Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

trieb ihn zurück. Der Mann stolperte über eine Wurzel und stürzte, der General schlug zu und schnitt ihm den Hals durch.
    Da näherte sich bereits der nächste Angreifer mit erhobener Klinge. Jorganesh duckte sich und hob den Schild, um den Hieb abzuwehren. Rechts hinter ihm wurde erbittert gekämpft. Er sah sich rasch über die Schulter um. Es würde nicht mehr lange dauern. Wütend brüllte er. Wuchtig sauste sein Gladius herab und traf den Hals eines Mannes, der sich schon als Sieger gesehen hatte. Jorganesh befreite die Klinge, wich einen Schritt zurück und stieß den Schild nach links, um einen weiteren Gegner umzustoßen. Auf dem Weg zu einem dritten trampelte er über ihn hinweg und erstach ihn. Gleichzeitig donnerte eine Klinge auf seinen erhobenen Schild und ließ ihn zurücktaumeln.
    Einen Herzschlag lang hatte er Zeit, seine Kampflinie zu betrachten. Sie waren verloren. Überall waren jetzt Tsardonier auf dem Talgrund. Eine Standarte kippte um, worauf die Tsardonier jubelten. Hastati flohen planlos, die Principes standen noch in einem engen Kreis und kämpften verbissen. Fünf Reihen tief konnten sich die Triarii noch halten, aber der Druck war unerträglich. An den Flanken bemühte sich die Kavallerie die Feinde zu vertreiben, aber bei jedem Angriff waren es weniger Reiter.
    Jorganesh rief alle Kämpfer zu sich. Sein Standartenträger stand noch neben ihm, aber ansonsten war er isoliert. Einige Männer kämpften sich in seine Richtung vor. Er hielt den Schild dicht am Körper und nahm auch das Schwert zurück, um sich gegen die Schläge zu wappnen, die auf ihn einprasselten. Die Tsardonier hatten ihn im Visier, die Sentoren wollten ihn fallen sehen. Der Boden war glitschig vom Blut der Toten. Auf den ganzen drei Meilen, über die seine Truppen verteilt waren, sah es sicher ähnlich aus. Sie mussten sich neu formieren. Sie mussten standhalten.
    »Zu den Triarii!«, rief er allen zu, die ihn hören konnten.
    Er hatte noch etwa zwanzig Hastati bei sich. Bürger, denen große Ehrungen zuteil werden sollten, falls sie überlebten. Sie hatten gekämpft, als ihre Kameraden längst geflohen waren. Er stieß seinen Schild einem Tsardonier in den Rücken, der gerade einen Infanteristen niedergeschlagen hatte. Dann stach er ihm das Schwert in den Nacken und rannte ihn über den Haufen, um zu seinen Leuten zu gelangen. Links und rechts hackten, stachen und stießen die Hastati, doch überall waren Tsardonier. Eilig rannten sie auf die letzte kleine Einheit zu, die noch ihre Standarte besaß, um den General und sein letztes Aufgebot endgültig zu erledigen.
    Jorganesh rief seinen Männern zu, sie sollten stark sein und Mut zeigen. Ein Schwertstreich, der aus dem Nichts zu kommen schien, spaltete seinen Schild von oben und verletzte ihn am Arm. Er grunzte vor Schmerzen, stieß mit dem zerbrochenen Schild zu und traf den Gegner. Jetzt aber stürzten die Tsardonier in die Lücke zwischen ihm und den Triarii, bis er nur noch Kämpfer und einen Wald von Klingen vor sich sah.
    Weiter vorn rief jemand seinen Namen. Parnforst. Also lebte er noch. Es gab noch Hoffnung. Jorganesh drängte sich weiter durch, traf mit der Klinge einen weiteren Tsardonier im Kreuz. Dann hielt er die Reste seines Schilds vor sich, duckte sich und rannte los, während er die Hastati zu sich rief. Doch links neben ihm bekam ein junger Mann eine Schwertklinge in den Bauch und stürzte. Rechts warf ein Hieb seinen Leibwächter um.
    »General Jorganesh!«
    Parnforst war nahe, so nahe. Auf einmal aber spürte Jorganesh einen scharfen Schmerz in der Hüfte, und sein rechtes Bein ließ ihn im Stich. Er sank auf die Knie und hackte noch im Fallen um sich. Irgendetwas prallte gegen seinen Hinterkopf und warf ihn nach vorn. Er lag auf dem Schild, wollte sich auf den Rücken drehen.
    »Jorganesh!«
    Der Ruf war jetzt wieder leiser. Vor sich und ringsum sah er nur noch Beine, Rümpfe und ein Stück Himmel, dann die Standarte der Goldenen Löwen, die zerbrach und umkippte. Die Feinde johlten. Schließlich sah er nur noch die Rücken seiner Leute, die ihn umringten. Er wollte ihnen zurufen, sie sollten weglaufen und in Gestern Bericht erstatten. Er wollte aufstehen, aber irgendetwas hielt ihn fest, und er war so schwach, dass er beinahe ohnmächtig wurde.
    Jorganesh.
    Anscheinend hatte ihn doch niemand gerufen. Oder Parnforst wurde gerade fortgeschleppt, und sein Ruf war nur noch leise aus der Ferne zu hören. Er hustete und schmeckte Salz. Jemand baute sich