nicht verdient. Irgendwie fühlte er sich nicht ernst genommen.
    Auf diesen Augenblick der Unaufmerksamkeit hatte der andere nur gewartet. Er holte zu einem Hieb aus, auf den Siggi erst im letzten Augenblick reagierte. Er schaffte es, den Schild zu heben und den Schlag abzublocken, aber noch bevor Siggi selbst seine Axt erheben konnte, hatte sein Gegner mit unglaublicher Schnelligkeit erneut ausgeholt. Siggi gelang es auszuweichen, und er konterte, aber der Mann war längst nicht mehr da, wo er hätte sein sollen. Siggis Hieb ging ins Leere.
    Wieder griff der dunkle Mann an, holte weit aus. Siggi wich zurück, aber sein Gegner nutzte seinen Schwung nicht für einen Schlag, sondern er rammte den Jungen mit der Schulter. Siggi verlor das Gleichgewicht. Er stolperte zurück und stürzte, aber es gelang ihm, sich über die Schultern nach hinten abzurollen, und er kam unbeschadet wieder auf die Füße. Nur den Schild hatte er verloren.
    Sein Gegner nickte anerkennend und begab sich wieder in Kampfstellung. Auch Siggi hob erneut die Axt. Er fluchte innerlich, denn sein Gegner hatte sich zwischen ihn und seinen Schild gestellt, der nun nutzlos im Gras lag.
    Was tun? Siggi sagte sich, dass nur der Angriff ihn weiterbringen könnte. Der andere hatte einen Vorteil; Siggi durfte ihn nicht in die Lage versetzen, diesen auszunutzen.
    Also ging er zum Angriff über und schlug zu. Der Fremde lenkte den Hieb mit seinem Schild zur Seite. Dann konterte er, und Siggi musste all seine Geschicklichkeit einsetzen, um dem Schlag auszuweichen.
    Und dann begann der dunkle Mann mit ihm zu spielen. Pausenlos griff er an, und Siggi wich zurück, darauf bedacht, sich nicht in Richtung des Meeres abdrängen zu lassen. Denn er war sich klar, wenn er auf das Gefälle und in den Kies geraten würde, wäre er endgültig auf der Verliererstraße. Wenn er da nicht schon war.
    Siggi keuchte, aber sein Gegner zeigte kein

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