Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
sagen, wenn es mir nur darum ginge, wo er schon überall Sex mit anderen Frauen gehabt hätte, müssten wir auch die Waschmaschine verbannen. Ich sah erst rot, dann die Schale auf dem Tisch vor dem Sessel, und die dann warf ich dann nach Rainers Bein. Mangels Pistole, mit der man Verbrechern ja auch immer in die Beine schießt. Damit sie nicht mehr weglaufen, aber trotzdem noch gestehen können.
Rainer lief nicht weg, aber er gestand auch nicht. Keiner von uns sagte in der nächsten Stunde etwas. Rainer sammelte stumm die Scherben zusammen, und ich stellte eine andere Schale auf den Tisch. Gott sei Dank hatten wir drei davon. In stiller Übereinkunft trafen wir die gemeinsame Entscheidung, diesen Streit nicht fortzusetzen. Dann bestellte Rainer was beim Inder, wir hatten Sex auf dem alten Sessel, und mir ging es besser. Kann ja wohl nicht angehen, dass ich die einzige Frau in seinem Leben bin, die er da noch nicht gevögelt hat.
Warum hast du denn das Kinderbuch in die Kiste gepackt?
Das ist kein Kinderbuch, das ist ein Mahnmal aus Papier. Zum Gedenken an deine Unsensibilität und die Gefühllosigkeit aller Männer weltweit. In Gestalt eines Kinderbuchs.
Jesus Christus, ich hab mich doch längst entschuldigt, und du hast mir angeblich auch vergeben …
Das ist eben der Unterschied zwischen vergeben und vergessen.
Das wirkt auf mich eher wie der Unterschied zwischen vergeben und nachtragen. Du wolltest nie wieder davon sprechen!
Hab ich ja auch nicht. Du hast doch damit angefangen!
Ich kann hier nicht gewinnen, richtig?
Richtig.
Die Sache mit den Gefühlen
Zu Weihnachten vor drei Jahren, als ich gerade frisch bei ihm eingezogen war, hat Rainer mir ein Buch geschenkt. Das Buch heißt: Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? und handelt von einem kleinen Hasen und einem großen Hasen, die sich gegenseitig versichern, wie groß ihre Gefühle füreinander sind. Ich war völlig von den Socken. So ein emotionales Geschenk hatte ich meinem vermeintlichen Holzklotz von Freund nicht zugetraut, und ich begriff natürlich sofort, was für eine tiefere Bedeutung hinter dem Buch stand. Nicht mal zwei Monate vorher hatten wir nämlich eine Grundsatzdiskussion über die Wichtigkeit von Gefühlsmitteilungen innerhalb einer Beziehung gehabt.
Einfacher ausgedrückt: Ich war angepisst, weil Rainer mir immer noch nicht gesagt hatte, dass er mich liebt. Rainers Meinung war, das müsse er mir nicht sagen, das würde ich ja wohl merken. Meine Meinung war, dass seine Meinung kompletter Schwachsinn ist und er ein typisch männlicher verbaler Gefühlslegastheniker. Die Diskussion führte zu nichts und wurde von uns beiden im Anschluss erfolgreich verdrängt. Und jetzt schenkte er mir also dieses Buch. Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? – Mein Rainer!!
Beim traditionellen telefonischen Geschenkevergleich mit den Freundinnen gewann ich haushoch. Rainers Geschenk stach sogar die Diamantohrringe aus, die Sina von ihrem Freund bekommen hatte, denn der hatte nur mit Geld und Stil gepunktet. Wenn ein Mann bei einer Frau wirklich punkten will, dann mit Nachdenken und Gefühlen. Weil das bei Männern so selten vorkommt wie ein Elefant im Western. Es war ohne Frage das schönste Geschenk, das ich je von einem Mann bekommen hatte.
Zwei Jahre später bekam ich Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? noch mal. Wieder von Rainer und diesmal zu Ostern. Ich war nicht mehr ganz so gerührt wie an Weihnachten, versuchte aber, es mit Humor zu nehmen. Ich sah nach dem Auspacken vom Buchdeckel zu Rainer und sagte »Ja, weiß ich.« Verstand er nicht. »Du hast mir das Buch vor zwei Jahren schon mal geschenkt«, erklärte ich ihm.
Und hier machte Rainer jetzt den entscheidenden Fehler: Statt an dieser Stelle schuldbewusst zu grinsen und zu sagen: »Ich dachte, doppelt hält besser, weil ich dich eben so sehr lieb habe, dass ein Buch alleine das gar nicht ausdrücken kann!« oder irgendwas ähnlich Blödes, was Frauen nicht glauben, aber gerne glauben wollen, weil es so süß ist, stattdessen sagte mein Rainer: »Gar nicht!« – und zwar im Brustton der tiefsten Überzeugung. Ich nahm ihn mit zu unserem Bücherregal, holte das Buch raus und hielt es ihm hin. Immer noch entschlossen, kein Drama daraus zu machen. Da machte Rainer den zweiten Fehler.
»Ou. Ach … warst du das …
Es gibt Momente in einer Beziehung zwischen Mann und Frau, in denen eine winzige Bemerkung den Unterschied zwischen »Ich bin die Eine!« und
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