Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
vergaß sie gleich wieder. Ich fand, Bali ist wie Angelia Jolie: sehr schön, aber seltsam und auf Dauer nichts für mich. Abends essen und bunte Getränke. Erholung ist anstrengend, zumindest für Paare.
Ramona erwischte mich am Computer im Businesscenter bei den Bundesligaergebnissen im Internet. Ramona nölte. Ihre Stimme lag auf einer ähnlichen Frequenz wie die Mücken in unserem Zimmer. Wir haben trotzdem Fotos gemacht, die Ramona, jetzt strahlend braun, überall rumzeigt: Wir beide lümmeln auf Liegen am Strand, und ein Einheimischer bringt bunte Getränke. Pures Glück. Im Gegensatz zu Wörtern lügen Fotos nämlich wie Pinocchio. Aber darüber reden wir beide erst mal nicht. Dafür war der Urlaub zu teuer.
Jedes Mal, wenn ich an Bali denke, weiß ich wieder, wie Glück in einer Beziehung geht. Der Urlaub auf Bali war der beste, tollste und perfekteste aller Zeiten, und ich bin heilfroh, dass wir uns da so oft haben knipsen lassen. Der Erinnerung wegen. Es sind wunderschöne Fotos. Wie im Katalog …
Gott, hier ist ein Gläschen Pesto von Thilo und Vera drin!
Wenn du bei Pesto das »o« weglässt, hast du meine Meinung zu Thilo und Vera.
Ja, toll, aber das hast du denen auch nicht ins Gesicht gesagt!
Natürlich nicht, das waren ja unsere Freunde …
Prima – Ehrlichkeit und Freundschaft geht also so gut zusammen wie Senf und Schokolade.
Würde ich so nicht sagen. Gib beides einfach Thilo und Vera, die machen daraus bestimmt ein leckeres Pesto.
Die Sache mit den Freunden
Jesus sagt: Liebe deine Feinde, aber: man muss auch erst mal seine Freunde mögen. Manchmal ist das gar nicht so einfach, gerade als Paar. Der Freund einer Freundin hat für die Frau dieselbe Wirkung wie der Soundtrack bei einem Film: Man nimmt ihn erst mal nicht wahr, aber wenn er nichts taugt, kann er alles kaputt machen. Genauso ist die Freundin von einem Freund für den Mann oft so wie die Gurke beim Burger. Man kriegt sie automatisch mit dazu.
Die Themengebiete, über die man z.B. mit Vera, der Freundin von Thilo, reden kann, sind: ihr Job, ihre Eltern und Schuhe. Thilo hat erzählt, Vera sei im Bett ein Tier. Keine Ahnung, was für ein Tier sie ist. Vermutlich ein Faultier, so träge, wie sie über ihren Job, ihre Eltern und sogar über Schuhe redet. Aber das ist Thilos Sache. Seit Thilo Vera hat, ist Thilo allerdings ohne Vera nicht mehr zu kriegen. Die beiden hängen aneinander wie Nord- und Südkorea. Südkorea ist okay, Nordkorea aber ist ein Spielverderber, ein Spaßableiter, ein Stimmungstöter. Keiner will mit Nordkorea spielen. Weder Fußball noch Poker noch sonst was. Thilo wurde also langsam aus der Männergruppe rausgedrängt, und Vera rächte sich für ihn mit sogenannten Pärchenabenden.
Das Schlimmste war, dass Thilo und Vera uns mochten. Sie hielten uns für Freunde, wir hielten sie für Stalker. Nette, freundliche Stalker. Es wurde noch schlimmer, als die beiden schwanger wurden und den Paul bekamen. »Wann kommt ihr denn mal den Paul gucken?«, kam abwechselnd von Thilo und Vera, und zwar per Mail, SMS, facebook, Mailbox und sogar Postkarte. Wir haben uns Paul ein Mal angeguckt. Er sieht aus wie ein Baby, was daran liegt, dass er genau das ist. Ein fremdes Baby ist wie Braunschweig für alle Nicht-Braunschweiger. Es reicht, wenn man es sich ein Mal anguckt. Der Mutterinstinkt einer Frau bezieht sich von Natur aus nur auf das eigene Kind, nicht auf irgendeinen x-beliebigen Paul.
Wir konnten Thilo und Vera also offenbar nicht vermitteln, dass bei aktuell sieben Milliarden Menschen auf der Welt ihr Paul niemand ist, für den andere Leute ständig alles stehen- und liegenlassen. Die beiden nervten weiter mit »Paul gucken«. Wir wurden zunehmend reservierter. Ich schicke ja auch keine Nachrichten rum und fordere meinen Bekanntenkreis auf, sich mal meinen Opa anzugucken, der übrigens auch Paul heißt, über 900 Monate alt ist und mittlerweile nur noch unwesentlich mehr kann als der andere Paul.
Dann zogen Thilo, Vera und Paul um, und zwar in ein Haus mit Garten. Jetzt sollen wir nicht nur ständig den Paul gucken, sondern auch noch das Haus und den Garten. Auch das haben wir ein Mal gemacht, und auch da war es so, dass ein Apfelbaum dem anderen gleicht wie ein Til-Schweiger-Film dem nächsten.
In Deutschland wird jede zweite Ehe geschieden, warum sollten da normale Freundschaften ein Leben lang halten? Wir beschlossen also, mit Thilo, Vera und Paul Schluss zu machen. Aber wie? Es ist nicht so leicht, wie
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