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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Beinahe konnte er das Öl und die Farbe der atreskanischen Schiffe riechen, doch selbst als einige Leviumkrieger verletzt oder tot niedersanken, musste er lächeln.
    »Die Ruder einziehen!«, donnerte der Kapitän.
    »Runter, runter!«, befahl Jhered.
    Es war haarscharf. Die Mannschaft zog die Ruder ein, und das Schiff wurde dank seines Schwungs durch die Lücke getragen. Die Kapitäne der atreskanischen Schiffe hatten ähnlich reagiert, doch deren Mannschaften waren nicht diszipliniert und schnell genug. Jhered hörte Holz splittern und spürte die Erschütterungen unter den Füßen. Unterdessen hatten die feindlichen Bogenschützen, da sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten, das Feuer eingestellt.
    Die Falkenpfeil zog an ihnen vorbei und nahm Kurs auf das offene Meer. Jhered blickte nach hinten. Der Kapitän stand aufrecht und lenkte das Schiff mit ruhiger Hand, sein Rudergänger hockte hinter ihm. Links und rechts blieben kaum mehr als drei Schritte Platz, als sie vorbeifuhren und der Kapitän sein Gegenüber mit einer obszönen Geste grüßte. Er sagte auch etwas, das jedoch in den panischen Rufen der Gegner unterging.
    Ihr Schiff bog abermals scharf ab und löste sich von den Gegnern, aber zwanzig Schritte hinter der Falkenpfeil prallten die feindlichen Schiffe gegeneinander und zerstörten die paar Ruder, die sie noch hatten. Knirschend schrammten die Rümpfe aneinander entlang. Abrupt trennten sie sich wieder. Durch diese Lücke würde die Falkenspeer folgen, angeschlagen, aber immer noch seetüchtig. Ihre Ruder tauchten ins Wasser und trieben sie anmutig hinter dem Schwesterschiff her.
    Das dritte gegnerische Schiff wendete, konnte sie aber nicht mehr einholen. Jhered wäre überrascht, wenn sie überhaupt den Wunsch danach verspürt hätten.
    Im Heck klopfte der Kapitän seinem Rudergänger auf den Rücken und stieß ein brüllendes Lachen aus.

 
5

    848. Zyklus Gottes, 32. Tag des Solasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    S ag es«, wiederholte Arducius. »Sprich es mit uns aus.« Gorian seufzte dramatisch und gab nickend zu erkennen, dass er bereit war, die Worte zusammen mit ihnen zu deklamieren. Es war der sechste Tag ihrer Schiffsreise nach Norden und der zweite Tag, seit Ossacer wieder auf den Beinen war – nervös, aber allem Anschein nach in jeder anderen Hinsicht guter Dinge. Er hatte Mirrons Seekrankheit behandelt und Patonia auf ein geschwächtes Verbindungsstück im Schiffs rümpf hingewiesen. Zuerst hatte Kapitän Patonia ihm nicht recht glauben wollen, aber nach der Entdeckung, dass er recht hatte, war sie ihm mit Verwirrung und Misstrauen begegnet.
    Obwohl sie es für sich behalten hatte, machten seitdem in der Mannschaft Gerüchte die Runde.
    Die Aufgestiegenen saßen unter Deck in der engen Kabine, die Arducius sich mit seinen Brüdern teilte. Kovan war beim Ersten Offizier untergekommen. Anscheinend kannten sich die beiden von der Schule in Cirandon, auch wenn der Seemann einige Jahre älter war. Mirron durfte die Kabine des Marschalls benutzen.
    Niemandem waren die Blicke der Matrosen entgangen, und Arducius musste einsehen, dass dieses Mädchen schon beinahe eine Frau war – und eine ausgesprochen hübsche dazu. Kein Wunder, dass Gorian und Kovan so um ihre Aufmerksamkeit buhlten. Es gefiel ihm nicht, und er blieb stets in ihrer Nähe.
    Arducius war entschlossen, den Weg weiterzugehen, den Vater Kessian ihnen vorgezeichnet hatte, auch wenn jede Lektion, jede praktische Arbeit und jede Rezitation seine Schmerzen von Neuem weckte. Nachdem er es mit Kovan besprochen hatte, waren sie übereingekommen, lieber unter Deck in ihren Kabinen zu üben. Große Freude bereitete es ihnen nicht, alle waren sehr bedrückt. Beim Gott, der sie umfing, sie hatten bisher noch nicht einmal schwimmen können, obwohl sie sich mitten auf dem Meer befanden. Auch wenn er nicht im Wasser war, konnte Gorian die Delfine rufen. Allerdings wollte er nicht verraten, wie er es anstellte.
    »Seid ihr bereit?«, fragte Arducius die anderen. Sie nickten.
    »Unser Gott, der du diese Erde und alle segnest, die auf ihr wandeln, alle Geschöpfe, die auf ihr leben, und alle Fische, die im Wasser schwimmen, erwärme unsere Herzen, während wir lernen, auf dass wir dein Werk verrichten. Dank deiner Gnade sind wir gesegnet. Dank deiner Weisheit kamen wir Aufgestiegenen in diese Welt, um dir zu dienen und allen Trost zu spenden, die wir berühren. Möge deine Hand uns leiten und uns auf den rechten Weg führen,

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