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Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
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so prima in die Familie integriert hatten. Was dabei Ursache und was Wirkung war, liegt auf der Hand. Danach war ich dann doof, weil ich mich weigerte, weiterhin jedes Jahr auf alle Geburtstage sämtlicher Anverwandter zu gehen. Wobei ich mich eigentlich gar nicht offensiv weigerte, ich ging nur einfach nicht mehr hin. Ich konnte die alle nicht leiden, wozu also der Stress mit dem »Die Melanie macht schon Kartoffelsalat und Tante Gerda Nudelsalat, also wäre es super, wenn du Schichtsalat machen könntest!«
    Ich wollte keinen Schichtsalat mehr machen. Nie mehr, ich hatte in meinem Leben bereits genug Schichtsalate gemacht, um damit mehrere Hungersnöte in Afrika beenden zu können. Und ich wollte auch nicht am Ende einer jeden Familienfeier Tupperware auseinanderklamüsern, also behauptete ich irgendwann, ich wäre beruflich im Vollstress. Zehn Jahre lang. Glaubte mir natürlich keiner. Es war mir egaler als Stuttgart 21. Aber jetzt, zu Papas 60. Geburtstag, würden sie alle wieder aufschlagen. Mit ihren Nudel-, Kartoffel- und Schichtsalaten, von denen natürlich wieder keiner von mir war.
    Auf dem Weg zum Schrebergartenvereinshaus fühlte ich mich wie vor der mündlichen Abiprüfung. Wobei ich da wenigstens wusste, dass zwei von drei Lehrern auf meiner Seite waren. Hier war nicht mal Rainer auf meiner Seite, der betont schlechtgelaunt auf dem Beifahrersitz lümmelte und sich auf der kompletten Hinfahrt darüber beschwerte, dass ich keine einzige CD mit »richtiger Musik« im Auto hatte. Im Grunde tat er mir leid. Meine Familie ist für mich schon schwer zu ertragen, und ich hatte immerhin über dreißig Jahre Übung darin. Familie ist wie Fitnessstudio. Man ist Mitglied, will aber eigentlich nie hingehen.
    Ich legte »Kettcar« ein, der einzige Kompromiss, auf den wir uns nach vier Jahren Beziehung hatten einigen können, und versprach ihm, dass wir nicht bei meinen Eltern übernachten würden. Er dürfe sich besaufen, versprach ich ihm, ich würde ihn, mich und seinen Kater von morgen auf jeden Fall noch nach Hause fahren. Das stimmte ihn friedlicher.
    Der Geburtstag war die Hölle auf Erden, plus all ihrer Einwohner. Alle waren sie da, Tante Clara, Onkel Bruno, Tante Gerda, Onkel Franz. Insgesamt knapp 120 Kleinstadt-Eumel, die sich zur Feier des Tages rausgeputzt hatten wie 120 Kleinstadt-Eumel. Sollte ich je so werden, dürfe, nein: müsse Rainer mir bitte eine Aldi-Tüte über den Kopf ziehen und am Hals fest zuschnüren, bat ich ihn. Dann ging die allgemeine Begrüßerei los mit Küsschen und »Na, dich hab ich ja lange nicht mehr gesehen …« Dazu lief Andrea Berg.
    Den ersten Streit hatte ich mit meiner Mutter, auch das eins unserer Familienrituale. Ich hätte ja wohl auch mal ein bisschen früher kommen können, wenn mein Vater seinen 60. Geburtstag feiert! »Deine Schwester ist schon seit drei Uhr da und hat bei der Dekoration geholfen. Und zwei Schichtsalate gemacht!« Dazu lief Andrea Berg.
    Ich versuchte erfolglos, meiner Mutter zu erklären, dass es sowohl meinem als auch Rainers Chef herzlich egal ist, wann mein Vater sechzig wird, und dass meine Schwester Studentin ist und nur fünf Minuten vom Vereinshaus weg wohnt, während wir fast eineinhalb Stunden über die A3 kriechen mussten. An dem Punkt kam Gott sei Dank mein Vater dazu und regte sich thematisch passend über die Baustellensituation auf deutschen Autobahnen auf. Anschließend klagte er über die Politik, gefolgt von Lamenti über das deutsche Fernsehen, die deutsche Post und den Deutschen an sich, der immer nur nörgelt, ohne je zufrieden zu sein.
    Ich hörte weg und erst wieder zu, als er plötzlich in eine Tirade auf Schichtsalat ausbrach. Eine Frechheit sei das, schimpfte er, dass ihn in seinen sechzig Jahren noch nie jemand gefragt habe, ob er das, was da jedes Jahr zu seinem Geburtstag kulinarisch verbrochen werde, auch wirklich essen wolle. Wolle er nämlich nicht. Als Kind habe er mangels Wohlstand den Kitt aus den Fenstern essen müssen, und der habe besser geschmeckt als dieser ewige Schichtsalat. Der stehe ihm bis hier, sagte er und hielt eine Hand über den Kopf. Wenn ich auch nur einen Funken Ehre im Leib hätte, würde ich mich weigern, an diesem Gemüsemassaker teilzunehmen. Er hatte also schon ein paar Bierchen intus, merkte ich, sah aber gleichzeitig meinen Vater zum ersten Mal mit anderen Augen. Wer weiß, was er in Wirklichkeit sonst noch nicht mochte? Andrea Berg? Meine Mutter?
    Er gab praktisch gleich selbst die

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