Die Kinderbibel - Das Alte Testament (German Edition)
richtete Salomo ein Fest aus. Noch während der Feier kamen zwei Frauen zu Salomo, die in Streit lagen; eine trug ein Baby im Arm. Die eine Frau sagte: »Wir wohnen im selben Haus; beide hatten wir ein Baby. Das ihre ist gestorben, und eines Nachts hat sie mir das tote Kind untergeschoben und mein Baby an sich genommen.« Die andere Frau stritt das vehement ab, und schon lagen sich beide wieder in den Haaren.
»Das Kind kann nur einer gehören, also lügt eine von euch«, sprach Salomo ruhig. »Ich lüge nicht, ich sage die Wahrheit!«, schrien beide Frauen zur gleichen Zeit. Da ließ Salomo einen Krieger mit einem Schwert kommen und sagte: »Da ihr euch nicht einigen könnt, soll man das Kind in der Mitte teilen. Dann bekommt jede eine Hälfte.«
»Das ist nur gerecht, denn so hat keine das Kind«, sagte die eine. Die andere aber fiel auf die Knie und flehte Salomo an: »Tue es nicht! Überlasse ihr das Kind, ich verzichte, wenn es nur am Leben bleibt!« Salomo deutete auf die Kniende und sprach: »Gebt ihr das Baby. Nur eine wirkliche Mutter würde ihr Kind einer anderen geben, damit es nicht getötet wird.« Schnell sprach sich dieses Urteil im Volk herum, und alle Menschen schauten voller Ehrfurcht zu Salomo auf, der sich auch weiterhin als weiser Richter zeigte.
Der Tempel
Eines Tages kam ein Diener des Königs von Tyrus mit Geschenken zu Salomo nach Jerusalem. Salomo bedankte sich und sprach: »Dein König Hiram ist zeit seines Lebens ein Freund meines Vaters David gewesen. Dein König weiß auch, dass es Davids Wunsch war, einen Tempel bauen zu lassen; ich möchte diesen Bau nun durchführen. Deshalb bitte ich Hiram um Zedern-und Zypressenholz aus dem Libanon und um Arbeitskräfte. Ich werde natürlich dafür bezahlen.«
König Hiram erfüllte gern die Wünsche Salomos, der ihm als Gegenleistung für Material und Arbeiter Korn und Öl lieferte. Salomo ließ nun in ganz Israel Leute zum Arbeitsdienst rekrutieren, die das Holz aus dem Libanon holen und mächtige Steinquader in den Steinbrüchen zuhauen mussten. Gut zweihunderttausend Mann waren mit den Vorbereitungen und dem Tempelbau selbst beschäftigt.
Der Tempel sollte etwa dreißig Meter lang, zehn Meter breit und fünfzehn Meter hoch werden, um drei Stockwerke aufzunehmen. Da man die Steinblöcke bereits in den Steinbrüchen maßgerecht behauen hatte, störten keine Hammer-oder Meißelschläge die Ruhe im Tempelbezirk. Hinter dem Tempel erbaute man einen Innenhof, der von einer Mauer mit drei Lagen Steinquadern umgeben war. Das Innere des Tempels wurde durch einen großen Raum und verschiedene kleinere Kammern unterteilt.
Gottes Wohnung
Das letzte Drittel der großen Haupthalle wurde abgeteilt, um das Allerheiligste (»Gottes Wohnung«) zu bilden, den Platz für die Bundeslade. Alle Räume wurden mit beschnitzten Zedernbrettern getäfelt, ebenso die Decken. Der Fußboden wurde aus Zypressenholz gemacht. So konnte man im Innern keine Steine der Außenmauern sehen. Überall wurden Goldverzierungen angebracht und vor dem Allerheiligsten ein Altar aufgestellt, der aus Zedernholz gefertigt und mit Goldbeschlägen versehen war.
Das Allerheiligste selbst kleidete man mit Gold aus, und zwei Engel aus Olivenholz, die ebenfalls mit Gold überzogen waren, bewachten den Platz der Bundeslade.
Für das Portal des Tempels ließ Salomo zwei Säulen aus Bronze anfertigen, die fast zehn Meter hoch waren und einen Umfang von fünf Metern hatten. Sie trugen Kapitelle von zwei Metern Höhe, die mit Ranken, Flechtwerk und Blüten aus Bronze reich verziert wurden.
Salomo gab den Säulen Namen: Die an der rechten Seite hieß »Jachin«, die linke »Boas«; die Bezeichnungen bildeten den Satz »Er (Gott) verleihe Festigkeit und Kraft«. Da das Volk der Israeliten sich nicht auf Bronzearbeiten verstand, ließ Salomo Kunsthandwerker aus Tyrus kommen, von denen die Arbeiten ausgeführt wurden. Denn neben den Säulen und Kapitellen mussten noch verschiedene Geräte für den Innenraum des Tempels in Bronze gegossen werden.
Die Einrichtung
Dazu gehörten zehn Schüsseln auf fahrbaren Gestellen für rituelle Waschungen der Tempelbesucher, ein riesiges Becken, das man das »Meer« nannte und das für die Waschungen der Priester vorgesehen war. Aus Gold gemacht wurden dagegen die zehn großen Leuchter im Allerheiligsten, Altargeschirre, Lampen und andere Geräte. Auch die Stirnseiten der Türflügel, die den Eingang zum Allerheiligsten bildeten, verkleidete man mit Gold,
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