Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
über sechzig Jahren keine Nacht bei geschlossenen Fenstern geschlafen habe, sagte meine Mutter, wenn ich mich auch nur einen Hauch für sie interessieren würde. Ohne sie gäbe es mich gar nicht, sagte sie, ich aber hätte ihr zu Weihnachten!!! ein Zimmer ohne Fenster!!! gebucht.
Ich sagte: »Es ist drei Uhr nachts.«
Dann nahm ihr überraschend mein Vater den Hörer aus der Hand und schickte sie schlafen. Mein Vater und ich sagten beide eine Zeit lang nichts. »Als ich so alt war wie du«, sagte er dann, und ich konnte hören, dass er schon was getrunken hatte, »konnte sie mich mit ihren Brüsten beruhigen. Einfach so, egal wie ich sehr ich mich aufgeregt habe …«
Ich ließ den Satz ein Weilchen in der nächtlichen Leitung hängen, sagte dann »Gute Nacht, Papa« und legte auf.
Ramona schlief auf der anderen Seite des Bettes und hatte nichts mitbekommen. Ich sah sie lange an …
Ähm … Rainer?
Ja?
Ich will jetzt wirklich kein Fass aufmachen und ich bin auch nicht sauer oder beleidigt, wirklich nicht, aber –
Wieso ist hier ein Foto von dem nackten Hin- verdammt, wer ist diese Frau?
Was? Zeig! … Das ist dein nackter Hintern!
Was? Zeig! … Quatsch, auf keinen Fall ist das mein – … das ist nicht mein Hintern!
Ja, doch. Guck hier, wo die Ritze aufhört, ist das Muttermal, das du …
Wann hab ich dir denn bitte erlaubt, meinen nackten Hintern zu fotografieren?!
Das war auf Fuerteventura, da hatten wir doch diese Außendusche und –
… und da hast du, als ich geduscht hab, schnell unsere Kamera genommen, schön nah rangezoomt und ein Foto von meinem nackten Arsch gemacht?!
Also, soo nah hab ich da gar nicht rangezoomt, ich glaub, das war sogar ganz ohne Zoom, wobei –
Rainer!
Herr im Himmel, das ist doch ein schönes Foto! Außerdem ist dein Kopf nicht mit drauf, also weiß kein Mensch, dass du das bist. Nicht mal du wusstest gerade, dass du das bist.
RAINER!
Gott, dann tu ich das Foto von der Kiste eben wieder aus der Kiste raus …
Die Sache mit ihrem Hintern
Der liebe Gott hatte einen Grund, den Hintern da anzubringen, wo man als Frau nicht ständig draufgucken muss. Wir haben so schon genug Komplexe mit uns rumzutragen, da muss das nicht auch noch sein.
Frauen haben zu ihrem Hintern meist dasselbe Verhältnis wie zu ihren Exfreunden. Die einen ein freundschaftliches (selten), die anderen ein »einigermaßen okayes« (oft). Auch ich halte es mit meinem Hintern so wie mit meinen Exfreunden: Ich habe gar keinen Kontakt mehr. Seit inzwischen über zehn Jahren. Wenn mir jemand ein Foto meines eigenen Hinterns zeigen würde, ich würde ihn nicht erkennen. Und natürlich trotzdem vehement abstreiten, dass der zu mir gehört. Was auch wieder eine Parallele zu den meisten meiner Exfreunde ist.
Mit Anfang zwanzig hat eine Freundin von mir mal ein Foto von mir von hinten gemacht. Ich kam frisch aus dem Sommerurlaub, hatte braungebrannte lange Beine, und die endeten in mehr als knappen Jeans-Hot-Pants. Wenn ich das Foto heute sehe, denke ich sofort: »Mein Gott, ich lauf da rum wie eine notgeile Schlampe!« Und, direkt danach: »Scheiße nochmal: ich konnte es mir leisten!«
Zwei Jahre später war ich mit meinem damaligen Freund im Urlaub, und auf der Terrasse vor unserer Strandhütte gab es einen riesigen Ganzkörperspiegel. Als ich aus der Dusche kam und mich eincremen wollte, sah ich zum ersten Mal, was für einen Unterschied zwei Jahre an einem Hintern ausmachen können. Ich dachte zuerst noch, es handele sich um eine optische Täuschung, also dass der Spiegel vielleicht konvex oder konkav ist (oder was auch immer macht, dass etwas breiter, länger und delliger aussieht).
War aber nicht so. Da ich zu dem Zeitpunkt – Gott sei’s gepriesen – alleine auf der Terrasse war, machte ich sofort den Hintern-Gesicht-Vergleich. Ich war mir mit mir selber schnell einig, dass mein Gesicht noch genauso aussah wie vor zwei Jahren. Da waren keine Falten, die da nicht hingehörten. Da waren auch keine Dellen, und es war auch vor allem nicht insgesamt um mindestens fünf Zentimeter nach unten gesackt! Und mein Gesicht war Wind und Wetter immerhin die ganze Zeit schutzlos ausgeliefert gewesen, während mein Hintern mehrschichtig eingepackt doch wohl mehr als gut geschützt war! Was war nur passiert?! Was war da hinten los, was hatte sich hinter meinem Rücken abgespielt in den letzten zwei Jahren?!
Das, was mir da aus den verlängerten Oberschenkeln wuchs, sah ja beinahe aus wie ein
Weitere Kostenlose Bücher