Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
sich vom eigenen Partner zu trennen. Da beichtet man einen Seitensprung und fertig. Aber bei einem anderen Pärchen? »Übrigens, wir haben euch mit Uwe, Maike und Yannik betrogen. Der Kleine ist viel süßer als Paul, und die haben sogar Kiwis im Garten, nicht bloß doofe Äpfel!« Schwierig. Zumal Thilo, Vera und Paul uns anscheinend noch immer sehr mögen. Sie bombardieren uns mit Einladungen. Wir antworten auf keine SMS mehr, haben jeder schon zwei Grippen vorgetäuscht und versucht, uns bei facebook abzumelden, erfolglos. Thilo, Vera und Paul finden uns nach wie vor, und sie finden uns klasse. Sie stellen kleine Einmachgläser vor die Tür mit »selbstgemachtem Pesto aus unserem Garten«, am Glas baumelt ein »aktuelles Foto von Paul«. Man kann leichter aus Scientology raus als aus einer Pärchenfreundschaft.
Gegen Thilo, Vera und Paul ist die Mafia ein lockerer Haufen. Jesus hatte leicht reden. Seine Freunde waren alle Singles.
Weißt du, was das ist?
Klar, ein Fußballsammelbildchen.
Aber von wem? Wie heißt der Spieler?
Äh …
Kleiner Tipp, das ist neben Karel Gott und Pan Tau der einzige tschechische Mann, für den du dich je begeistert hast.
Äh …
Aha! Du hast keine Ahnung. Null! Das ist typisch: Mir wochenlang den Fußball verhageln, weil du und deine Freundinnen jetzt angeblich auch große Fans seid, aber Milan Baros jetzt schon nicht mehr wiedererkennen!
Doch, klar kenn’ ich den! Den hatte ich sogar doppelt, und wollte den gegen Hoeneß tauschen, aber das hat nicht geklappt.
Und mit Hoeneß meinst du Gomez, richtig?
Kann sein.
Phantastisch …
Die Sache mit dem Fußballgucken
Kurz vor der letzten EM fühlte ich mich wie Michael Ballack. Ich hatte keinen Spaß mehr am Fußball. Bei Ballack lag’s an Löw, bei mir an Ramona.
Meine Freundin hatte zwei Wochen vor dem Eröffnungsspiel einen Spielplan gemacht. »Die Deutschen gucken wir bei Jana!«, verkündete sie.
Am Arsch, dachte ich, sagte aber nichts.
»Jana«, dozierte meine Freundin, »hat doch den Beamer!«
Jaa, aber Jana hat auch den Finn. Der Finn ist drei, hyperaktiv und hat mir beim letzten Mal auf die Hose gebrochen. Die Jana hat außerdem den Patrick. Der ist 34, Golfer, und glaubt, zum Grillen bräuchte man kein Fleisch. Patrick interessiert sich einen Scheiß für Fußball. Beim letzten gemeinsamen Fußballabend wollte er in der 82. Minute »mal sehen, was sonst noch so kommt«, und hat umgeschaltet!!
»Och«, entgegnete ich also meiner Freundin, »ich hab gedacht, wir gucken bei Möhre.« Möhre ist bei großen Turnieren gesetzt wie Manuel Neuer.
»Bei Möhre können wir ja die doofen Spiele gucken«, fand die derzeitige Frau meines Lebens. Die doofen Spiele sind die, wo Spieler spielen, von denen Ramona keine Sammelbildchen hat bzw. haben will. Zwei Wochen vor dem Turnier hatte ich ihr noch nicht gesagt, dass weder Frederik Ljungberg noch Alessandro Del Piero dieses Mal dabei sein würden. Vor vier Jahren war sie plötzlich für Tschechien wegen Milan Baros. »Süß«, hieß es, und »Guck mal, wie der lacht!« So gucken Frauen Fußball.
Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der Fußballer noch Gerd Müller hießen, Horst Hrubesch oder Katsche Schwarzenbeck. Und genauso sahen die auch aus. Keine Frau hätte sich je ein Panini-Bildchen von Horst Hrubesch besorgt. Nicht mal Frau Hrubesch. Keine Frau hätte vor dem Bildschirm geklebt, wenn Gerd Müller auf den Gedanken gekommen wäre, sich nach einem Tor das Trikot von der Wampe zu zerren. Aber darauf wäre er eh nie gekommen. Damals war Fußball noch ein Männersport. Die auf dem Rasen sahen im Prinzip so aus wie die auf den Rängen.
Heute heißen deutsche Spieler Mario Gomez, und selbst einer, der Schweinsteiger heißt und im Prinzip auch so aussieht, trägt coole Klamotten, hat eine Modelfreundin und wirkt ohne Trikot wie ein Praktikant bei den California Dreamboys.
Fußball zu gucken, weil die Spieler gut aussehen, ist wie Pornos zu gucken, weil die Frauen so schlau sind. Scheiße ist das! Wie soll man da vor der Glotze ohne schlechtes Gewissen Würstchen essen und Bier trinken? Die alte Nummer mit »Dann erklär mal Abseits!« kontert Ramona seit dem letzten Turnier cool mit: »Dann erklär du mal Menstruation!« Und schon steht’s 1:0 für sie.
Aber ich finde, Mann und Frau sind nun mal nicht die Jacob Sisters, die ein Leben lang alles, alles, alles immer zusammen machen müssen. Ramona und ich sind allerdings auf dem Weg in genau diese Richtung. Es
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