Die Kinderbibel - Das Alte Testament (German Edition)

»Hör auf die Stimme des Volkes. Sie sind nicht gegen dich, sondern gegen mich; ich soll ihr Herrscher nicht mehr sein. Das entspricht ganz ihren bisherigen Taten, seit ich sie aus Ägypten hergeführt habe. Doch sage ihnen, ihr zukünftiger König wird ein harter Herrscher sein.«
    Samuel trat vor das Volk und sagte: »Euer König wird besondere Rechte haben; er wird eure Söhne holen, damit sie in seiner Armee dienen. Andere werden seine Felder bestellen und wieder andere Ausrüstung und Kriegsgerät herstellen. Eure Töchter müssen für ihn backen und kochen. Außerdem wird er Steuern erheben. Dann werdet ihr euch beklagen, aber Gott wird euch nicht hören.«
    Die Israeliten waren jedoch keinesfalls beeindruckt; immer wieder riefen sie: »Wir wollen einen König!« Und Gott sprach zu Samuel: »Sie sollen ihren König haben.«

Saul wird gesalbt
    Im Stamm Benjamin gab es einen jungen, hübschen Mann namens Saul. Eines Tages sagte sein Vater Kisch zu ihm: »Drei unserer Eselinnen haben sich verlaufen. Nimm einen Knecht mit und mache dich auf die Suche.« Saul marschierte mit dem Knecht los, konnte aber die Esel nicht finden. Nach drei Tagen wollte Saul aufgeben und sagte: »Es hat doch keinen Zweck. Lass uns heimgehen, bevor sich der Vater Sorgen macht.«
    Der Knecht aber meinte: »Warte noch. Ich habe von einem gottesfürchtigen Mann gehört, der hier in der Nähe wohnt. Wir wollen ihn aufsuchen und fragen, wo wir nach den Eseln suchen sollen; er wird uns sicher einen Rat geben.« Also machten sie sich auf den Weg in die Stadt, wo sie Samuel trafen; dem hatte Gott am Tag vorher mitgeteilt, er werde auf den Mann stoßen, der zum König der Israeliten bestimmt sei. Saul trat auf Samuel zu und sagte:
    »Ich suche den Gottesmann. Kannst du mir sagen, wo ich ihn finde?« In diesem Moment sprach Gott zu Samuel: »Das ist der Mann, der über mein Volk herrschen soll.« Samuel wandte sich zu Saul: »Ich bin der, den du suchst. Du wirst mit zu Abend essen, morgen früh könnt ihr dann weiterziehen. Und um die Eselinnen mach dir keine Sorgen – sie sind gefunden worden. Es gibt aber Wichtigeres zu besprechen: Du bist der Mann, den das Volk zum König haben will.«
    Saul war völlig verblüfft. »Wieso ich? Ich komme aus dem kleinsten Stamm Israels, meine Familie ist nicht bedeutend«, entgegnete er. Doch ging er mit zu Samuel, wo ein Festmahl bereitet wurde, an dem dreißig Personen teilnahmen. Nach dem Essen ließen sich Samuel und Saul auf dem flachen Dach des Hauses zu einem Gespräch nieder; als Saul müde wurde, schlief er unter dem Sternenhimmel ein.
    Am Morgen trat er mit dem Knecht den Rückweg an; Samuel begleitete die beiden. Am Stadtrand angekommen, sagte Samuel zu dem Knecht, er möge vorausgehen, und bat Saul, bei ihm stehen zu bleiben. Samuel goss ein wenig Öl über Sauls Kopf, küsste ihn und sagte: »Hiermit hat dich der Herr zum Fürsten über sein Erbe gesalbt.« Das war die damals übliche Zeremonie zur Einsetzung eines Königs.
    Zu Hause erzählte Saul zwar, dass der Gottesmann ihm versichert habe, die Eselinnen seien gefunden worden, sagte aber nichts über seine Salbung.
    Saul wird König
    Samuel rief die Stämme Israels zusammen, um den neuen König vorzustellen. Er sprach: »Ihr habt gesagt, setze einen König für uns ein. Gott selbst wird euch den Mann zeigen, der euer Herrscher sein soll.« Nachdem alle Menschen angetreten waren, warf Samuel das Los, einen Holzstab. Der Stab zeigte auf den Stamm Benjamin, und Samuel bezeugte, dass Saul der neue König sein sollte. Doch der war nicht zu finden.
    Samuel fragte Gott, und der antwortete: »Der Erwählte ist hier, nur hält er sich versteckt.« Man suchte nach Saul und fand ihn zwischen dem Gepäck der angereisten Israeliten versteckt. Schließlich stand er auf und zeigte sich verlegen dem Volk. Samuel sprach: »Seht her! Dies ist der Mann, den Gott ausgesucht hat. Keiner ist ihm gleich.« Tatsächlich war Saul auch einen Kopf größer als die anderen Israeliten.
    Samuel erklärte eingehend die Rechte und Pflichten von Volk und König; damit es keine Missverständnisse geben würde, schrieb er die Königsrechte in einem Buch nieder. Dann schickte Samuel die Menschen wieder zurück in ihre Heimatorte. Saul war nun ihr erster König.
    Der neue König führte fast mit allen benachbarten Völkern Krieg und erwies sich immer wieder als siegreich. Eines Tages stand wieder einmal eine Schlacht mit den Amalekitern an. Samuel ging zu Saul und sprach mit ihm.