Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
Rainer, der Fernseher und die Nazis mich betrogen.
Weißt du, wann statistisch gesehen die meisten Beziehungen scheitern?
Wenn Frauen sehen, wie lang dreißig Zentimeter wirklich sind?
Rate noch mal.
Keine Ahnung. Nach zwei Jahren, nach sieben Jahren?
Nach dem ersten gemeinsamen Urlaub! Feiertage, Weihnachten, Urlaub – die absoluten Stimmungstöter. Urlaub ist für eine Beziehung wie eine Brille für einen Kurzsichtigen. Man guckt völlig neu auf Altbekanntes und denkt: »Ach du Scheiße, so genau wollte ich es gar nicht wissen …«
Das heißt, als Paar gemeinsam wegfahren ist kein Urlaub, sondern eine Mutprobe …
Ja, generell ist die Zeit, die man gemeinsam verbringt, am gefährlichsten für jedes Paar. Wenn man zum Beispiel sieben Jahre zusammen ist, haben sie in der Regel de facto höchstens drei Jahre davon miteinander verbracht, wenn man davon noch die Zeit abzieht, die man schläft, auf dem Klo sitzt oder vor dem Fernseher, bleiben vielleicht letztlich noch ein paar Monate.
Toll. Wenn man dir so zuhört, können wir das mit der Beziehung ja gleich sein lassen. Dann treffen wir uns zum Vögeln und wenn ich jemanden brauche, der mir schwere Sachen in den Keller trägt. Du bist der größte Romantiker seit Stalin.
Du musst gleich wieder übertreiben.
Guck dir die Fotos hier an! Das ist Romantik! Und Glück! Und guck, durch irgendeinen Zufall bist du da sogar dabei …
Die Sache mit dem perfekten Urlaub
Wörter lügen nicht. Zum Beispiel »Ferienparadies«. Das Wort hätte mich eigentlich stutzig machen müssen, denn das Paradies ist ja der Ort, an dem für Adam und Eva der ganze Ärger anfing. So weit hab ich aber nicht gedacht, als Ramona mir Bilder von Hotels im Ferienparadies Bali zeigte, verbunden mit diesem speziellen Nölton, den schon kleine Mädchen beherrschen, wenn sie etwas haben wollen. Ob es nun um Barbie oder Bali geht, ändert am Tonfall eigentlich nichts. Nölen wird hauptsächlich von Frauen praktiziert, ähnlich wie Spagat, Häkeln oder Intimrasur. »Och, guck doch mal, die sehen doch schon aus wie wir!«, hieß es angesichts eines Werbefotos, auf dem eine Art schwuler Soapdarsteller sich mit einer blonden Sparkassenangestellten am Strand in Liegestühlen rekelte, während ein befrackter Einheimischer so tat, als brächte er den beiden gerne bunte Getränke. Kein Stück sahen die aus wie wir, fand ich.
»Ich kann den Winter hier nicht mehr sehen, und ein Urlaub täte uns ganz gut«, sagte Ramona, jetzt nicht mehr nölig, sondern sehr bestimmt. »Ein Urlaub täte uns ganz gut« heißt übersetzt: »So dolle läuft es nicht mit uns, Freundchen!« Ich hatte also offenbar die Wahl zwischen Bali und Beziehungsgespräch.
Kurze Zeit später saßen wir im Flieger. Die sogenannte »Insel der Götter« sollte es richten, nur – die Götter der Insel sind entweder kaputt oder dafür nicht zuständig. Das fängt mit dem Jetlag an. Ich wollte vögeln, Ramona wollte schlafen, fummelte wiederum später sinnlos an mir herum, als meine innere Uhr auf »snooze« stand. Der Strand war dafür exakt so wie auf den Bildern, die bunten Getränke gab es auch, nur ich sah nicht aus wie der schwule Soapie, sondern wie eine Warntafel beim Hautarzt. Wenn man sich mit einer mozzarellafarbenen Haut an den Strand legt, reicht eine Stunde für einen 1a Sonnenbrand, Lichtschutzfaktor hin oder her. Abends stellten wir fest, dass ein Sonnenbrand an ihrem und meinem Bauch ein gutes Verhütungsmittel ist.
Aber man kann ja auch reden. Über Bekannte, Freunde, Familie, die anderen Gäste, das schöne Wetter, das prima Hotel, das Leben. Und schon ist eine Stunde Urlaub rum. Bleiben noch acht, neun, zehn weitere. An diesem Tag. Und jedem weiteren. Lesen. Hmm. Auch schön. Oder Sport. Ich finde nicht, dass ich beim Tennis »immer alles besser weiß«. Nur, so wie Ramona den Schläger bei der Rückhand hält, ist es kein Wunder, dass der Ball ständig ins Netz geht.
Das Meer war toll, die Fische so bunt wie die Getränke, aber ehrlich gesagt, sind die auch die einzigen, die da Sex haben sollten, um noch mal auf das Thema zu kommen. Erstens sind die Buchten so einsam dann auch wieder nicht, und zweitens die Sache mit der Strömung und dem Salzwasser überall. Kultur. Kann man machen. Auch bei 32 Grad und hundert Prozent Luftfeuchtigkeit. Bei uns meide ich Kirchen wie der Teufel das Weihwasser, auf Bali guck ich Tempel. Wir haben uns ergänzt: Ramona las Erklärungen über die Sehenswürdigkeiten vor, und ich
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