Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14

auf. »Los, steigen Sie ein.« Während Rebus sich zur Tür hinunterbeugte, dachte er daran, dass Teri Cotters Bruder am Steuer eines Audi TT tödlich verunglückt war und Derek Renshaw neben ihm auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, dort, wo er selbst sich nun hinsetzte... ihm fielen die Fotos vom Unfallort ein, von Stuart Cotters Körper, der an eine Stoffpuppe erinnerte... Er sah zu, wie Holly unter den Fahrersitz griff und ein flaches schwarzes Notebook hervorholte. Er stellte es auf den Oberschenkeln ab, klappte es auf und hielt sein Handy in der einen Hand, während er mit der anderen die Computer-Tastatur bediente.
    »Infrarot-Verbindung«, erklärte er. »So kommen wir in null Komma nichts ins Netz.« »Und warum wollen wir ins Netz?« Rebus musste eine plötzliche Erinnerung an seine Nachtwache bei Miss Teris Website beiseite schieben, peinlich berührt, weil er sich in ihre Welt hatte hineinziehen lassen. »Weil sich dort der größte Teil des Archivs meiner Zeitung befindet. Ich brauche bloß das Passwort einzugeben...« Holly drückte rasch auf ein halbes Dutzend Tasten, und Rebus versuchte mitzubekommen, auf welche. »Nicht hingucken«, warnte Holly ihn. »Es ist hier alles Mögliche gespeichert: Zeitungsartikel, Geschichten, die nicht gedruckt worden sind...« »Eine Liste mit den Namen der Polizisten, die Ihnen Informationen verkaufen?« »Halten Sie mich für so dämlich?« »Ich weiß nicht: Sind Sie's?« »Die Leute reden mit mir, weil sie wissen, dass ich ein Geheimnis für mich behalten kann. Die Namen werde ich mit ins Grab nehmen.« Holly wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildk##329 schirm zu. Rebus bezweifelte nicht, dass der Computer auf dem neusten Stand der Technik war. Die Verbindung war innerhalb weniger Sekunden zustande gekommen, und blitzschnell tauchte eine Internet-Seite nach der anderen auf. Das Notebook, das Rebus sich geliehen hatte, war im Vergleich dazu, genau wie Pettifer gesagt hatte, noch von einem Kohleofen betrieben.
    »Suchbegriff...« Holly redete mit sich selbst. »Da gebe ich Monat und Jahr ein, und die Stichwörter Jura und Rettung... mal sehen, was unser Brainiac zu bieten hat.« Er drückte abschließend auf eine Taste, lehnte sich zurück und drehte sich erneut zu Rebus um, offenbar um zu sehen, wie beeindruckt er war. Rebus war total beeindruckt, hoffte allerdings, dass man ihm das nicht ansah. Auf dem Bildschirm war wieder eine neue Seite erschienen. »Siebzehn Ergebnisse«, sagte Holly. »Mein Gott, ja, jetzt erinnere ich mich wieder.« Er drehte den Computer ein bisschen zur Seite, und Rebus beugte sich hinüber, um lesen zu können, was dort stand. Und plötzlich fiel es auch Rebus wieder ein, der Vorfall war ihm noch im Gedächtnis, aber er hatte sich nicht gemerkt, dass es auf Jura passiert war. Ein Militärhubschrauber mit einem halben Dutzend hochrangiger Offiziere an Bord. Waren beim Absturz alle ums Leben gekommen, genau wie der Pilot. Anfangs hatte es Spekulationen gegeben, ob es ein Anschlag gewesen war. In Nordirland war in gewissen Kreisen lauter Jubel ausgebrochen -und eine Splittergruppe der IRA übernahm die Verantwortung. Aber am Ende war ein »Pilotenfehler« als Absturzursache ermittelt worden. »Kein Wort über den SAS«, bemerkte Holly.
    Nur die vage Erwähnung eines »Bergungsteams«, das losgeschickt worden war, um die Trümmer und vor allem die Leichen zu finden. Die Überreste des Helikopters wurden in ein Labor gebracht, die Leichen zur Autopsie, ehe man sie für die Beerdigung freigab. Eine Untersuchung des Vorfalls wurde angeordnet, und es dauerte ewig, bis das Ergebnis vorlag.
    »Die Familie des Piloten war damit nicht besonders glücklich«, sagte Holly, der bereits beim letzten Artikel angelangt war. Ein Toter, dessen Andenken mit dem Makel »Pilotenfehler« behaftet war. »Blättern Sie noch mal zurück«, sagte Rebus, verärgert, weil Holly schneller lesen konnte als er. Holly gehorchte, und der Text sprang sofort um.
    »Und Herdman gehörte zu dem Bergungsteam?«, fragte Holly. »Leuchtet ein, dass die Armee ihre eigenen Leute damit beauftragt...« Er wandte sich an Rebus.
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« Rebus hatte nicht vor, ihm noch mehr zu verraten, also sagte er, dass er sich nicht sicher sei. »Dann verschwende ich hier nur meine Zeit.« Holly drückte auf einen Knopf, und der Bildschirm erlosch. Er drehte sich mit dem Oberkörper um, so dass er Rebus direkt ansah. »Und wenn Herdman tatsächlich auf Jura war -