Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
letzten Urlaub hat heute jeder in der Hosentasche. Selbst in Kneipen, wo alle Besucher so aussehen wie RTL II in 3D, kreist mittlerweile an jedem Tisch ein iPhone. Und es bleibt nicht bei selbstgemachten Fotos. Dazu kommen Links zu lustigen Filmchen oder geile Sprüche auf facebook. Das ist eh die Pest. Seitdem es das gibt, hat man noch mehr »Freunde«, um die man sich kümmern muss. Freunde auf facebook sind die Nachfolger der Tamagotchis. Man kümmert sich den ganzen Tag ohne Sinn und Verstand um rein virtuelle Lebewesen.
Ich verstehe jetzt, warum Leute heiraten. Da kann man in aller Ruhe zusammensitzen und sich anschweigen. Das Schweigen muss man nicht erklären, das versteht jeder, man ist ja schließlich verheiratet. Als Ehepaar muss man nicht mehr reden. Mit Freunden ist so was nicht möglich. Aber vielleicht muss ich nicht gleich bis zum Äußersten gehen. Vielleicht reichen auch erst mal Tabletten, Kliniken und Therapien. Oder ich schreibe ein Buch darüber. Social burnout. Das klingt schon so, als ob etliche Promis es auch haben. Mal sehen, vielleicht schreibt Kerner mir ein Vorwort.
Wenn es nach Rainer ginge, bestünde unser Freundeskreis aus seinen vier Fußballkumpels und meiner besten Freundin Nicole. Und Nicole auch nur deshalb, damit ich mittwochabends wen zum Quatschen habe und samstagnachmittags nicht rummotze.
Wenn man einen durchschnittlichen Mann fragt, wofür man soziale Kontakte braucht, kommt zu 99 Prozent die Antwort: »Zum Biertrinken« oder: »Weil Kalle die Karre billiger flicken kann als die Vertragswerkstatt.« So ticken Männer. Frauen brauchen soziale Kontakte aus einem weit wichtigeren Grund: um sich mit ihnen zu vergleichen. Und sie dann zu übertrumpfen.
Das lässt uns Frauen jetzt nicht besonders sympathisch erscheinen, aber es ist nötig, damit es mit der Entwicklung der menschlichen Rasse vorangeht. Klingt wie eine sehr schlechte Ausrede für eine sehr schlechte weibliche Eigenschaft, ist aber tatsächlich evolutionär belegbar, und zwar so: Auch vor Zehntausenden von Jahren hat es schon Höhlenfrauen gegeben, die sich gegenseitig besucht haben, wenn die Jungs zum Mammutjagen unterwegs waren. Und nach einem dieser Besuche hat dann die Höhlenfrau zum Höhlenmann gesagt: »Du, die Bunga-Bongas von Nebenan haben durch das letzte Erdbeben so einen Riss in der Höhlenwand, durch den kann man jetzt total schön auf den Wald gucken, und der Rauch vom Feuer geht auch viel schneller weg. Bei uns ist es dunkel und stinkt.« Und weil besagte Höhlenfrau schon damals das Talent zu diesem gewissen Tonfall hatte, kam ihr Kerl irgendwann nicht mehr drum herum und erfand also das Fenster und beinahe auch den Vorläufer der Dunstabzugshaube. Und zwar nicht, weil er der cleverste Höhlenmann seiner Zeit war, sondern weil er die geltungsbedürftigste Höhlenfrau hatte.
Diese Beobachtung lässt sich über die Jahrhunderte hinweg weiterverfolgen. Immer gab es irgendwo irgendeine Frau, die etwas bei einer anderen Frau gesehen oder gehört hatte, danach ihrem Mann davon erzählte und nölte und meckerte – bis der sich gezwungen sah, etwas tolles Neues zu erfinden, damit er endlich wieder seine Ruhe hatte.
Irgendeine ägyptische Adlige jammerte, dass sie nicht auch »in so einem elenden Loch verbuddelt werden will wie die Tut-Ench-Eumels von nebenan«, und was macht Tuppes – weil er seine Frau liebt (oder den Sex mit ihr)? Er ordnet den Bau der ersten Pyramide an. Und weil seine Trulla eine Lieblingskatze hat, lässt er die direkt auch noch nachbauen und setzt sie davor. Ihr zu Ehren.
Frauen nerven, Männer müssen sich was einfallen lassen: vom ersten Lagerfeuer in der eigenen Höhle (»Mir ist so kalt …!«) bis hin zum Aspirin (»Heute nicht, ich hab Kopfschmerzen«). Natürlich tun Männer weltweit bis heute so, als wären sie allesamt ganz von alleine auf ihre grandiosen Ideen gekommen, aber seien wir doch mal ehrlich: Warum kriegen Männer ihren Hintern hoch? Weil sie Frauen beeindrucken wollen. Aus keinem anderen Grund. Darum gibt es in der kompletten Menschengeschichte auch keine schwulen Erfinder. Denen fehlt einfach der Arschtrittgeber. Wie bin ich jetzt eigentlich auf das Thema …? Richtig, die Essstäbchen. Das Essen bei Frank und Jasmin.
Rainer hatte meinetwegen zwar bislang noch nichts Weltbewegendes erfunden, aber er hatte sich zumindest mir zuliebe auf den Pärchenabend bei Frank und Jasmin eingelassen. Und infolgedessen auf eine Gegeneinladung bei uns zu Hause. Und
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