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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dem Aufprall auf ihren Sitzen geschützt werden, und klettern so schnell an den Rudern des feindlichen Schiffs empor, dass man es kaum mit Augen verfolgen kann. Und sie kämpfen zu sehen, selbst wenn sie nur üben, ist einfach unbeschreiblich.«
    Arducius war nicht sicher, wie sehr Kovan übertrieb. Mirron war ihrer Sache dagegen sicher.
    »Sie kommen mir vor wie Affen mit Schwertern«, sagte sie geringschätzig. »Die Bilder auf den Seitenwänden sind hässlich. Genauso hässlich wie die Kähne selbst.«
    »Schiffe«, berichtigten Kovan und Arducius sie wie aus einem Munde.
    »Wo ist der Unterschied?« Mirron war es herzlich gleichgültig.
    Arducius schüttelte den Kopf und unterbrach Kovan, der es ihr erklären wollte. »Das wäre Zeitverschwendung.«
    Er blickte aufs Deck. Eine Handvoll Matrosen war dort beschäftigt. Takler und der Bursche, der das Bleilot bediente. Patonia war bei ihrem Steuermann auf dem überdachten Achterdeck. Sie starrten herüber wie schon die ganze Zeit, seit Ossacer die schwache Stelle im Rumpf gefunden hatte. Arducius fühlte sich nicht wohl. Er spürte ihre feindseligen Energien. Die Ablehnung traf ihn wie ein kalter Luftstrom. Manchmal wünschte er sich, er könnte seine Eindrücke besser ausblenden, aber dann wäre er auch nicht mehr fähig gewesen, die Wunder und die Pracht aller Geschöpfe Gottes im Meer und auf der Erde zu erleben.
    »Was starrst du so?«
    »Gorian, nicht«, beschwichtigte Mirron ihn.
    Arducius sah sich nach dem Ziel von Gorians Angriffslust um. Es war ein Takler. Ein drahtiger Mann mit langem, strähnigem Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Er war bis zur Hüfte nackt und prahlte mit seinen starken, festen Muskeln. Jetzt schwieg er, starrte aber unverwandt herüber.
    Alle anderen auf Deck stellten ihre jeweiligen Tätigkeiten schlagartig ein. Patonia lehnte sich auf die Reling und sah zu. Sie lächelte höhnisch. Arducius spürte, wie sich die Stimmung gegen sie wandte.
    »Sehen wir irgendwie komisch aus?«, bohrte Gorian.
    Der Mann schüttelte den Kopf und kam ihnen entgegen. Kovan schob sich vor Mirron.
    »Lass es, Gorian«, sagte Arducius. »Es ist nicht wichtig.«
    »Doch, das ist es«, sagte er. »Ich mag es nicht, wenn man mich anstarrt.«
    »Ich starre dich nicht an, Junge«, sagte der Takler, der nur noch ein paar Schritte entfernt war. Seine Kameraden hatten sich am Mast versammelt und sahen zu. »Aber deine hübsche Schwester ist einen näheren Blick wert.«
    »Ich glaube, das ist jetzt nahe genug«, sagte Kovan und streckte einen Arm aus. »Sie ist noch ein Mädchen, du ängstigst sie.«
    »Oh, ein Beschützer«, sagte der Takler mit einem ausgesprochen unangenehmen Grinsen. »Und sogar ein hochrangiger. Keine Sorge, kleiner Marschall, es ist nur ein Spaß.«
    Ossacer war neben Arducius getreten und hatte nervös dessen Arm gefasst. Arducius tätschelte seine Hand und war froh, dass Kovan sich eingeschaltet hatte. Er besaß die Gelassenheit seines Vaters.
    »Nur für dich, nicht für sie«, erwiderte Kovan. »Geh wieder an die Arbeit.«
    »Komm schon, Kleine. Komm und sieh dir das Schiff zusammen mit einem richtigen Mann an. Ich bringe dich zu Orten, die du noch nie gesehen hast.«
    Mirron wich zu Gorian zurück, der sich neben Kovan vor ihr aufbaute.
    »Zwinge mich nicht, dir wehzutun«, sagte er mit kalter Stimme.
    »Gorian«, warnte Arducius ihn. Er wandte sich flehend an Patonia, die nur mit den Achseln zuckte und weiter zusah. Sie verstand es nicht.
    Der Takler lachte. »Wie denn? Mit deinen Kinderfäusten und deinen komischen Augen? Denkst du wirklich, wir glauben die Geschichten, die wir gehört haben? Beleidige mich nicht, Junge, sonst werfe ich dich über Bord.«
    »Der Spaß ist vorbei«, sagte Kovan mit einem Seitenblick zu Gorian. »Wir wollen nicht wütend werden. Das ist es nicht wert.«
    Lüstern starrte der Takler Mirron an. »Jung und stramm, genau wie ich Frauen mag. Komm schon, wir machen nur einen Spaziergang.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Du hast es gehört«, sagte Gorian. »Jetzt geh, bevor du nie wieder etwas siehst.«
    »Ich habe dich gewarnt, das reicht jetzt.«
    Der Takler trat mit entschlossener Miene vor. Allerdings hatte er Gorian unterschätzt, der mit seinen vierzehn Jahren schnell und kräftig war. Arducius spürte die veränderten Energiebahnen in der heißen Luft. Ossacer spannte sich, und Mirron hauchte lautlos »Nein!«, aber es war zu spät. Gorian duckte sich unter dem Griff des Taklers hindurch,

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