Die Kinderbibel - Das Alte Testament (German Edition)
sofort die versprochene Belohnung überbringen ließen. Nachdem Simson mit seinem Kopf auf ihrem Schoß eingeschlafen war, schnitt Delila ihm alle Haare ab und fesselte ihn mit Stricken. Dann rief sie die Philister und weckte Simson mit dem Ruf: »Die Philister kommen!« Simson merkte, dass seine Kraft ihn verlassen hatte, und er konnte die Fesseln nicht sprengen; die Philister ergriffen ihn. Simson kam ins Gefängnis von Gaza, wo man ihn in Ketten legte und ihm das Augenlicht nahm. Doch sein Haar fing wieder an zu wachsen.
Nach einiger Zeit feierten die Philister ein großes Fest zu Ehren ihres Götzen Dagon; mehrere Tausend Menschen hatten sich in und um den Tempel versammelt. Während der ausgelassenen Feier schlugen einige Leute vor, man solle Simson aus dem Kerker holen, damit man ihn verhöhnen und noch mehr Spaß haben könne. So führte ein Junge den erblindeten, gedemütigten Simson in den Tempel, wo er mit seinen Ketten auf-und abgehen musste.
»Führe mich zu den großen Säulen des Tempels, damit ich mich anlehnen und ausruhen kann«, sagte Simson nach einer Weile zu dem Jungen. Dort betete Simson zu Gott: »Herr, gib mir noch dieses eine Mal die Kraft.« Dann drückte er mit aller Gewalt die Säulen nach außen, die linke mit der linken Hand, die rechte mit der rechten.
Da stürzte der Tempel in sich zusammen und begrub die Philister und Simson unter sich; die Menschen außerhalb des Gebäudes wurden von herumfliegenden Mauerbrocken erschlagen. So siegte Simson ein letztes Mal über die Philister.
Rut und Boas
As die Richter das Land Israel regierten, herrschte eine große Hungersnot. Elimelech, der in Judäa lebte, zog darum mit seiner Familie fort, um in Moab sein Glück zu suchen. Elimelech starb dort bald und hinterließ seine Frau Noomi und die Söhne Machlon und Kiljon. Die Söhne heirateten, und zehn Jahre lang verlief das Leben in geordneten Bahnen. Doch dann starben beide Söhne.
Noomi hatte inzwischen erfahren, dass die Hungersnot in Israel zu Ende war, und beschloss, in die Heimat zurückzukehren. Ihre Schwiegertochter Rut wollte mitgehen, während die andere, Orpa, in ihrer Heimat blieb. In Bethlehem angekommen, mussten die Frauen überlegen, wie sie zu Nahrung kommen konnten. Rut sagte: »Ich werde auf die abgeernteten Felder gehen und die Ähren aufsammeln, die von den Schnittern vergessen worden sind. Dann können wir uns Mehl und Brot machen.« So ging Rut auf die Felder, um Ähren zu sammeln; das taten auch andere, die ebenso arm waren wie sie.
Zufällig sammelte Rut auf einem Feld, das Boas gehörte. Der schritt über sein Land und sah Rut, die er zuvor noch nie auf seinen Feldern bemerkt hatte. Er fragte seinen Aufseher: »Wer ist diese Frau?« Der Mann antwortete: »Sie heißt Rut und stammt aus Moab; deine Cousine Noomi hat sie mitgebracht. Sie hat mich am Morgen gefragt, ob sie sammeln dürfe, und seitdem arbeitet sie.« Boas rief Rut herbei und sagte: »Auf andere Felder brauchst du nicht mehr zu gehen, suche dir nur auf meinem, was du brauchst. Und wenn du Durst bekommst, kannst du von dem Wasser nehmen, das für die Knechte bereitsteht. Meine Leute werden dich nicht belästigen.«
Rut war über diese Freundlichkeit sehr verwundert. »Warum bist du so freundlich zu mir?«, fragte sie. »Ich habe gehört, dass du gut für meine Cousine Noomi sorgst«, antwortete Boas, »Gott möge dich segnen.« Er lud die Frau ein, sein Mittagsmahl mit ihm zu teilen. Später wies er seine Schnitter an, ein paar Ähren stehen zu lassen, damit die Frau genug fände.
Abends hatte Rut so viel Ähren gesammelt, um aus den Körnern Mehl für Brote mahlen zu können. Noomi war sehr erstaunt und fragte, wo sie so viel Getreide gefunden hatte. »Auf dem Feld von Boas«, antwortete Rut. »Er war sehr freundlich zu mir.« »Das ist ein Verwandter«, sagte Noomi, »und ein gottesfürchtiger Mann dazu.« Das damalige Gesetz sah vor, dass eine Witwe vom Bruder oder einem nächsten Anverwandten des Verstorbenen geheiratet wurde, um versorgt zu sein. Auch das Land sollte so in der Familie bleiben. Nun hatte sich Boas in Rut verliebt und wollte sie zur Frau nehmen, obwohl er kein Bruder von Machlon oder Kiljon war. Zuvor aber musste er dafür sorgen, dass der Grundbesitz von Elimelech in seine Hände gelangte. Er sprach also mit dem Mann, der Elimelechs Acker übernommen hatte, und sagte: »Wenn das Land dein bleiben soll, musst du auch Rut heiraten; das Gesetz will es so.« Der Mann erwiderte: »Das
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