Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
Schlachtfeld nach dem Hundertjährigen Krieg! Auf dem winzige (aber extrem hartnäckige) Mini-Krieger alle Arten von Waffen ausprobiert hatten! Von mir völlig unbemerkt! In gerade mal zwei Jahren! Mir war klar, wenn die Natur DAS in zwei Jahren aus meinem Hintern machen konnte, würde ich in spätestens fünf Jahren von hinten so aussehen, wie zwei Jürgen Prochnows nebeneinander von vorne. Ohne Augen, Nase und Mund. Das musste ich auf jeden Fall verhindern.
Als ich wieder zu Hause war, trennte ich mich als Erstes von dem damaligen Freund. Der hatte gesehen, wie es hintenrum um mich stand, und keinen Ton gesagt. Natürlich war es aus seiner Sicht eigentlich richtig, dass er dazu nichts gesagt hatte, aber darum ging es jetzt nicht. Ich wollte alle Zeitzeugen dieses Hintern-Desasters loswerden. Im Anschluss an die Trennung zwang ich mich, viermal in der Woche regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen. Ich machte BOP-Übungen wie eine Wahnsinnige, massierte Anti-Cellulite-Cremes, Öle und Lotionen ein und gewöhnte mir an, im Stehen an meiner Semesterarbeit zu schreiben, weil ich dabei die Arschmuskeln im Zehn-Sekunden-Takt anspannen konnte. Das Ergebnis war, dass meine Beine, Arme und Bauchmuskeln absolut sehenswert wurden, mein Hintern von der ganzen Anstrengung am Ende aber offenbar so erschöpft war, dass er weitere drei Zentimeter nach unten rutschte. Es war zum Heulen.
Darum beschloss ich damals, meinen Hintern so zu behandeln wie den Tod. Ich würde ignorieren, dass es ihn gibt. Beziehungsweise verdrängen, solange es geht. Frauen sind im Verdrängen um Längen besser als im Vergessen. Und das hat bis heute prima funktioniert. Es ist reiner Selbstschutz, und er funktioniert auch im Alltag. Wir besitzen in der ganzen Wohnung keinen Spiegel, der tiefer geht als mein Bauchnabel. Dafür habe ich gesorgt, und Rainer ist es nie aufgefallen. Auch sonst komme ich mit meiner Selbsttäuschung gut zurecht. Wenn irgendjemand eine gutgebaute Frau von hinten sieht und sagt »Geiler Hintern!«, dann nicke ich zwar, und alle halten mich für wer weiß wie cool, aber innerlich denke ich inzwischen schon »Geiler was?«
Ich möchte nicht wissen, wie mein Hintern inzwischen aussieht. Ich weiß, es wäre nicht gut für mich, wenn ich das wüsste. Ich habe, seit ich Mitte zwanzig war, schon für viele verschiedene Körperteile Komplimente von Männern bekommen. Mein Hintern war nie dabei.
Was man nur lange genug ignoriert, das hat es nie gegeben. Im Grunde halte ich es also mit meinem Hintern so, wie meine Großeltern mit dem Dritten Reich. Das kann man anprangern. Man kann mich aber auch einfach mit dem ganzen Thema in Ruhe lassen. Und bisher war ich davon ausgegangen, dass Rainer das verstanden hat …
Hier ist ein Rezept für einen Auflauf mit Mangold drin.
So wie du das sagst, klingt es wie ein Vorwurf.
Was ist Mangold, Ramona?
Das gleiche wie Spinat, nur in chic.
Also Unkraut.
Nein, Gemüse!
Wir hatten doch noch nie Unkrautauflauf, warum hast du ein Rezept dafür in unsere Kiste gelegt?
Du hast es vielleicht nicht mitbekommen, aber ich hatte mal eine Phase, wo ich versucht habe, etwas mehr auf unsere Ernährung zu achten.
Echt? Warum?
Ich weiß, für dich sind Vitamine und Vampire Sachen, die sich irgendwelche Geschäftemacher ausgedacht haben, um Frauen zu verarschen.
Ich hab’s dir doch schon erklärt: In freier Wildbahn lebt eine Katze von Mäusen, bei dir lebte sie von Dosen, und sie wurde trotzdem steinalt und war die ganze Zeit über sehr glücklich. So sind Männer auch.
Ja, und mit meiner Katze konnte man ähnlich gut diskutieren. Aber alles hat ja zwei Seiten, auch dieses Rezept, und hinten drauf ist ein schöner Artikel über die Vorzüge des Landlebens …
Ach du Scheiße!
Ich sehe, du erinnerst dich …
Und wie! Da waren dir die ganzen Vitamine zu Kopf gestiegen, und du wolltest unbedingt aufs Land!
So wie du es sagst, klingt es schon wieder wie ein Vorwurf.
Ja!
Die Sache mit der Landlust
Frauen sind leichtgläubiger als Apostel. Wenn unsereins eine nackte Frau in einem einschlägigen Heft betrachtet, weiß er, dass die abgebildete Dame in Wirklichkeit nicht so aussieht. Zumindest nicht morgens nach dem Aufstehen, oder wenn sie Grippe hat. Ramona hingegen sah das Landleben in einem dieser Heftchen, die das Landleben verherrlichen, glaubte alles, was sie sah, und wollte partout aufs Land. »Jetzt guck doch nur!«, hieß es, »die Ruhe, die Felder, das Fachwerk und alles!« Ramona bildete
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