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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michelle
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Mallory jeden Morgen mit einer Meditation begonnen. Sie diente zur Stabilisierung ihrer Schutzmauern, die sie vor den Gedanken und Einflüssen anderer schützen sollten. Das würde bestimmt auch bei Mr. Drake funktionieren.
    Sie nahm die Lotosposition auf dem Fußboden ihres Schlafzimmers ein und begann, tief und langsam ein- und auszuatmen, konzentrierte sich darauf, bis sie die Energie spürte, die sie durchströmte. Sie begann mit den üblichen notwendigen Reparaturarbeiten für ihre normalen Schutzwälle, ehe sie sich nach ungefähr fünfzehn Minuten an das Problem Peter Drake wagte.
    Es war schockierend zu sehen, wie viele Verbindungen zwischen ihnen bereits existierten. Und wie stark sie waren! Mallory musste ihre gesamte Konzentration aufbieten, um eine nach der anderen zu zerreißen und sie an diesen Bullen mit dem unmöglichen Humor zurückzuschicken.
    Sie wollte gerade die letzte Verbindung kappen, die dickste und stärkste von allen, als plötzlich die Vision über sie kam, wie ein silbernes Messer in der Luft aufblitzte und Peters Waschbrettbauch aufschlitzte. Sie spürte den Angriff, als hätte das Messer ihre eigene Haut durchdrungen. Sie schrie vor Schmerz auf und hielt sich den Bauch. Wieder und wieder hörte sie den Namen Bertoch, und wusste von irgendwoher, dass es etwas mit jemandem namens Manny Shorr zu tun hatte.
    Keuchend erwachte sie aus ihrer Trance und starrte auf ihrem Schlafzimmerboden vor sich hin. Bisher hatten ihre hellseherischen Fähigkeiten sich erfahrungsgemäß auf zukünftige Ereignisse bezogen. Manchmal hatte es eine Woche, drei Jahre oder auch ein ganzes Leben gedauert, bis sie eintrafen, es war unmöglich vorherzusehen. Aber wenn sie eine Zukunftsvision während ihrer Meditation hatte, und das hier war ohne jeden Zweifel eine gewesen, bezog sie sich auf etwas, was in kürzester Zeit passieren würde, innerhalb der nächsten ein oder zwei Stunden, ganz bestimmt aber noch am selben Tag. Sie hatte noch nie etwas Unbegreifliches vorhergesehen. Hätte sie noch nie von Flugzeugen gehört, hätte sie den Tod ihrer Familie in einem Flugzeug nicht prophezeien können. Irgendwo hatte sie den Namen Manny Shorr doch schon mal gehört, aber wo?
    Plötzlich tauchte das Bild von Peter Drake vor ihr auf, der mit ihr vor der Tür ihrer Tierärztin stand.
    »Dr. Brier wurde mir wärmstens empfohlen.«
    »Durch wen?«
    »Von wem«, korrigierte Peter.
    Mallory hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
    »Jede Menge Leute«, erklärte Peter. »Manny Shorr, Al Dinetti, Sean Monaghan -«
    »Verdammter Kerl!«, murmelte Mallory.
    Sie hatte nicht nur jämmerlich versagt, Peter Drake aus ihrem Herzen und ihren Gedanken zu reißen, sondern er hatte auch noch ihre heiligste Zufluchtsstätte eingenommen, ihre tägliche Meditationsübung. Schlimmer noch – sie konnte nicht hier sitzen bleiben und einfach nichts tun, nachdem sie nun wusste, dass er in Gefahr schwebte.
    Grimmig erhob sie sich und ging zu ihrem Telefon neben ihrem Bett. Sie brauchte nicht einmal die Nummer nachzusehen. Sie wusste sie, was ihren Unmut nur noch verstärkte. Sie wählte seine Privatnummer. Schon beim zweiten Klingeln nahm er ab.
    »Drake«, bellte er ins Telefon.
    »Kennst du jemand namens Bertoch?«, fragte Mallory.
    Schweigen. »Mallory!«, sagte er. »Wie schön, deine Stimme zu hören!«
    »Spar dir deinen Charme, Drake. Kennst du jemanden namens Bertoch?«
    »Nein, ich kenne niemand, der so heißt.«
    »Du wirst ihm heute begegnen. Er hat etwas mit Manny Shorr zu tun, und er hat ein Messer, pass also auf dich auf.«
    Sie legte auf, bevor er auch nur ein weiteres Wort äußern konnte. Dann eilte sie ins Badezimmer unter die Dusche, um nicht ans Telefon gehen zu müssen, falls es läutete.
    Sie versuchte, sich die Angst wegzuspülen, ihre Aura zu reinigen. Es war keine Todesvision gewesen, dessen war sie sich sicher. Aber konnte ein Messer ihn schwer verletzen? Würde ihn diese Verletzung zu einem Job am Schreibtisch zwingen?
    »Verschwinde endlich aus meinem Leben, Peter Drake!«, rief sie unter der Dusche, aber es funktionierte nicht.
    Während sie sich anzog, dachte sie an ihn. Beim Frühstück konnte sie kaum das Buttermesser ansehen. Während sie zur Arbeit fuhr, hämmerte der Name Bertoch unablässig in ihrem Kopf.
    Sie warf Mike nur ein knappes »Guten Morgen« zu, stürmte in die Werkstatt und machte sich an die Arbeit. Doch wann immer sie an Peter und das Messer dachte, gelang es ihr nicht, sich darauf zu

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