Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
Schwertkämpfer und einer Wache von Elitekriegern befinden. Wenn Ihr mir nicht glaubt, könnt Ihr Eure Fragen auch an meinen Marschall richten.«
»Arvan?«, unterbrach Meera das kurze Schweigen.
»Wirklich, ich kann eure Vorbehalte nicht verstehen«, sagte Vasselis. »Paul Jhered ist nicht nur das, was Patonia beschrieben hat, sondern auch einer der wenigen Menschen außerhalb dieses Raumes, der die Aufgestiegenen unterstützt. Seine Integrität und Ehrenhaftigkeit stehen außer Zweifel. Die Reise ist gefährlich. Ich kann mir niemanden vorstellen, der besser als er dafür sorgen könnte, dass ihnen nichts zustößt.«
»Ja«, wandte Willem ein, »aber er hat nicht die Absicht, sie nach Sirrane zu bringen, oder?«
Hesther sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was meinst du damit?«
»Nun, Kapitän Patonia?«, bohrte Willem nach.
Patonia schüttelte den Kopf. »Er bringt sie zu Roberto Del Aglios. Sie sollen ihm helfen, den Krieg zu gewinnen.«
»Er hat kein Recht dazu. Sie sind doch noch Kinder.« Andreas’ Stimme war die lauteste und übertönte die aufgebrachten Rufe der anderen Autoritäten. Dieses Mal war allerdings nicht Patonia das Ziel des Unmuts, sondern Vasselis. »Er ist dein Freund. Wie kann er so etwas tun?«
»Genug«, sagte Vasselis. Zornig stand er auf und hieß die anderen schweigen. Dies war nicht Arvan, dies war der Marschallverteidiger Vasselis, ihr Herrscher.
»Ihr werft mit Anschuldigungen um euch, ohne alle Tatsachen zu kennen. Schatzkanzler Jhered verfügt, wenn die Konkordanz bedroht wird, über eine große Macht. Er hat das Recht, jeden in Dienst zu stellen, den er für geeignet hält, um die Verteidigung auf die Art und Weise, die er für richtig hält, zu verbessern. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Betreffenden gerade aus dem Mutterschoß geschlüpft sind oder ihren letzten Atemzug tun. Er hat seine Befugnisse nicht überschritten.«
»Aber seine moralische und ethische …«
»Andreas, ich will dir nicht befehlen müssen, den Raum zu verlassen«, sagte Vasselis. »Beruhige dich. Mir ist doch klar, wie schwer es für euch ist, wenn ihr so etwas hört. Bedenkt aber, dass mein Sohn bei ihnen ist. In welche Gefahren sie auch geraten mögen, es wird ihn ebenfalls treffen.« Er nickte traurig. »Ja, das habt ihr vergessen, nicht wahr?«
»Es tut mir leid, Arvan«, sagte Andreas.
»Schon gut«, erwiderte Vasselis. »Und nun, Kapitän Patonia – irgendetwas stimmt hier nicht. Die Leuchtfeuer sagen uns, dass die Konkordanz bedroht wird. Meine Boten haben mir mitgeteilt, dass unsere Ostfront zusammengebrochen ist. Es gibt jedoch in dieser Gegend beachtliche Kräfte, die zur Verteidigung eingesetzt werden können. Warum hat er nun beschlossen, sie zu Del Aglios zu bringen?«
»Euer nächster Bote wird bestätigen, dass eine schreckliche Gefahr droht«, sagte Patonia. »Atreska hat rebelliert. Marschall Yuran hat für die Tsardonier Partei ergriffen. Die Aufgestiegenen wären nirgends mehr sicher.«
Sie hielt inne, und einen Augenblick lang war nichts zu hören außer nervösen Atemzügen und dem Getuschel der Einwohner draußen vor der Villa, die auf Neuigkeiten warteten. Vasselis beschied ihr, sie solle fortfahren. Er war kreidebleich.
»Schatzkanzler Jhered fürchtet, die Konkordanz könnte fallen, wenn es uns nicht gelingt, dem Feind einige entscheidende Schläge zu versetzen. Seiner Ansicht nach sind die Aufgestiegenen der Schlüssel. Mir ist klar, dass sie für Euch eine Kraft des Friedens sind, aber ich habe wie er beobachten können, dass ihre Fähigkeiten auch als Waffe eingesetzt werden können.«
»Sie sind doch nur vier kleine Kinder«, widersprach Hesther. »Wie können sie ganze Heere aufhalten?«
»Es bleibt abzuwarten, ob sie das wirklich können«, antwortete Vasselis tonlos. »Ohne euch zu nahe treten zu wollen, ich glaube nicht, dass ihr wirklich begreift, wie ernst unsere Lage ist. Nachdem Atreska abtrünnig geworden ist, haben die Feinde im Norden des Tirronischen Meeres Zugang zur Küste. Wenn die tsardonischen Heere auch nach Gestern eindringen, ist Caraduk unmittelbar bedroht. Kapitän Patonia, ich nehme an, Ihr habt Signale von der Insel Kester bekommen?«
»Ja, Marschall. Mit Eurer Erlaubnis werden wir heute Abend ausruhen und Proviant aufnehmen, um morgen mit einsetzender Ebbe wieder auszulaufen. Dann werden wir unter der Flagge der Ocetanas segeln.«
Hesther schüttelte den Kopf. »Unsere Kinder. Die armen, armen Kinder. Wie konnte ihnen das alles
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