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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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richtete sich auf und schlug ihm die flache Hand auf die Augen. Es gab einen kleinen Blitz, und der Takler stürzte kreischend zu Boden und presste die Hände vors Gesicht.
    »Nein«, sagte Gorian. »Ich habe dich gewarnt.«
    »Er hat mich geblendet, er hat mich geblendet«, heulte der Takler, der jetzt auf den Knien hockte.
    Seine Kumpane sprangen auf, stießen Drohungen und Verwünschungen aus und kamen herbeigerannt. Kovan zog seinen Gladius.
    »Sofort aufhören, ihr alle!«, brüllte Patonia.
    Unten auf dem Ruderdeck ertönten Stimmen, und die Trommelschläge brachen ab. Wild klatschten die Ruder ins Wasser, bevor sie der Vormann wieder unter Kontrolle brachte.
    »Niemand macht noch einen Schritt«, fuhr Patonia fort. Sie kam übers Deck zu ihnen herüber und blieb kurz bei ihren Leuten stehen. »Du da, bringe Anthus nach unten zur Ärztin. Ihr anderen geht wieder an die Arbeit. Los jetzt. Ich kümmere mich darum.«
    Gorian stand stolz und trotzig da. Hinter ihm starrte Mirron offenen Mundes den Takler Anthus an, der schluchzend auf die Beine kam und fortgeführt wurde.
    »Ich könnte ihm helfen«, flüsterte Ossacer.
    »Ich glaube nicht, dass dies der richtige Zeitpunkt ist«, widersprach Arducius.
    »Steck dein Schwert weg, junger Vasselis«, sagte Patonia, als sie aufs Vorderdeck trat und sich vor Gorian aufbaute. »Auf meinem Schiff gibt es nur einen, der Strafen verhängt, und das bin ich. Nicht irgendein dummer kleiner Junge.«
    »Ich sagte ihm, er solle aufhören, und das wollte er nicht tun. Er hat es verdient«, sagte Gorian.
    Patonias Gesicht war eine starre Maske. »Er hat sich einen Spaß erlaubt. Hätte er die Hand gegen dich oder Mirron erhoben, dann hätte ich ihn aufgehalten und ihm selbst die Strafe auferlegt, die ich für richtig gehalten hätte. Was du denkst, spielt auf meinem Schiff keine Rolle, und es wird nie eine Rolle spielen. Sage mir, ist er infolge dieser Teufelei, die mein Herr Marschall unbedingt beschützen will, dauerhaft erblindet?«
    Gorian zuckte mit den Achseln.
    »Das weiß er nicht«, sagte Ossacer leise. »Er weiß es nie.«
    Er massierte sich sein Handgelenk, das immer noch die Narben vom Frostbrand trug.
    »Hinter mir steht die Mannschaft, die für das, was du getan hast, Vergeltung fordern wird«, sagte Patonia. »Unsere Regeln hier sind sehr einfach. Gleiches wird mit Gleichem vergolten. Sollte er blind bleiben, dann wird dir das Gleiche geschehen.«
    Mirron keuchte, aber Gorian schüttelte nur den Kopf. Kovan ergriff das Wort.
    »Es tut mir leid, Kapitän, aber das kann ich nicht zulassen«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Mein Vater hat die Aufgestiegenen meiner Obhut übergeben, und ihnen darf nichts geschehen.«
    »Sie sind in deiner Obhut, aber nicht unter deiner Kontrolle«, erwiderte sie. »Eine solche Tat kann nicht ungesühnt bleiben. Ich bin sicher, dass dein Vater mir zustimmen würde. Für den Augenblick ist dies meine Entscheidung: Ihr alle bleibt ständig unter Deck. Du, Gorian, wirst von Glück reden können, wenn du jemals die Sonne wieder siehst. Mirron, es ist zu deinem eigenen Besten. Ist bei dir schon das Blut der Fruchtbarkeit geflossen?«
    Mirron errötete und nickte.
    »Es ist ein Zeichen Gottes«, sagte Patonia. »Jeder erwachsene Mann kann es riechen, als wäre es der frisch ausgepresste Saft einer reifen Frucht. Geh den Männern aus dem Weg. Und jetzt verschwindet, ihr alle, bis ich euch einen gegenteiligen Befehl gebe. Egal, was ihr besitzt, ihr seid weit von jedem Schutz entfernt, falls meine Besatzung auf Rache aus sein sollte.«
    Als er auf dem Weg nach unten an Patonia vorbeikam, blieb Arducius kurz stehen und blinzelte, weil er im Südosten, jenseits der Insel Kester, Spuren in der Luft bemerkte. Er runzelte die Stirn.
    »Stimmt was nicht?«, fragte sie.
    »Vielleicht solltest du dichter an der Küste fahren. In sieben Tagen wird uns der erste Sturm des Solasab erreichen.«
    Patonia drehte sich langsam um sich selbst und starrte den makellos blauen Himmel an. »Ich glaube nicht, Arducius. Wir sind hier im Tirronischen Meer, und die Jahreszeit wird noch lange nicht wechseln.«
    Arducius zuckte mit den Achseln. »Sieben Tage«, sagte er.
    Empört funkelte sie ihn an. »Das ist einfach lächerlich. Geh nach unten.«

 
6

    848. Zyklus Gottes, 39. Tag des Solasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    A rducius wurde aus seiner Koje geworfen und prallte an die gegenüberliegende Wand. Eine rasche Überprüfung ergab, dass er Glück gehabt hatte,

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