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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Angriff konnte nicht mehr die Rede sein. Abermals trafen einige Steine das Tor und den Wall. Es waren deutlich weniger als zuvor, aber immer noch zu viele.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Aber wie dem auch sei, wir haben überlebt und werden auch im letzten Akt eine Rolle spielen.«
    »Ja, wir müssen bereit sein.«
    Nunan wiederholte seinen Rückzugsbefehl und rannte mit Kell und den Leviumkriegern durch den zwanzig Schritte weiten Durchbruch.
     
    Die Stille war nur schwer zu ertragen. Nach dem stundenlangen Lärm, der einem fast das Trommelfell hätte platzen lassen, tat jetzt das Schweigen umso mehr weh. Wie ein Summen, das sich einfach nicht vertreiben ließ. Auch die tsardonischen Katapulte waren zurückgefahren und rührten sich nicht mehr. Außer Reichweite der Bogenschützen und der Katapulte hatte das Heer angehalten. Im Osten ritten einige versprengte Leviumkrieger ungehindert um sie herum. Schließlich näherten sich drei Tsardonier unter der Parlamentärsflagge.
    »Warum haben sie uns nicht einfach erledigt?«, wunderte sich Kell.
    »Sie haben Angst, wir könnten doch noch einen Tag durchhalten«, erwiderte der Appros, der sich als Harin vorgestellt hatte. »Wir haben zwei Drittel unserer Leviumkrieger verloren, aber die Steppenkavallerie ist fast völlig aufgerieben, und wir haben ihre hinteren Linien böse zugerichtet. Heute Morgen haben wir sie erwischt.«
    »Aber nicht schlimm genug.«
    Kell blickte von ihrem Aussichtspunkt auf dem Wall zu den Massen hinüber, die sich da draußen versammelt hatten. Sie waren mit Leitern, Enterhaken und einem Rammbock für die Tore ausgerüstet. Sobald sie Ernst machten, wären sie nicht mehr aufzuhalten.
    Hinter ihr waren fieberhafte Vorbereitungen im Gange. An den Durchbrüchen waren Manipel mit Sarissen postiert. Unabhängig agierende Einheiten von Bogenschützen konnten jederzeit rasch eingreifen, und alle noch vorhandenen Hastati-Manipel waren durch Principes und Triarii verstärkt worden. Dies war der entscheidende Augenblick. Kein Bürger durfte jetzt kehrtmachen und weglaufen.
    Selbst nach der willkommenen Verstärkung durch die Leviumkrieger waren die Verteidiger noch zwei oder gar drei zu eins in der Unterzahl. Es sah schlecht aus.
    »Wenn die wüssten, dass sie im Grunde nur ans Tor klopfen müssen, um es zum Einsturz zu bringen.« Gesteris deutete auf den Rammbock und rückte seine Rüstung und die Uniform zurecht, um die Risse und Flecken zu verbergen.
    »Lange können wir sie nicht mehr aufhalten, der Wall ist instabil.«
    »Glücklicherweise wissen sie das nicht. Kommt schon, Kell und Nunan. Ihr auch, Appros. Euer Rock bringt sie vielleicht zum Nachdenken.«
    Gesteris führte sie eine Leiter hinunter und durch die größte Lücke im Wall nach draußen. Über ihnen johlten und grölten die Legionäre. Gesteris winkte ihnen zu. Die drei Tsardonier waren inzwischen stehen geblieben. Der Kommandant in der Mitte hatte eine Hand auf den Knauf seines Schwerts gelegt. Im grauen Licht der Nachmittagssonne glänzte seine Rüstung. Er war frisch rasiert und annähernd in mittleren Jahren. Seine Begleiter hielten sich stolz und aufrecht und trugen ähnliche Abzeichen wie er.
    »Ah, der einäugige General«, sagte der Kommandant in einem Estoreanisch mit starkem Akzent.
    Gesteris neigte den Kopf. »Ich habe viel zu tun. Sagt mir, was Ihr wollt.«
    Der Tsardonier hob die Augenbrauen, doch sein Lächeln verschwand nicht. »Die Schlacht ist verloren. Euer Heer kämpft tapfer, aber Tausende sterben. So auch auf meiner Seite. Wir haben jedoch immer noch bei Weitem die größere Streitmacht. Weiteres Blutvergießen ist unnötig. Der Ausgang steht jetzt schon fest.«
    »Wirklich? Das ist aber interessant. Darüber könnten wir allerdings durchaus einige Stunden diskutieren.«
    »Ich dachte, Ihr seid sehr beschäftigt.«
    Jetzt lächelte auch Gesteris. »Wir wissen doch beide genau, wie es wirklich aussieht. Der Unterschied ist, dass ich meine Legionen nicht anlügen muss. Noch heute Abend wird ein Heer hier eintreffen, das uns unterstützt, und Ihr glaubt nicht, dass Ihr uns besiegen könnt, ehe es eintrifft. Ich glaube das übrigens auch nicht. Wir werden uns nicht ergeben. Dies ist das Land der Konkordanz, und das wird es bleiben.«
    »Ich habe Euch in Scintarit besiegt und werde Euch auch hier besiegen«, erwiderte der Kommandant.
    »Das bleibt abzuwarten. Ach, noch etwas.« Gesteris entspannte sich ein wenig. »Dieses Lied, das Eure Leute gesungen haben, hat uns

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