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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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oder hinter dem Zaun im freien Gelände aufgestellt. Alles war bereit, um die Stadt gegen den Orden zu verteidigen. Oder gegen die Tsardonier, je nachdem, wer zuerst kam. Die Wachfeuer loderten in jeder Nacht und schickten an jedem Tag ihre Rauchfahnen in den Himmel.
    Seufzend rieb Hesther sich über die Wangen und trocknete die Hände an ihrem Kleid ab. Westfallen war jetzt eine Festung. Ihr behagte nicht, was in so kurzer Zeit aus dem Ort geworden war. Gefangene, nur weil sie die Konkordanz befreien wollten. Arvan Vasselis tat, was er für richtig hielt, aber seine Versicherungen, die Verteidigungsanlagen seien nur vorübergehend nötig, klangen nicht besonders überzeugend. Sie betete, dass er recht behielt, denn sie konnte nicht ewig so weiterleben, und sie würde es auch nicht von den Einwohnern verlangen. Es war unnatürlich.
    Die Flut setzte gerade ein. Die Wellen wuchsen und plätscherten gegen die Mole, auf der ebenfalls Onager standen. Ihre hässlichen Umrisse waren schreckliche Erinnerungen an die Lage, in der Westfallen sich heute befand. Es war grundfalsch.
    Schließlich holte Hesther tief Luft und widerstand dem Impuls, einfach ins Haus der Masken zurückzulaufen. Dort würde sie auch keine Antworten finden. Sie selbst stand jetzt der Autorität vor. Sie und nicht Ardol trug nun die Verantwortung. Wie zerbrechlich die alte Ordnung auf einmal war. Die Mitglieder der Autorität waren von Ungewissheit geplagt und fragten sich, ob sie weiterhin ihrer Berufung folgen und die Arbeit überhaupt noch fortsetzen sollten. Genna hatte diese Haltung scharf kritisiert, doch jetzt war sie gestorben, und Hesther war nicht sicher, ob sie allein die anderen auf dem richtigen Weg halten konnte.
    Eine Bewegung dicht vor der Klippe an der Biegung der Bucht erregte ihre Aufmerksamkeit. Dort tauchte langsam ein dunkelblaues Segel auf. Die Trireme glitt durch den Kanal, die Ruder hoben und senkten sich. Leise hallten die Trommelschläge übers Wasser. Vasselis hatte ihnen doch versichert, sie würden seine Kriegsschiffe nicht sehen, da keine Invasion von See her drohte. Oder … Hesther stockte der Atem. Sie rannte zur Mole hinunter. Als sie unten ankam, standen die Einwohner von Westfallen, die Leviumkrieger und die Palastwächter schon fünf Reihen tief am Hafenbecken.
    Hesther gesellte sich zu Meera und Jen Shalke. Sie hatten Jen gerade noch davon abhalten können, ins Wasser zu springen und zum Schiff zu schwimmen. Mit jedem Ruderschlag wurde das Summen der Unterhaltungen aufgeregter und lauter. Inzwischen war das Segel gerefft, und das Schiff manövrierte langsam zu den Tiefwasser-Liegeplätzen. Der Bug schwang herum, bis der Name zu sehen war. Hesther konnte ihn nicht gleich erkennen, doch der Name machte in der Menge schnell die Runde.
    Es war die Cirandons Stolz. Das Schiff, das draußen im Einsatz gewesen war, als die Aufgestiegenen geflohen waren. Hesther drückte Meera und Jen an sich und betete, dass es gute Nachrichten brachte.
    Im großen Empfangssaal in der Villa des Aufstiegs herrschte lautes Getöse. Auf die Nachricht, dass die Aufgestiegenen lebten und wohlauf waren, hatten alle mit Freude und Erleichterung reagiert. Aber jetzt hatte die Euphorie sich gelegt, und die Freude wich dem Unbehagen.
    »Bitte.« Hesther stand auf und hob beide Hände. »Kapitän Patonia will eine Frage beantworten. Stellt doch nicht gleich zehn neue. Gott umfange mich, ihr seid schlimmer als die Kinder.«
    Verlegen verstummten die Autoritäten. Marschall Vasselis, der neben Hesther saß, verkniff sich ein Lächeln.
    »Kapitän Patonia, bitte fahrt fort.«
    Die kräftige Frau nickte. Sie besaß keinerlei Humor und fühlte sich in dieser Gesellschaft offenbar unwohl. Auch den angebotenen Sitzplatz hatte sie ausgeschlagen und sich lieber an einen Marmortisch gestellt, wo sie mit einer kleinen Statue spielte, die Herine Del Aglios in gebieterischer Pose zeigte.
    »Ich habe Tatsachen zu berichten und werde keine Entscheidungen rechtfertigen«, sagte Patonia steif. »Schatzkanzler Jhered bekleidet einen höheren Rang als ich. Ich konnte mich seinen Anordnungen nicht widersetzen. Es ist leicht für Euch, hier zu sitzen und mich an meine Befehle zu erinnern. Ich verwahre mich gegen die Andeutung, ich hätte auf irgendeine Weise meinen Marschall verraten. Ihr wart nicht im Tirronischen Meer mit je einem Schiff der Einnehmer auf beiden Seiten. Außerdem überseht Ihr, dass die Aufgestiegenen sich jetzt in der Obhut eines unserer besten

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