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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zwölftausend Fuß Höhe wanderten. Ihm kam es eher vor wie zwölftausend Meilen. Nichts hatte sie auf so etwas vorbereiten können.
    Vor acht Tagen waren sie im schrecklichen Grenzort Ceskas aufgebrochen. Arducius war sicher, dass allein Jhereds beeindruckende Gestalt sie vor Angriffen geschützt hatte. Sie hatten nur eine Nacht dort verbracht, während die beiden Einnehmer Tiere, Pelze, Vorräte und alles andere gekauft hatten, was sie brauchen würden. Diese eine Nacht war ihnen sehr lang geworden, und sie hatten kein Auge zugetan.
    Auch dort herrschte theoretisch die Konkordanz, aber in Wirklichkeit gab es keine Legionäre, kein Haus der Masken und keine Basilika. Rund zweihundert Gebäude aus Holz und Stein klammerten sich an eine öde Hügelflanke, und soweit Arducius es sagen konnte, bestand ihr einziger Zweck darin, den Goldsuchern, die von Westen kamen und nach Kark wollten, gegen überhöhte Preise Ausrüstung zu verkaufen, während sie den Karku für möglichst geringes Geld Waren abkauften und mit riesigem Gewinn in Gestern vertrieben.
    Jhered hatte nur mit den Achseln gezuckt, als Arducius ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, und seine Bemerkung über die Realität des Lebens außerhalb von Westfallen wiederholt. Später hatte Jhered sich unter vier Augen mit Appros Menas beraten, und wieder etwas später hatte Gorian schließlich verkündet, die Einnehmer würden sich nach dem Krieg darum kümmern.
    In Ceskas lächelte niemand. Die Menschen starrten nur und überlegten ständig, wie viel Gewinn ihnen die Neuankömmlinge, ob tot oder lebendig, einbringen mochten. Wie die anderen war auch Arducius froh gewesen, als sie abgereist waren. Inzwischen hatte sich seine Meinung etwas geändert. Jetzt hätte er fast alles dafür gegeben, ein anderes Gesicht und irgendeinen Anschein von Zivilisation in der Nähe zu entdecken.
    Das Maultier schwankte bedenklich unter ihm, als es über den schmalen Pfad tappte, der sie unerbittlich höher und höher in die Berge von Kark führte. Arducius konnte kaum glauben, dass hier noch jemand lebte, dass sogar ein ganzes Volk in dieser trostlosen Gegend sein Dasein fristete. Schließlich wagte er es, sich noch einmal umzuschauen. Gern hätte er sich eingeredet, dass es für seine Ängste keinen Grund gab.
    Der Schneefall hatte vorübergehend aufgehört. Durch einen schmalen Schlitz zwischen seinen Tüchern fiel Arducius’ Blick auf eine weiße beängstigende Welt. Mit der rechten Hand konnte er eine mit Eis bedeckte Klippe berühren, die höher aufstieg, als er überhaupt sehen konnte. Vor ihm erhoben sich hintereinander immer höhere Berge, die das Land beherrschten und dem Eindringling seine Winzigkeit vor Augen führten und ihn warnten, nicht näher zu kommen. Auf der linken Seite neben seinem Stiefel stürzte der Abhang zwischen schroffen Felsnadeln in bodenlose Tiefen.
    Er ritt gleich hinter Jhered; sein Maultier blinzelte wie alle anderen und stapfte stoisch in den Spuren des Schatzkanzlers. Ossacer ritt hinter ihm, dann folgten Mirron, Gorian und Kovan. Appros Menas bildete die Nachhut. Alle waren von Schnee bedeckt, in den Pelzbesätzen ihrer schweren Mäntel und auf den dicken, mit Wolle gefütterten Handschuhen wuchs das Eis.
    Dabei war dies noch einer der Hauptwege an der karkischen Grenze, hatte Jhered gesagt. Andere Pfade, die tiefer ins Land eindrangen, waren leichter zu begehen, aber viel länger, und die Karku bewachten sie streng. Dort lebten sie, wie man hörte, auch in größeren Zahlen in wunderschönen Steinhäusern, die sie rings um hohe Bergseen errichtet hatten, wo die Luft frisch und kühl und das Gras grün und saftig war. Es klang nach einer Idylle und kam Arducius im Augenblick geradezu lächerlich vor.
    Er seufzte. Die einzigen Pflanzen, die er hier oben entdecken konnte, waren knorrige Bäume, die sich grimmig an den Hängen festhielten, und kleine Büsche und Heidekraut, flachgedrückt von Wind und Eis. Es war schon ein Wunder, dass diese Pflanzen überhaupt überleben konnten. Arducius spürte die von den Wurzeln bis hinauf zu den Blättern langsam und entschlossen pulsierende Lebensenergie. Sie waren wie lichterfüllte Oasen im toten, kalten, öden Stein. Die einzigen anderen Energien, die er, abgesehen von ihrer kleinen Gruppe, spüren konnte, waren flüchtigen Lichter der Vögel und Nagetiere.
    Jhered trieb sie erbarmungslos an, so schnell und weit zu reiten, wie sie nur konnten. Mit jedem Tag wurde er ernster und sorgenvoller, da sie viel zu

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