Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
identische blassblaue Pullover. Rebus und Bob setzten sich auf ihre Plätze in einer der hinteren Reihen des Zuschauerraums.
»Es ist kein Varietee«, sagte Rebus zu Bob, »aber fast genauso gut.« In diesem Moment wurde es im Saal dunkel. Rebus hatte zwar als Kind Der Wind in den Weiden gelesen, konnte sich aber nicht mehr an die Handlung erinnern. Das war Bob jedoch völlig egal. Sein Argwohn schwand rasch, als die Scheinwerfer die Szenerie erleuchteten, und die Schauspieler auf die Bühne gerannt kamen. Kröte saß zu Beginn des zweiten Teils im Gefängnis.
»Bestimmt nur wegen falscher Anschuldigungen«, flüsterte Rebus, aber Bob hörte überhaupt nicht zu. Er klatschte und buhte gemeinsam mit den Kindern, und beim Höhepunkt des Stücks - die Wiesel werden von Kröte und seinen Gefährten in die Flucht geschlagen - sprang er auf und brüllte Anfeuerungsrufe. Er sah auf Rebus hinunter, der nach wie vor saß, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Wie ich gesagt habe«, erklärte ihm Rebus, als das Licht im Zuschauerraum anging und die Kinder aus dem Saal zu strömen begannen, »nicht ganz dasselbe wie ein Varietee, aber auch nicht schlecht.« »Und das haben Sie nur getan, weil ich diese Bemerkung gemacht habe?« Nun, da das Stück zu Ende war, kehrte Bobs Misstrauen zum Teil zurück.
Rebus zuckte die Achseln. »Vielleicht glaube ich einfach, dass du eigentlich kein hundertprozentiges Wiesel bist.« Bob blieb im Foyer stehen, schaute ausgiebig umher, so als wolle er möglichst lange bleiben. »Du kannst jederzeit wiederkommen«, sagte Rebus zu ihm. »Braucht gar kein besonderer Anlass zu sein.« Bob nickte langsam und folgte Rebus schließlich auf die belebte Straße hinaus. Er hatte bereits seine Autoschlüssel gezückt, doch Rebus rieb seine behandschuhten Hände aneinander. »Eine Portion Fritten?«, schlug er vor. »Als netter Ausklang des Abends...« »Ich zahle«, stellte Bob eilig fest. »Sie haben die Eintrittskarten gekauft.« »Also, wenn das so ist«, sagte Rebus, »nehme ich stattdessen Fish & Chips.« Im Imbiss war wenig los: Es würde noch etwas dauern, bis die Leute aus den Pubs auf dem Heimweg vorbeischauten. Sie trugen die warmen Päckchen zum Auto und stiegen ein. Die Fenster beschlugen, während sie aßen. Plötzlich gluckste Bob mit offenem Mund. »Dieser Kröte war ein ziemliches Arschloch, was?« »Erinnerte mich irgendwie an deinen Kumpel Peacock«, sagte Rebus. Er hatte seine Handschuhe ausgezogen, damit sie nicht fettig wurden. Es war so dunkel, dass Bob die Wunden an seinen Händen nicht erkennen konnte. Sie hatten zwei Dosen Saft gekauft. Bob trank schlürfend aus seiner, schien nichts sagen zu wollen. Also setzte Rebus neu an.
»Ich habe dich vorhin zusammen mit Rab Fisher gesehen. Was hältst du von ihm?« Bob kaute nachdenklich. »Rab is' okay.« Rebus nickte. »Das findet Peacock auch, stimmt's?« »Woher soll ich das wissen?« »Du meinst, er sagt nichts über ihn?« Bob konzentrierte sich auf sein Essen, und Rebus wusste, dass er den Ansatzpunkt gefunden hatte, nach dem er schon länger suchte. »Klar doch«, fuhr er fort, »Rabs Ansehen bei Peacock ist ständig am Steigen. Aber glaub mir, das ist pures Glück. Weißt du noch, als wir ihn wegen des Gewehr-Nachbaus drankriegen wollten? Das Verfahren wurde eingestellt, und deshalb sieht es für viele so aus, als hätte Rab uns überlistet.« Rebus schüttelte den Kopf, versuchte sich nicht vom Gedanken an Andy Callis ablenken zu lassen. »Aber das stimmt nicht, er hatte einfach nur Glück. Wenn man derart viel Glück hat, bewundern einen die Leute... Sie glauben, man sei cleverer als andere.« Rebus schwieg, damit die Worte ihre Wirkung entfalteten. »Aber eines sage ich dir, Bob, es geht nicht darum, ob die Waffen echt sind oder nicht. Die Nachbauten sind zu gut gemacht, wir können sie nicht von echten unterscheiden. Und das bedeutet, früher oder später wird irgend so ein Junge dran glauben müssen. Und sein Blut klebt dann an deinen Händen.« Bob hatte sich gerade Ketchup von den Fingern geleckt. Er erstarrte bei der Vorstellung. Rebus holte tief Luft und lehnte seufzend den Kopf gegen die Kopfstütze. »So wie sich die Dinge entwickeln«, fügte er unbekümmert hinzu, »wird die Beziehung zwischen Rab und Peacock enger und enger werden...« »Rab is' okay«, wiederholte Bob, aber diesmal klangen die Worte hohl. »Ist wirklich ein Goldstück, unser Rab«, erwiderte Rebus. »Kauft er auch brav
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