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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dass die Wurzeln so viele schwache Stellen im Fels finden würden. Wir konnten nicht wissen, dass es so weit um sich greifen würde. Du darfst dir keine Vorwürfe machen.«
    »Trotzdem, Tausende sind tot, und wir haben es getan.«
    »Ja«, stimmte Jhered zu. »Ihr habt es getan. Aber ihr habt es auf meine Bitte getan, und da ich euer Kommandant bin, klebt das Blut an meinen und nicht an euren Händen. Ich bin dafür verantwortlich.«
    Dabei war ihm klar, dass Ossacer sich nicht würde umstimmen lassen. Er war so jung. Viel zu jung für all das.
    »Hört mal«, sagte er. »Wir müssen von hier verschwinden. Bald geht die Sonne unter, und dann wird es kalt. Wir müssen Feuer machen und etwas Warmes essen. Also gehen wir jetzt auf die Hochebene hinauf, die ihr zerstört habt, weil wir sicher sein können, dass dort oben kein Tsardonier mehr ist. In Ordnung?«
    »Aber wohin wenden wir uns dann?«, fragte Ossacer, während er sich die Augen trocken wischte.
    »Zunächst nach Süden in Richtung Gestern. Was immer Roberto Del Aglios denkt, wir können dabei helfen, die tsardonische Flotte aufzuhalten, die Estorea und Caraduk erreichen will. Wenn er euch dann immer noch nicht haben will, gehen wir zum einzigen Ort der Konkordanz, der euch aufnehmen will, an dem ihr so akzeptiert werdet, wie ihr seid, und wo ihr die schützen könnt, die ihr liebt. Dann gehen wir nach Westfallen.«
     
    »Du kannst sie nicht ziehen lassen, General«, sagte Ellas Lennart, der Erste Sprecher des Heeres. »Sie sind Ketzer. Sie verstoßen gegen die Schriften und wollen sich über Gott stellen. Um deiner Armee willen musst du sie festnehmen.«
    »Und was soll ich dann mit ihnen tun?« Roberto fuhr zu ihm herum.
    Es war schon spät, er war müde und immer noch erschüttert von dem, was er gesehen hatte.
    Eine Prozession älterer Offiziere hatte sein Zelt heimgesucht. Sie hatten ihn aufgefordert, die Aufgestiegenen sofort zu verbrennen oder sie als die stärkste Waffe einzusetzen, die je im Besitz der Konkordanz gewesen sei. Ihn überraschte nur, dass der Sprecher so spät kam.
    »Deine Pflicht als Offizier der Konkordanz und als Anhänger des Allwissenden.«
    »Erzähle mir nichts über meine Pflichten, Ellas. Hier ist niemand, der seine Pflichten ernster nimmt als ich.« Er wandte sich vom Eingang seines Zelts ab und betrachtete das einsame Lagerfeuer auf der zerstörten südlichen Hochebene. »Was würde geschehen, wenn ich sie hierherbringen ließe? Ich verbreite Furcht unter meinen Legionen, weil dann genau die Kinder mitten unter uns wären, die eine ganze tsardonische Armee vernichtet haben. Wenn ich eine Meuterei anzetteln wollte, wüsste ich keinen besseren Weg.«
    »Dann musst du sie anklagen und verurteilen.«
    »Bist du so sehr von ihrer Schuld überzeugt?«, fragte Roberto. »Warum sich die Mühe machen, ihnen ein ordentliches Verfahren zu gewähren, was?«
    »Ja, warum?«
    Roberto zog die Augenbrauen hoch. Der gewöhnlich so verständnisvolle Ellas war in seinem religiösen Eifer gefangen.
    »Die Advokatin hat uns verboten, ihnen etwas anzutun. Auf welche Weise auch immer, Paul Jhered hat sie zumindest vorläufig überzeugt, dass die Kinder von Wert sind. Ich werde meine Befehle nicht missachten. Aber ihnen nichts zu tun, bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich sie hier behüten muss, und ganz gewiss heißt es nicht, dass ich dieses Böse mitten in meine Armee holen muss.«
    »Aber wenn du glaubst, dass sie böse sind, dann musst du doch …«
    »Genug, es reicht«, sagte Roberto. »Die Entscheidung ist gefallen, Ellas. Ich bin es leid, und in wenigen Stunden brechen wir auf. Lass mich bitte noch ein paar Stunden ruhen.«
    Ellas richtete sich auf. »Das wird mir leider nicht möglich sein. Ich werde keine Ruhe finden, solange diese Abscheulichkeiten dort draußen herumlaufen und meinen Gott verhöhnen. Unseren Gott.«
    »Damit wirst du wohl leben müssen.«
    Roberto scheuchte den Sprecher mit einer Handbewegung hinaus und setzte sich schwer auf sein Feldbett. Die Konkordanz hatte zwar einen Sieg errungen, aber er fühlte sich um den Sieg betrogen. Seine Truppe war so unruhig und ängstlich, als hätten die Tsardonier gewonnen.
    »Verdammt, Paul, was hast du nur getan?«
    Er legte sich hin und streckte die müden Beine aus. Dann bemühte er sich, einen gangbaren Weg durch die Verwirrung zu finden, die ihn nach den unglaublichen Ereignissen des Tages in ihrem Bann hielt. Sicher, es gab auch eine gute Seite. Sie hatten sich mehrere Tage

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