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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michelle
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Warteschlange?«
    Ein widerwilliges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin gern Single.«
    »Lügnerin«, sagte Peter sanft. »Du bist wie geschaffen für ein Leben voller Liebe und Lebensfreude, Mallory Atkinson.«
    »Es reicht mir, wenn ständig Die Waltons im Fernsehen wiederholt werden, vielen Dank.«
    Mallory wandte den Kopf ab und beobachtete den Koch bei der Arbeit oder tat zumindest so. Sie war schon wieder abwesend, auch wenn sie höchstens einen Meter von ihm entfernt war. Er fragte sich, welche Gedanken wohl schuld daran waren, dass sie so blass und ernst aussah. Und er fragte sich, ob sie es ihm jemals erzählen würde. Peter drehte sein Wasserglas hin und her und starrte in die schmelzenden Eiswürfel. Welche Kräfte hatten diese hohen und unüberwindlichen Mauern um sie herum geschaffen? Was war der Schlüssel zu diesem Geheimnis? Lag er in ihrer Kindheit oder in ihrem Erwachsenenleben? Hatte sie schreckliche oder wundervolle Eltern gehabt?
    »Sie waren wundervoll«, sagte sie laut. »Liebenswert, humorvoll. Sie haben ihren Kindern Halt gegeben.«
    Sie wandte den Kopf und begegnete seinem verwunderten Blick, während sich langsam eine tiefe Röte auf ihrem Gesicht ausbreitete.
    »Ich habe nichts gesagt, Mallory«, sagte Peter sanft. »Aber das weißt du, nicht wahr?« Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Nicht zu fassen. Du hast auch telepathische Fähigkeiten!«
    »Was heißt hier auch ?«, fragte Mallory heiser.
    »Ich kann die Zukunft vorhersehen. Und wie steht es bei dir?«
    »Ich auch«, sagte sie unsicher.
    »Und du scheinst auch Gedanken lesen zu können. Kannst du es bewusst steuern?«
    Mallory atmete tief durch. »Inzwischen schon. Aber als Kind hatte ich die Gedanken, die mich umschwirrten, nicht unter Kontrolle. Sie haben mich die ganze Zeit bestürmt.«
    »Das muss sehr schwer gewesen sein.«
    Mallory zuckte die Achseln und brachte es nicht über sich, ihn anzusehen. »Stimmt. Glücklicherweise waren meine Eltern so klug, mir die richtige Hilfe zu beschaffen: eine Expertin, die mich gelehrt hat, meine medialen Fähigkeiten in den Griff zu bekommen. Sie hat mir beigebracht, mich zu schützen und abzuschirmen. Und sie hat mich auch über die Ethik meiner Fähigkeit aufgeklärt. Es ist unmoralisch, sich der Gedanken anderer Menschen zu bemächtigen. Deshalb wollte ich das gerade eben auch nicht. Keine Ahnung, was passiert ist.«
    »Vielleicht hast du für einen kurzen Moment dein Schutzschild heruntergelassen?«
    »Wahrscheinlich.« Sie nahm ihre Teetasse und trank einen Schluck. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie ihm in die Augen, ehe sie den Blick wieder abwandte. »Kannst du auch Gedanken lesen?«
    Augenblicklich war Peter auf der Hut. Er würde nicht zulassen, dass sie schon wieder eine Mauer errichtete. »Normalerweise ja. Natürlich nicht die genauen Gedanken, aber das Wesentliche bekomme ich mit. Es ist sehr nützlich bei meiner Arbeit. Ich respektiere die moralische Seite, aber in meinem Job ist es wichtig, so schnell wie möglich die Wahrheit zu finden. Natürlich wende ich es nicht bei meinen Freunden an. Consuela zum Beispiel würde mich umbringen, wenn ich mich jemals in ihre Gedanken einschleichen würde.«
    Mallory nickte langsam. »Die meisten Menschen finden diese Fähigkeit … beunruhigend.«
    »Bedrohlich.«
    »Ja.«
    Sanft legte er die Finger um ihre geballte Faust. »Bin ich eine Bedrohung für dich, Mallory?«
    »Nicht mehr als ein gewöhnlicher Tyrannosaurus rex.«
    Peter lachte. »Ich verspreche dir, niemals deine Gedanken zu lesen, Mallory. Du kannst mir vertrauen.«
    Mallory starrte auf ihre Faust in seiner Hand, als hätte sie so etwas noch nie in ihrem Leben gesehen. »Hat deine Fähigkeit, in die Zukunft sehen zu können, irgendwas damit zu tun, dass du mir ständig folgst?«
    »Ja.«
    »Nein!«, sagte Mallory und stand abrupt auf. »Ich habe einen freien Willen. Und ich will das nicht. Ich lasse es nicht zu. Nur weil wir schon frühere Leben geteilt haben, besteht kein Grund, auch dieses Leben zu teilen! Such dir eine andere arme Frau, die glasierte Doughnuts mag, und lass mich in Ruhe!«
    Sie hatte bereits die Eingangstür erreicht, als Peter sie einholte und ihren Arm nahm.
    »Mallory -«
    »Nein!«, sagte sie, riss sich los und stürmte hinaus in den Regen. Sie eilte zu ihrem Wagen, dicht gefolgt von Peter.
    »Ich verstehe ja, dass du keine Bindung eingehen willst. Ich bin sicher, du hast gute Gründe dafür.

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